Die Wilhelmsschule will durch ein Musik- und Kulturprojekt die Bildungschancen für Kinder verbessern. Auch die Eltern der Schüler werden mit einbezogen.

Untertürkheim - Dass an einer Grundschule auch musiziert wird, klingt zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Aber dass die Schüler der Untertürkheimer Wilhelmsschule Cello, Geige oder Trompete in der Schule lernen können, ist dann doch etwas Besonderes. Diese Form des Musikunterrichts ist Teil des Projekts „Integration durch Bildungschancen an einer Schule der Vielfalt“, mit dem die Wilhelmsschule ihren Schülern einen Zugang zu kulturellen Bereichen eröffnen will, der ihnen sonst möglicherweise verschlossen bleiben würde.

 

Entsprechend dem Sozialdatenatlas stammen überdurchschnittlich viele der rund 300 Schüler der Wilhelmsschule aus bildungsfernen Familien, die teilweise über wenig deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Diese kulturelle Vielfalt sieht die Schulleiterin Sibylle Ermel jedoch als Chance, um an der Schule „ein breit gefächertes Schulleben zu gestalten“.

Sprachliche Bildung allein genügt der Rektorin nicht

Auf die Idee, das Kulturprojekt ins Leben zu rufen, kam die Rektorin durch eine Veranstaltung des Kultusministeriums, bei der gezeigt wurde, dass Kinder, die sich künstlerisch oder kulturell betätigen, höhere Bildungschancen haben. „Nur durch eine sprachliche Bildung werden bei Kindern aus bildungs- und sprachfernen Elternhäusern die erforderlichen Kompetenzen und allgemeinen Bildungsstandards nicht erreicht“, erklärt Ermel. „Deshalb soll in unserem Schulentwicklungsprojekt versucht und beobachtet werden, wie die Kinder durch andere Ausdrucksformen in ihrer Persönlichkeit wachsen.“

Dank einer Kooperation der Schule mit der Stuttgarter Musikschule, deren Förderverein und deren Stiftung können schon die Zweitklässler unterschiedliche Streich- und Blasinstrumente sowie Trommeln kennenlernen und ausprobieren. In der dritten Klasse lernen sie ihr Lieblingsinstrument zu spielen, in der vierten Klasse, erklärt die Rektorin, sollen die Kinder dann in einem jungen Ensemble musizieren können. Sorge um die teils teuren Musikinstrumente, so Ermel, habe sie nicht. „Ein Disziplinproblem haben wir zum Glück nicht. Die Kinder gehen sehr achtsam mit den Instrumenten um.“

Auch die Erzählwerkstatt kommt gut an

Das Projekt an der Wilhelmsschule umfasst aber nicht nur musikalische Angebote. Auch die Erzählwerkstatt mit der Märchenerzählerin Odile Néri-Kaiser, so Ermel, laufe sehr erfolgreich. „Dort können auch die Eltern dabei sein und immer wieder kommen dort auch interkulturelle und interreligiöse Themen zur Sprache. So lernen die Teilnehmer unterschiedliche Kulturen kennen.“

Im Bereich Kunst ist an der Wilhelmsschule ein Schriftzug mit Mosaiksteinchen an der Turnhalle entstanden. Außerdem können die Kinder im Rahmen des Kulturprojekts unter Anleitung verschiedene Theaterstücke einstudieren oder Tänze wie Ballett oder Hip Hop erlernen.

Ein Elternraum soll Eltern die Teilhabe ermöglichen

Für die Eltern der Schüler hat die Wilhelmsschule einen eigenen Elternraum eingerichtet, damit auch diese am Schulleben teilhaben können. Dies, so Ermel, liege ihr sehr am Herzen. Im Elternraum können sich Mütter und Väter zwanglos treffen. Außerdem werden dort beispielsweise ein Yogakurs, ein Deutschkurs speziell für Migrantinnen sowie Computer- und Internetkurse angeboten.

Das Projekt „Integration durch Bildungschancen an einer Schule der Vielfalt“ läuft seit Anfang dieses Schuljahres und ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Ziel, so Sibylle Ermel, sei auch, den Kindern durch „künstlerische Tätigkeiten auf hohem Niveau“ Selbstbewusstsein zu vermitteln und ihnen Kunst und Kultur näher zu bringen. Dazu habe man die kulturellen Angebote in den Ganztagsunterricht integriert. Diese Angebote, so hofft Ermel, sollen auch über die dreijährige Projektlaufzeit hinaus möglichst Teil des Schulprofils werden.