In Bad Cannstatt und den Neckarvororten gibt es 14 Ganztagsschulen. Auch die Grundschule Obertürkheim hat sich jetzt für die Betreuung am Nachmittag entschieden.

Neckarvororte - Allmählich schreitet der Ausbau der Ganztagsbetreuung an den Stuttgarter Schulen voran. Bis Ende 2013 will die Stadtverwaltung zehn neue Ganztagsschulen einrichten. Bis 2020 soll jede Grundschule, die das will, ein Ganztagsangebot aufbauen können.

 

In Bad Cannstatt und den Neckarvororten gibt es laut Schulverwaltungsamt schon jetzt 14 Schulen, die vom Land für ihre Ganztagsbetreuung zusätzliche Lehrerstunden bekommen. Und auch die Grundschule Obertürkheim dürfte sich bald in diese Gruppe einreihen. Der Antrag ist gestellt, die Gesamtlehrerkonferenz, der Elternbeirat und die Schulkonferenz haben dem Ausbau zur Ganztagsschule kurz vor Ostern zugestimmt.

Der Wunsch, die Grundschulkinder auch am Nachmittag zu betreuen, ist in Obertürkheim nicht neu. Bereits im Haushalt 2010/11 hatte der Stadtbezirk Mittel für einen Hort im Dachgeschoss des denkmalgeschützten Schulgebäudes beantragt – damals noch ohne Erfolg. Im aktuellen Haushalt wurden die Gelder dann endlich bewilligt, allerdings nicht mehr für das inzwischen überholte Hort-Modell, sondern für den Ausbau zur Ganztagsschule.

„Das ist eine große Bereicherung für den Stadtteil“, freut sich die Schulleiterin Susanne Schmidt. Gerade in einem Einzugsgebiet wie Obertürkheim, wo auch viele Familien mit Migrationshintergrund leben, sei eine Ganztagsschule eine ganz tolle Möglichkeit, um die Kinder zu fördern und allen die gleiche Beteiligung am kulturellen Leben zu ermöglichen.

Seit 2009 ist die Grundschule voll gebundene Ganztagsschule

Die Grundschulrektorin schätzt, dass der Entwicklungsprozess rund zwei Jahre dauern wird. Viele der jetzigen Grundschüler würden deshalb gar nicht mehr von den Ganztagsangeboten profitieren. Ein Küchenbereich und eine Mensa müssen für die rund 160 Schüler gebaut werden, außerdem benötigt die Schule zusätzliche Räume für die verschiedensten Ganztagsangebote.

Während die Entwicklung zur Ganztagsschule in Obertürkheim noch in den Kinderschuhen steckt, kann die Jörg-Ratgeb-Schule in Neugereut bereits auf mehr als 30 Jahre Ganztagserfahrung blicken. Die Anfang der 1970-er Jahre als Gesamtschule gegründete Einrichtung, setzte von Anfang an auf die Ganztagsbetreuung. Heute gehören zum Schulverbund eine Werkrealschule, eine Realschule und ein Gymnasium. An allen drei Schulen gibt es verschiedenste freiwillige und verpflichtende Ganztagsangebote. „In der heutigen Zeit sollte die Ganztagsschule als Angebot überall verfügbar sein“, findet die Schulleiterin Brigitte Liebelt.

Auch die Cannstatter Carl-Benz-Schule ist mit ihren bisherigen Ganztagserfahrungen sehr zufrieden. Seit 2009 ist die Grundschule voll gebundene Ganztagsschule. Die Schüler hätten eine höhere Sozialkompetenz entwickelt, der Anteil an Grundschülern, die auf die Realschule oder das Gymnasium wechseln, sei gestiegen und die Schüler würden sich stärker mit ihrer Schule identifizieren, schwärmt die Schulleiterin Ingrid Vanek.

Zudem hätten die Grundschulkinder durch Angebote wie das Multikulti-Kochen, das Tanzen oder andere Sportarten die Möglichkeit, ganz viel auszuprobieren. So könnten die Schüler selbst herausfinden, wo ihre Stärken liegen. Auch die Entkopplung des Lernens vom Elternhaus ist eine der großen Stärken der Ganztagsschule, findet Vanek.

Schüler haben mit den Schwierigkeiten der Pubertät zu kämpfen

In Münster gibt man sich unterdessen mit dem erfolgreichen Ausbau zur Ganztagsschule nicht zufrieden. Die Elise von König-Schule ist bereits seit 2006 Ganztagsschule, jetzt steht für die Werkrealschule die nächste große Veränderung an. „Wir bauen zur Gemeinschaftsschule um“, sagt Schulleiterin Renate Schlüter.

Die Erfahrungen mit der ganztägigen Betreuung der Schüler seien in den vergangenen Jahren durchweg positiv gewesen. Auch von Seiten der Eltern habe es keine negativen Reaktionen gegeben.

Das Modell Ganztagsschule mit seinen festen Lernzeiten sei insbesondere für weiterführende Schulen, wo die Schüler ohnehin mit den Schwierigkeiten der Pubertät zu kämpfen hätten, sinnvoll, findet die Rektorin. Außerdem seien die Möglichkeiten der Schulen, auch außerhalb des Klassenzimmers Angebote für die Schüler zu schaffen, deutlich größer. Für berufsbegleitende Projekte, Kooperationen mit den städtischen Museen und viele andere Angebote sei einfach immer genügend Zeit.

Die Ganztagsschule mit ihrer Rhythmisierung in Unterrichts-, Sport- und Spielangebote ist laut Schlüter eine gute Voraussetzung für die anstehende Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule. An dieser Schulform reizt die Schulleiterin vor allem das gemeinsame Lernen von Werkrealschülern, Realschülern und Gymnasiasten.