Die Schülerzahlen sollen in Leinfelden und Echterdingen weiter steigen. Deshalb könnte es an der Ludwig-Uhland-Schule und auch an zwei Grundschulen zu eng werden.

Leinfelden-Echterdingen - Wie viele Mädchen und Jungen von September an tatsächlich auf welche Schule gehen, das steht erst Ende März fest. Dann erst liegen die tatsächlichen Schülerzahlen vor. Eine Prognose aber, die auf der amtlichen Schulstatistik und Zahlen des Einwohnermeldeamtes basiert und bis ins Jahr 2023 blickt, legt bereits jetzt nahe, dass es in den Stadtteilen Echterdingen und Leinfelden zu Engpässen und Raumnot kommen wird.

 

„Wir kommen aus der Beobachtungsposition in eine Handlungsposition“, stellte der zuständige Amtsleiter Manfred Kern im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss fest. Die Stadt als Schulträger muss zügig reagieren. Denn es könnte bereits mit Beginn des kommenden Schuljahres an der Leinfelder Ludwig-Uhland-Schule (LUS) eng werden.

Das liegt zum einem daran, dass die Grund- und Werkrealschule über vier Sprachförderklassen verfügt. Flüchtlingskinder und der Nachwuchs von Zuwanderern aus EU-Ländern werden dort auf den Regelunterricht vorbereitet.

Zum anderen melden Eltern stadtweit und damit auch an der LUS ihre Kinder von der ersten Klasse an zunehmend für die Mittagsbetreuung an. Der Versuch der Stadtverwaltung den Andrang einzudämmen, in dem die Eltern vorweisen müssen, dass sie gemeinsam mindestens 150 Prozent arbeiten, hat nicht funktioniert. Denn, wie Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagt, können die meisten Erziehungsberechtigen diesen Nachweis ohne Mühe anführen. Eine aus den Kitas bekannte Entwicklung habe sich in die Schulen verlagert.

Teil des Unterrichts soll in die benachtbarte Realschule legt werden

Als Lösung für die Raumnot an der LUS hat die Verwaltung im Ausschuss vorgeschlagen, einen Teil des Unterrichts in frei werdende Räume der Immanuel-Kant-Realschule (IKR) zu verlagern. Zum Verständnis: An der IKR gehen der Prognose nach die Schülerzahlen zurück. Dieser Vorschlag überrascht – auch Gabriele Roegers, die Leiterin der LUS, ist erstaunt über diese Idee. „Das sollte man sich gut überlegen“, sagt sie unserer Zeitung. Und: „Es wäre schön, wenn man die Schulleiter in solche Überlegungen miteinbeziehen würde.“ Denn mit ihr hat man im Vorfeld der Sitzung über dieses Gedankenspiel nicht gesprochen.

Dazu muss man auch wissen, dass die LUS und die IKR nicht direkt nebeneinander liegen, sondern durch die Stuttgarter Straße voneinander getrennt sind. Fünf Minuten müssten Lehrer und Schüler dann wohl also zu den ausgelagerten Klassenräumen laufen. Und dazu muss man sich auch daran erinnern, dass sich die LUS zu einer Gemeinschaftsschule entwickeln wollte – und zwar zunächst gemeinsam mit der Leinfelder Realschule. „Das aber wollte – mit Ausnahme von uns – niemand“, sagt Roegers. Die Mehrheit des Gemeinderates hatte sich gegen die neue Schulform ausgesprochen, auch um die Leinfelder Realschule zu stärken.

Bürgermeister Kalbfell hält es dennoch für zumutbar, dass man sich im Sinne des Steuerzahlers über einen solchen Lösungsvorschlag unterhält. „Es geht allein darum, frei werdende Räume neu zu nutzen“, sagt er unserer Zeitung. Neubauten könnten so verhindert werden.

Mögliche Erweiterung der Echterdinger Grundschulen

Handeln muss die Stadtverwaltung auch bei den beiden Echterdinger Grundschulen. Wenn auch nicht sofort. „Nächstes und übernächstes Schuljahr bekommen wir dies noch hin“, sagt Kalbfell. Dann aber werde es brenzlig. Der Vorausschau nach werden die Schülerzahlen an der Zeppelinschule und an der Goldwiesenschule derart wachsen, dass die Bildungseinrichtungen künftig jeweils einen Zug mehr anbieten müssen. Über eine Erweiterung der beiden Grundschulen muss nachgedacht werden. „Wir müssen vielleicht baulich tätig werden“, sagte Kalbfell in der Sitzung. Die Zeppelinschule könnte aber zunächst auch mehr Räume der benachbarten Musikschule nutzen. Auch das steht als Idee im Raum.

Pikant daran ist, dass sich die Zeppelinschule erst in jüngerer Vergangenheit räumlich einschränken musste. Sie ist seit einiger Zeit hauptsächlich in einem Anbau und damit neben dem eigentlichen Schulhaus zu Hause. In dem Altbau der Schule hat derweil die örtliche Musikschule eine neue Heimat gefunden – nach einer umfassenden Sanierung des Gebäudes. Was die Fraktionsgemeinschaft L.E. Bürger/FDP nun erneut in Frage stellt. „Wir haben befürchtet, dass dies so kommt. Das war keine gute Sache“, sagte Sabine Onayli (L.E. Bürger) in der Sitzung. Zur Erinnerung: Der Zusammenschluss hatte sich 2012 gegen diesen Musikschul-Standort ausgesprochen.

Die Schule bietet ganztägigen Unterricht in Wahlform an. „Die Nachfrage danach ist ungebremst“, sagte Kalbfell. Dies könnte laut der Verwaltung auch daran liegen, dass diese im Gegensatz zum Angebot der flexiblen Schulkindbetreuung kostenlos ist. „Der Flaschenhals ist die Mittagsbetreuung“, sagt der Bürgermeister unserer Zeitung. Die Schüler essen an der Zeppelinschule derzeit in drei Schichten zu Mittag.

Lehrer und Eltern ins Boot holen

In Sachen Schulentwicklung gilt es also in den kommenden Monaten einige drängende Fragen zu beantworten. Die Verwaltung hat in dem zuständigen Ausschuss weitere Sitzungen zu dem Thema und entsprechende Sitzungsvorlagen angekündigt. Barbara Sinner-Bartels (SPD) forderte in der Sitzung fast schon gebetsmühlenartig ein, dabei Schulleitungen und Eltern mit ins Boot zu holen. Fraktionskollege Jens Zellmer sagte: „Wir müssen den Bedarf in der Schulkindbetreuung anerkennen und mehr Plätze schaffen.“

Ähnlich hatte zuvor auch Grünen-Stadträtin Eva Barth-Rapp argumentiert: „Man kann vorhandene Plätze beschränken oder neue schaffen“, sagte sie. „Dazu wünschen wir uns eine Diskussion im Rat.“ Judith Skudelny (FDP) sagte: „Wir können nicht erst die Kitas ausbauen, und uns dann darauf berufen, dass die Schulkindbetreuung eine Freiwilligkeitsleistung ist.“

Im Gremium wurde der dringende Wunsch benannt, den Sanierungsbedarf an den Schulen der Stadt zu benennen und aufzulisten. „Wir sind der Meinung, dass im 21. Jahrhundert die Heizung und auch die Toilettenspülung funktionieren muss“, sagte Claudia Zöllmer (CDU). Die SPD kündigte einen entsprechenden Antrag an.