Schimpfen, drohen, treten, prügeln – Schüler teilen nicht nur untereinander aus. Sie knöpfen sich verstärkt auch Lehrer vor. Eine Umfrage zeigt erstmals das Ausmaß von Gewalt gegen Lehrer.

Stuttgart - Gewalt gegen Lehrer ist kein Einzelproblem. Nach einer neuen Forsa-Umfrage, die der Verband Bildung und Erziehung in Auftrag gegeben hat, haben tätliche und psychische Übergriffe an Schulen deutschlandweit in den vergangenen fünf Jahren zugenommen.

 

53 Prozent der 500 in Baden-Württemberg befragten Lehrer sagten, dass an ihrer Schule seit 2011 Lehrer direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt und belästigt wurden, 13 Prozent berichteten von körperlichen Attacken. Jeder 25. Befragte gab an, er selbst sei von körperlicher Gewalt betroffen gewesen, jeder vierte erlebte selbst psychische Gewalt – vor allem von Schülern und Eltern, aber auch von Kollegen und Vorgesetzten.

Cybermobbing nimmt zu

Eine immer größere Rolle spielt auch das Cybermobbing – 78 Prozent sehen eine Zunahme des Mobbings über Internet und soziale Medien. Ein Viertel berichtete von entsprechenden Erfahrungen an ihrer Schule, jeder hundertste war selbst betroffen.

Bei Gewalterfahrung fühlen sich viele Lehrer alleingelassen. Nur zwei Drittel der Befragten findet, dass sich die Schulleitung des Themas ausreichend annimmt. Mit dem Schulamt sind nur 34 Prozent, mit dem Kultusministerium nur 25 Prozent zufrieden. „Gewalt gegen Lehrkräfte wird häufig als jobimmanent abgetan und kleingeredet“, sagte Gerhard Brand, Landesvorsitzender der Verbands Bildung und Erziehung, bei der Präsentation der Studie am Montag in Stuttgart. „Es ist skandalös, so zu tun, als sei es Bestrandteil des Berufs, sich beleidigen, belästigen und körperlich angreifen zu lassen.“

Um gegenzusteuern, dürfe das Thema nicht länger tabuisiert werden, forderte Brand. Nötig seien Fortbildungen und klare Regelungen an den Schulen, an wen sich Lehrer wenden können und was zu tun ist.