Die Anne-Frank-Realschule möchte eine echte Gemeinschaftsschule sein und darum auch ein Abitur anbieten. Doch noch hat das Kultusministerium keine Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule genehmigt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Mit dieser Antwort waren die Möhringer Bezirksbeiräte ganz und gar nicht zufrieden. Im Dezember hatten sie fraktionsübergreifend gefordert, dass die Anne-Frank-Realschule (AFRS) möglichst schnell die zusätzlich benötigten Räume bekommt. Denn seit dem Herbst ist die AFRS auch Gemeinschaftsschule. Diese wächst von unten, beginnend in Klasse 5 und dann sukzessive bis zu den Abschlussklassen. Gleichzeitig will die Schule an der Hechinger Straße künftig auch das Abitur anbieten. Dazu braucht die Schule aber mindestens 60 Mädchen und Jungen, welche die Oberstufe besuchen wollen. Das ist fast nur mit einer vierzügigen Schule zu erreichen. Die Nachfrage seitens der Schüler beziehungsweise deren Eltern ist da, aber die Räume sind es nicht. Darum muss die Rektorin Beate Müller Jahr für Jahr viele Kinder abweisen.

 

Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts, verweist in ihrer Antwort auf die Machbarkeitsstudie. Im Rahmen dieser Studie seien neben einer Mensa und den dringend benötigten Unterrichtsflächen auch Interimslösungen untersucht worden. „Auf der Basis des Ergebnisses der Machbarkeitsstudie wird die Interimsplanung aufgebaut“, heißt es in Korns Antwort. Bei der Antragstellung auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule an der Anne-Frank-Realschule sei ein Einzugsgebiet festgelegt worden. Anhand dieses Einzugsgebiets sei von einer stabilen Dreizügigkeit auszugehen. Auch bei der Machbarkeitsstudie sei eine dreizügige Schule zugrunde gelegt worden.

Schulverwaltungsamt ist skeptisch

Was eine Oberstufe an der Anne-Frank-Schule betrifft, ist das Schulverwaltungsamt skeptisch. „Bisher wurde noch keine Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule durch das Kultusministerium genehmigt. Es ist bisher auch noch nicht möglich, eine Oberstufe zu beantragen“, schreibt Korn. Zudem gebe es in Stuttgart ein breites Angebot an Kooperationspartnern an allgemeinen und beruflichen Gymnasien, wo nach dem erfolgreichen Besuch der zehnten Klasse angeschlossen werden könne, so die Amtsleiterin.

Dass die Machbarkeitsstudie beauftragt worden sei, sei ja schon mal ein positives Signal, merkte Hartmut Ellinger (Grüne) etwas süffisant an. „Viel interessanter wären aber freilich die Ergebnisse“, ergänzte der Bezirksbeirat. Er habe den Eindruck, dass das Schulverwaltungsamt eine mögliche Vierzügigkeit der Anne-Frank-Realschule „einfach abbürste“. Das stoße ihm sauer auf. „In Summe ist diese Antwort nicht zufriedenstellend“, sagte Ellinger.

Bezirksbeiräte fordern einen Bericht

Seine Fraktionskollegin Petra Leitenberger ergänzte: „Es gibt nur wenige Gemeinschaftsschulen. Das Konzept der Anne Frank ist vielleicht auch für Kinder und Eltern aus Vaihingen interessant“, sagte die Grünen-Bezirksbeirätin. Schon im vergangenen Jahr habe die Schulleiterin Beate Müller eine ganze Klasse abweisen müssen. „Das sollte nicht wieder passieren. Wir wollen wissen, wann der Interimsbau endlich kommt“, sagte Leitenberger.

Der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann fasste zusammen, dass der Bezirksbeirat weiterhin mit Nachdruck neue Räume für die Anne-Frank-Realschule fordert. Zudem fordern die Lokalpolitiker, dass ein Vertreter des Schulverwaltungsamts zeitnah im Bezirksbeirat über die Zukunft der Schule berichtet.

Korn erklärt auf Nachfrage, dass der Gemeinderat eine dreizügige Schule beschlossen habe und dies mit Blick auf ganz Stuttgart auch Sinn ergebe. „Es kommen jedes Jahr neue Gemeinschaftsschulen hinzu“, sagt Korn und meint, dass die Nachfrage dann auch wieder sinken könnte. Ganz davon abgesehen, stehe die politische Entscheidung zu einem Abitur an einer Gemeinschaftsschule noch aus. Der Ausgang sei offen. Die Stadt müsse aber jetzt planen.