Die Teichwiesenschule könnte die erste Ganztagsgrundschule der Stadt werden. Der Schulleiter, eigentlich Verfechter davon, hält eine Umwandlung derzeit aber nicht für sinnvoll – und der Gemeinderat vertagt seine Entscheidung.

Korntal-Münchingen - Noch hat Korntal-Münchingen keine Ganztagsgrundschule, Thema in der Stadt ist es trotzdem schon lange – und ein Streitpunkt. Denn nicht alle Eltern finden die Idee, in der Teichwiesenschule den Ganztag in Wahlform einzuführen, gut – was auch mit der Diskussion um die Erhaltung des Hort-Systems zusammenhängt. Unterdessen ist die Grundsatzentscheidung des Gemeinderats auf die lange Bank geschoben worden, und der Schulleiter Gebhard Götz – eigentlich Verfechter des Ganztags – hegt Zweifel.

 

Schon Ende des vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat über den Ganztag an der Teichwiesenschule entscheiden wollen. Zugleich waren die Eltern um ihre Meinung dazu gebeten worden – auch über die Erhaltung des derzeitigen Hort-Systems. Der Hort ist überlastet – und teuer für die klamme Stadt. Mit einer Ganztagsgrundschule, so die Überlegung, könnte man einen Teil des Betreuungsbedarfs abfangen. Viele Eltern sind jedoch mit dem flexiblen Hort-System zufrieden und dem Ganztag gegenüber skeptisch eingestellt. Für den Fortbestand des Horts und gegen die Ganztagsgrundschule haben sich Anfang 2015 1100 Eltern per Unterschrift ausgesprochen.

„Es soll gut sein, und das kann ich nicht garantieren“

Das Votum des Gemeinderats wurde auf Januar verschoben, seither war das Thema öffentlich tot. Auf Nachfrage zeigt sich: Auch in diesem Jahr soll die Entscheidung nicht fallen, sondern erst im ersten oder zweiten Quartal des nächsten Jahres. Grund dafür ist offiziell der Ganztagsgipfel des Landes im November. Diesen will die Verwaltung abwarten. Außerdem, so die Referentin des Bürgermeisters, Benita Röser, habe man die Grundsatzentscheidung über die künftige Schulentwicklung abwarten müssen. Der Gemeinderat hatte sich, aus Sparzwängen, für eine Schulentwicklung light entschieden – und unter anderem beschlossen, dass die Strohgäuschule aus den Räumen der Teichwiesenschule wieder ausziehen soll. Die Grundschule braucht die Räume dringend, auch für einen möglichen Ganztag.

Der Schulleiter Gebhard Götz, der sich für den Ganztag stets stark gemacht hatte, hat unterdessen seine Meinung zur Schulform geändert. Dieser – zumindest zeitweilige – Richtungswechsel hängt vor allem mit einer Tatsache zusammen, auf die weder Schule noch Stadt Einfluss haben: Es gibt nicht genügend Lehrer. Das hat man an der Teichwiesenschule zu spüren bekommen, als das Land irrtümlich eine Lehrerin zugewiesen hatte, die gar nicht zur Verfügung stand. Lange hat Götz bangen müssen, ob er Ersatz bekommt – weil der Markt leer sei. „Wenn schon die Zuweisung für den Pflichtunterricht gefährdet ist“, schreibt Götz in einem Brief an die Stadt, „dann kann meines Erachtens nach auch nicht von einer sicheren Personalzuweisung für den Ganztag ausgegangen werden.“ Götz erklärt, dass er immer davon ausgegangen sei, dass man den Ganztag gut umsetzen könne: „Es soll gut sein, und das kann ich nicht garantieren.“ Auch er ist auf den Ganztagsgipfel gespannt, eine zeitnahe Verbesserung der Lage am Lehrermarkt erwartet er jedoch nicht. Es würden derzeit weniger Lehrer ausgebildet als zur reinen Erhaltung des Systems nötig seien. Auch wenn er sich nicht „grundsätzlich vom Gedanken einer Ganztagsschule verabschieden“ wolle – unter diesen Voraussetzungen zweifelt Götz an, „ob es gut ist, ein gut funktionierendes Hort-System zu ersetzen.“

Die Verwaltung hält an ihrer Empfehlung fest

Die Verwaltung hingegen, so teilt es Benita Röser mit, hält weiterhin an ihrer Empfehlung zur Einrichtung einer Ganztagsgrundschule an der Teichwiesenschule fest. Nichtsdestotrotz werde man „auch den Lehrermarkt berücksichtigen“, sagt Jörg Henschke, der Sachgebietsleiter für Kinder, Jugend, Senioren und Soziales. Die Intention des Schulleiters Götz könne er „absolut nachvollziehen: Auch wir wollen eine gute Ganztagsgrundschule“.

Bis zum Oktober 2017 muss eine Umwandlung zur Ganztagsgrundschule beantragt werden, wenn diese zum Schuljahr 2018/2019 anlaufen soll. Angesichts der Verzögerung der Entscheidung des Gemeinderats macht sich die Verwaltung dennoch keine Sorgen um den Zeitplan: „Es ist auf jeden Fall genügend Zeit“, sagt Jörg Henschke – und verweist darauf, dass es ein Konzept bereits gibt.