Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung hat große Auswirkungen auf Filderstadt. Doch bevor die Schullandschaft umgestaltet wird, sollen die Schulen gemeinsame Konzepte entwickeln, die veränderte Rahmenbedingungen berücksichtigen.

Filderstadt - Seit 2007 wird in Filderstadt über die Schließung von Schulen diskutiert. Erstes Opfer ist die Hauptschule Wielandschule in Sielmingen geworden. Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Bildungsbereich könnten künftig weitere Schulen in der Stadt von einer Schließung betroffen sein.

 

„Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung hatte für uns fast fatale Auswirkungen“, sagte Erster Bürgermeister Andreas Koch vergangene Woche im Gemeinderat. Doch bevor die Stadt als Schulträger Konsequenzen zieht, werden die Schulen aufgefordert, gemeinsame Konzepte für ein zukunftsfähiges Schulangebot in Filderstadt zu entwickelt. Diese Konzepte sollen die veränderten Rahmenbedingungen, sprich den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung und die neue Schulart Gemeinschaftsschule einbeziehen.

Eine frühere Entscheidung wird aufgehoben

Der Auftrag an die Schulen ist der erste Teil eines Beschlusses zur Schulentwicklung, den der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig getroffen hat. Der zweite Teil des Beschlusses hebt eine frühere Entscheidung der Stadträte auf: Die Gotthard-Müller-Schule in Bernhausen wird doch nicht zur Ganztagsschule umgebaut. Denn die Zukunft der Werkrealschule ist fraglich. Lediglich zwölf Anmeldungen gibt es zum kommenden Schuljahr für die Gotthard-Müller-Schule. Damit wird die Mindestschülerzahl für eine Klasse zwar nicht erreicht, nach Aussage des Staatlichen Schulamts kann die Schule aber zum kommenden Jahr noch einmal mit den Lehrerdeputaten zur Bildung einer Eingangsklasse rechnen.

Wie Koch den Stadträten berichtete, sei nur die Hälfte der Schüler, die von den Lehrern eine Empfehlung für die Werkrealschule bekommen haben, tatsächlich dort angemeldet worden. „Damit ist vielen Schulen die Existenzgrundlage entzogen“, sagte Koch. „Die Werkrealschulen bluten aus, die Realschulen und Gymnasien bekommen Schüler, die von ihren Lehrern nicht die Bescheinigung dafür bekommen haben“, ergänzte er. Den Schnellentschluss zur Abschaffung der Grundschulempfehlung bezeichnete er als Fehler und kritisierte, dass das Kultusministerium bestimmte Schularten nicht mehr möchte, dies aber nicht klar sage.

„Es ist schwierig, kommunalpolitische Entscheidungen zu treffen, weil die Rahmenbedingungen unklar sind“, sagte Stefan Hermann (FW). Seine Fraktion sei froh, dass nun bei der Schulentwicklung entschleunigt werde. Skeptisch äußerte er sich zum dritten Teil des Beschlusses. In diesem schlägt die Verwaltung vor, die Schülerströme zu lenken, um an den von neuen Anmeldungen überrannten Gymnasien einen gleichmäßigen Zulauf zu haben.

Jauch (FDP): „Die Zeit müssen wir nutzen“

Rolf Steck (SPD) bat darum, von den Schulen einen Zwischenbericht zu bekommen, sodass der Gemeinderat rechtzeitig reagieren könne, wenn Baumaßnahmen vorzunehmen seien. Koch sagte dies zu. Catherine Kalarrytou (Grüne/FFL) verteidigte den von der grün-roten Landesregierung umgesetzten Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung. „Das funktioniert in anderen Bundesländern seit Jahrzehnten“, sagte sie und erklärte, dass es schon seit Jahren rückläufige Anmeldezahlen für Werkrealschulen gebe. „Klar ist schon jetzt, dass wir die drei Werkrealschulstandorte in Filderstadt nicht halten können“, meinte sie.

Christoph Traub (CDU) zeigte sich auch zufrieden damit, dass der Entwicklungsprozess entschleunigt werde. „Die Gemeinschaftsschule ist ein neuer Schultyp, mit dem man sich erst einmal befassen muss“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Außerdem regte er an, eine finanzielle Beteiligung der Nachbarkommunen nicht nur auf die Gymnasien zu beschränken, sondern auf alle Schultypen auszudehnen.

Die FDP-Fraktion sei auch nicht bereit, das von der Landesregierung vorgegebene Tempo mitzugehen, erklärte ihr Vorsitzender Johannes Jauch. „Es fehlt mir noch die Bestätigung, dass die Anmeldezahlen für die Werkrealschule noch geringer werden“, erklärte er. Statt einer explosionsartigen Reform wolle man eine Entschleunigung. „Die Zeit brauchen wir und die Zeit müssen wir nutzen“, sagte Jauch.