Zwei Frauen und viele Sponsoren schenken Schulkindern seit elf Jahren Vesperboxen. Sie werben damit für gesunde Ernährung an der Schule. Das muss nicht immer nur Müsli sein.

Stuttgart - Die Klassen 4a, 4b und 4c haben sich auf der Treppe aufgestellt und singen aus voller Brust: „Ich bin anders als . . . du bist anders als . . . ihr seid anders – na und? Das macht das Leben bunt!“

 

Neben blonden Blauäugigen stehen schwarzhaarige Mandeläugige, dahinter Afrikanerinnen mit Zöpfchen und davor zwei Jungs vom Balkan. „Wir haben 42 Nationalitäten unter unseren 305 Schülern“, sagt Daniela Noe-Klemm, die Schulleiterin der Grundschule Riedenberg. Seit vier Jahren befassen sich die Schüler deshalb mit dem Thema Essen in anderen Kulturen. Weil das Profil der Schule gut zur Aktion Gesunde Pause passte, ist sie am Freitag von den Initiatoren belohnt worden: Mit Vesperboxen für die Schüler und einem ganz besonders gesunden Frühstück.

„Wir verschenken diese Vesperboxen jährlich an 200 Grundschulen, dieses Jahr zum elften Mal“, sagt Susanne Erb-Weber, die die landesweite Aktion gemeinsam mit Renate Geyer organisiert. Die beiden Damen sind beruflich im Marketing verankert und bestücken die Vesperboxen mit gespendeten Produkten ihrer Kunden aus der Lebensmittelbranche wie beispielsweise Nüssen, Haferfleks, Vollkornbrot, Kabanos oder Honig. In diesem Jahr gibt es zudem einen Schülerkalender vom Klett Verlag, in dem Wissenswertes zur Ernährung zu finden ist. Längst ist die Aktion Gesunde Pause so beliebt, dass Susanne Erb-Weber jedes Jahr rund 200 Schulen, die sich um die Vesperboxen bewerben, abweisen muss. „Aber sie kommen auf die Vormerkliste und dann eben später dran“, sagt sie.

Griff zum Quarkbrot mit Marmeladen-Smiley

Die Viertklässler, die sich nach ihrem Gesangsauftritt am Frühstücksbüfett stärken dürfen, umlagern inzwischen vor allem die Schalen mit Müsli, Nüssen und Obst. „Zu Hause esse ich Müsli, manchmal Nutella zum Frühstück“, sagt Timea, während Anika eher Haferflocken, Joghurt und Obst mag. In Thailand, woher wenigstens ein Elternteil von Purimprat stammt, gebe es morgens oft Reis oder Suppe, aber sie bevorzuge dann doch „Brötchen, Marmelade oder Wurst“. Heute nicht. Heute haben die drei ihre Schalen mit Haferfleks und Milch gefüllt, während sich Tim eher dem deftigen Teil des Büfetts zugewandt hat: „Vollkornbrot schmeckt mir.“

Mila Brischke ist aus Bulgarien. Sie und andere Mütter haben geholfen, das Frühstück noch ein wenig bunter zu machen. Baniza heißt das Gebäck, das aus Blätterteig besteht und mit Käse und Eiern gefüllt ist. „Das ist deftig“, sagt Mila Brischke, „bei uns isst man morgens sogar gebratenes Hackfleisch auf Brot.“ Beata Kusmierczyk ist aus Polen und steht vor belegten Broten: „Das ist Schinken, das ist Krakauer und das ist körniger Quark“, erklärt sie den Kindern. Denen ist die Krakauer anfangs genauso suspekt wie der Schafskäse, der Kichererbsenbrotaufstrich und die schwarzen Oliven. Sie greifen lieber zu den Quarkbroten mit Marmeladen-Smiley.

Schulbürgermeisterin Isabel Fezer war gekommen, um sich bei Susanne Erb-Weber für die Aktion zu bedanken. Wichtig war ihr, den Kindern zu erklären, was mit ihr passiere, wenn sie, „so gegen 11 Uhr“, nichts Ordentliches esse: „Dann bekomm’ ich schlechte Laune.“ Die Reaktion zeigte, dass einige das nachempfinden können, die Erwachsenen haben gelernt: Störe Fezers zweites Frühstück nicht!