Die Stadt investiert in die Sanierung der Schulen, aber die stillen Örtchen haben nicht immer Priorität.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Aus dem kleinen Laden duftet es nach Pizzaschnitten. Wer in dem Flur aber die nächste Tür öffnet, bekommt eine Duftdusche der anderen Art. Schon der Vorraum der Jungentoilette stinkt. So sehr, dass kürzlich die Schülermitverwaltung der Robert Mayer Schule den Antrag gestellt hat, das Haupt-WC im Erdgeschoss zu schließen, weil es für die Schüler unzumutbar sei. Das Urinal ohne Wasserspülung stammt aus den 70er Jahren. „Man braucht einen starken Magen, oder man muss warten bis zuhause“, beschreibt Angelo Nappi die Zustände, und sein Mitschüler Dominik Kühfuß sagt: „Ich gehe lieber in den dritten Stock. Die Toilette ist zwar auch alt, aber viel angenehmer.“

 

Für das Gebäude von 1911 sind im Schulsanierungsplan knapp drei Millionen Euro veranschlagt und ausdrücklich wird die WC-Modernisierung erwähnt. „Die wird aber erst 2014 kommen“, sagt der Schulleiter Manfred Härterich. Er hat Ende 2012 beim Hochbauamt sogar die Planung und Kalkulation für die Sanierung vorgelegt, denn an seiner Schule werden auch Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik ausgebildet. „Die können zwar nicht die Fliesen und den Fußboden abschlagen und neu anbringen. Aber alles, was mit den sanitären Anlagen zu tun hat, könnten wir als Schulprojekt machen“, erklärt Härterich. Aber auch eine Sanierung mit Eigenleistung werde 2013 nicht mehr realisiert werden können, hat Härterich erfahren.

„Die Schülerinnen beschweren sich dauernd“

„Wir müssen alle Sanierungsmaßnahmen innerhalb einer Schule aufeinander abstimmen“, erläutert die Leiterin des Schulverwaltungsamtes Karin Korn das Vorgehen. „Außerdem konkurrieren die einzelnen Posten miteinander“, erklärt sie. Vorrang haben die sicherheitsrelevanten Arbeiten wie Brandschutz, Fenster, Fassaden, Elektroinstallationen und die Ausstattung der Unterrichtsräume zum Beispiel des Faches „Naturwissenschaft und Technik“ auf den neuesten Stand.

Das tröstet die 200 Mädchen des Friedrich-Eugens-Gymnasium wenig, denn ihre einzige Toilette mit 16 Kabinen ist auch schon weit über 40 Jahre alt. „Die Fenster sind immer geöffnet, sonst wäre es nicht auszuhalten“, klagt der Schulleiter Martin Dupper. „Die Schülerinnen beschweren sich dauernd.“ Dies zumal es im Winter in dem Raum eiskalt ist und die Jungentoilette mit der einst „längsten Pinkelrinne Stuttgarts“, wie sich Hausmeister Lutz Schönebaum erinnert, 2011 saniert wurde. „Seitdem sind sie sauber. Wenn etwas neu ist, wird es auch pfleglich behandelt“, beobachtet der Schulleiter Dupper. Wann das stille Örtchen der Mädchen erneuert wird, weiß er nicht. „Ich habe dafür keine Prognose und die Toiletten für die Lehrer und Besucher sind sogar noch im Urzustand von 1954. Das mir immer etwas peinlich.“

Alle Toiletten-Epochen sind präsent

Ein Paradebeispiel für die anspruchsvolle Aufgabe, die einzelnen Sanierungsschritte miteinander abzustimmen, ist das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Hier sind alle Toiletten-Epochen präsent: Die ansprechend umgestaltete Mädchentoilette in der Mensa. Daneben wird die Jungentoilette gerade auf den gleichen Stand gebracht, der Umbau läuft. Und es gibt auch das bis in den Flur stinkende Urinal ohne Wasserspülung von 1957. „Man muss alles bis auf den Putz abschlagen, weil der Gestank in den Wänden und im Fußboden sitzt“, erklärt die Direktorin Karin Winkler.

Wann das im historischen Klo der Fall sein wird, weiß sie nicht, denn mitten in die Sanierung bekam das Ebelu zum kommenden Schuljahr die Anerkennung als Musikgymnasium und benötigt jetzt einen Anbau. „Wir überholen uns hier in der Planung“, sagt Karin Korn. 800.000 Euro seien hier bisher in die Toilettensanierung gesteckt worden, jetzt aber müsse erst eine Machbarkeitsstudie für den Erweiterungsbau des künftigen Musikzweigs erstellt werden. „Wenn eine Querspange geplant wird, müssen wir die Sanierung des WC darauf abstimmen“, erklärt Karin Korn.

In diesem und im Vorjahr investiert die Stadt 1,2 Millionen Euro in die stillen Schulörtchen, deren Sanierungen laufen voraussichtlich bis 2016. Zu den Glücklichen, bei denen die Toiletten bereits auf dem hygienisch neuesten Stand gebracht wurden, gehören das Wirtschaftsgymnasium West, das Dillmann-Gymnasium, die Schlossrealschule, die Römerschule, das Königin-Katharina Stift, das Wagenburg-Gymnasium und die Pragschule. In der Johann-Friedrich Cotta-Schule und der Ameisenbergschule wird zur Zeit gebaut.