Die Pläne der Schulverwaltung, die Steinenbergschule in Hedelfingen in ein Gymnasium umzuwandeln, sorgen für Ärger in den oberen Neckarvororten.

Hedelfingen - Nach wie vor sorgen die Pläne der Schulverwaltung, am bisherigen Werkrealschulstandort Steinenbergschule ein neues Gymnasium einzurichten, in den oberen Neckarvororten für Zündstoff. Martin Bizer, der Schulleiter des Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasiums, fürchtet, dass viele Schüler künftig „das kleine, aber feine Hedelfinger Gymnasium“ bevorzugen könnten.

 

Das Wirtemberg-Gymnasium werde nicht nur Schüler aus Hedelfingen und Rohracker verlieren, sondern auch aus Obertürkheim, Wangen und Uhlbach. Diese Orte seien verkehrstechnisch gut an Hedelfingen angebunden. „Die Zusammensetzung unserer Schülerklientel wird sich massiv verändern“, sagt Bizer.

Das neue Gymnasium bleibt Teil der Schulentwicklungsplanung

Das Wirtemberg-Gymnasium werde sich möglicherweise zu einem reinen Sportgymnasium entwickeln, was das Aus für die bislang von den Eltern betriebene Cafeteria bedeuten würde. Bei einem solchen Gymnasium kämen die Schüler aus der ganzen Region, die Eltern würden nicht vor Ort wohnen und könnten sich auch nicht um die Cafeteria kümmern. Der Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums geht noch einen Schritt weiter: „Wir sind in unserem Bestand gefährdet.“

Hedelfingens Bezirksvorsteher Hans-Peter Seiler kann diese Befürchtungen nicht nachvollziehen: „Viele Kinder aus dem Stadtbezirk können nicht am Wirtemberg-Gymnasium unterkommen.“ Zwischen 70 und 80 Schüler aus den oberen Neckarvororten müssten pro Jahrgang auf Gymnasien in Bad-Cannstatt, im Stuttgarter Osten oder auf den Fildern ausweichen.

Rückendeckung bekommt Seiler vom Schulverwaltungsamt. Auch hier glaubt man, dass der Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums die Lage nicht richtig einschätzt. Die benötigten fünf Züge könne das bislang dreieinhalb zügige Untertürkheimer Gymnasium unmöglich unterbringen, sagt die Amtsleiterin Karin Korn. Das neue Hedelfinger Gymnasium sei deshalb nach wie vor eine von 48 Handlungsempfehlungen der Schulentwicklungsplanung. Der Gemeinderat habe die Planungsmittel bereits im Rahmen des Doppelhaushalts 2012/13 bewilligt.

Gemeinschaftsschule könnte die Lösung sein

Doch bevor die Pläne für das zusätzliche Gymnasium in die Tat umgesetzt werden, will das Schulverwaltungsamt zunächst die Diskussion mit den betroffenen Schulen und Bezirksbeiräten suchen. Außerdem will die Behörde abwarten, wie sich der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung auf die Einschulungszahlen auswirkt. „Wir rechnen aber damit, dass der Druck auf die Gymnasien steigt“, sagt Korn. In den vergangenen sechs Jahren haben die Gymnasien Zuwächse zwischen 25 und 28 Prozent verzeichnet, während die Schülerzahlen an den Hauptschulen im gleichen Zeitraum um bis zu 35 Prozent zurückgegangen sind.

Möglicherweise hat sich die Diskussion um ein zweites Gymnasium für die oberen Neckarvororte aber auch schon erledigt, bevor das Vorhaben überhaupt konkret geworden ist. Detlef Storm, der Schulleiter der Steinenbergschule, hat nämlich inzwischen ganz neue Pläne geschmiedet. Storm würde die Werkrealschule gerne in eine Gemeinschaftsschule umwandeln.

Die Gemeinde, die Bezirke und auch viele Eltern hätten ihm signalisiert, dass sie sich eine solche Bildungseinrichtung für die oberen Neckarvororte wünschen würden. Laut Storm würde die Steinenbergschule als Gemeinschaftsschule eine didaktisch-pädagogische Lücke schließen. Sie wäre eine pädagogische Ergänzung zum bereits bestehenden Bildungsangebot.

Storm ist davon überzeugt, dass sich die Werkrealschule besonders gut für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule eignet. Sie verfügt bereits über einen Ganztagsbereich. Die Kooperation mit den Verbänden, Vereinen und Kirchen vor Ort müsse nur weiter ausgebaut werden.

Das Lehrerkollegium, der Elternbeirat und die Schulkonferenz haben einer Umwandlung der Steinenbergschule in eine Gemeinschaftsschule bereits zugestimmt. Als nächstes will Storm nun die Bezirksbeiräte der oberen Neckarvororten für seine Pläne gewinnen. Sollten die lokalen Gremien grünes Licht geben, will sich der Rektor an das Schulverwaltungsamt wenden, um sein Vorhaben als ergänzenden Vorschlag in den Schulentwicklungsplan aufnehmen zu lassen.

Hedelfingens Bezirksvorsteher Seiler steht Storms Plänen offen gegenüber. „Jeder Weg, der Eltern und Kindern hilft, ist richtig.“ Natürlich müsse man zunächst abwarten, wie eine Gemeinschaftsschule in der Praxis aussehen würde. Das Wichtigste sei aber, dass der Schulstandort Hedelfingen erhalten bleibe. Und auch am Wirtemberg-Gymnasium wird Storms Vorhaben positiv aufgenommen. „Mir ist alles recht, was unseren Standort nicht schwächt“, sagt Schulleiter Bizer. Und eine Gemeinschaftsschule würde seiner Ansicht nach das Wirtemberg-Gymnasium nicht schwächen. Vielleicht wäre damit tatsächlich eine für alle tragbare Lösung gefunden worden.