Dieser treue Blick! Dieses Popowackeln, wenn Hugo sein Spielzeug bringt! Wer könnte sich nicht in diesen tierischen Klassenkameraden verlieben?! Hugo ist ein Hund und hilft Kindern in Stuttgart-Sillenbuch beim Lernen.

Riedenberg - Dieser treue Blick! Das samtweiche dunkelbraune Fell! Und dann das Popowackeln, wenn er sein Spielzeug bringt! Wer könnte sich nicht in Hugo verlieben? Der zweijährige Flat-coated Retriever ist ein freundlicher, sehr zutraulicher Geselle – und der Star der Grundschule Riedenberg. Seit dem Welpenalter bringt Julia Schäffer ihren Hund ein- bis zweimal die Woche mit zum Unterricht. Sowohl mit dem Schulamt als auch der Gesamtlehrerkonferenz ist das zuvor abgestimmt worden. Alle seien positiv eingestimmt gewesen. Hugo ist einer von nur vier zugelassenen Schulhunden in Stuttgart.

 

Streicheln dürfen maximal vier Kinder auf einmal

Für die Kinder der Klasse 4b, die Julia Schäffer unterrichtet, ist Hugos Besuch stets ein Erlebnis. Wobei die Mädchen und Jungen Regeln einhalten müssen. Nie mehr als zwei Kinder dürfen den Hund gleichzeitig streicheln, wer Kommandos geben oder anfassen möchte, muss stets die Halterin um Erlaubnis fragen, im Schulhaus wird nicht einfach nach ihm gerufen, und überhaupt sind die Kinder angehalten, im Umgang mit dem Tier ruhig zu sein. Und wenn Hugo in seine Box, seinen Rückzugsort, krabbelt, dann ist sowieso Schluss.

„Das funktioniert alles sehr gut“, lobt die 46-jährige Klassenlehrerin. Auch, weil der Retriever bestens trainiert ist. Hugo ist ein ausgebildeter Jagd- und Apportierhund, der sein Frauchen auf die Pirsch begleitet. In puncto Grundgehorsam ist er also geschult, zudem ist die Rasse naturgemäß äußerst geduldig, sehr auf den Menschen fixiert und darauf, ihn glücklich zu machen.

So kommt es, dass Hugo schon mal ein Heft oder ein Buch durchs Klassenzimmer trägt. Zur Belohnung gibt’s ein Stückchen Wurst – und natürlich Streicheleinheiten. Viele Studien belegen, dass Hunde im Unterricht sich positiv aufs Lernklima, auf die Gemütslage der Kinder und vor allem auf den Lernpegel im Klassenzimmer auswirken.

Traumatisierte oder stille Kinder haben dank Hugo Erfolgserlebnisse

Julia Schäffer bestätigt das. „Die Kinder mögen den Hund sehr und wollen auf ihn Rücksicht nehmen.“ Zudem wird Hugo auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Traumatisierte, einsame oder sehr stille Kinder haben Erfolgserlebnisse, wenn sich der Hund zu ihnen gesellt, „und die Berührung tut den Kindern gut“, sagt die Tierhalterin. Die Kinder fühlten sich angenommen, das habe einen positiven Effekt. Daher wird das Mensch-Tier-Duo auch manchmal von Kollegen angefordert, wenn es einem Kind aus einer anderen Klasse nicht gut geht.

Was Hugo auch kann: Er ist ein Vorlesehund. Die Kinder können mit dem geduldigen Nebensitzer üben. Der neunjährigen Alessia macht das besonders viel Spaß, „weil der so gut zuhört“. Auch die zehnjährige Luzia hat schon festgestellt, dass sich der tierische Klassenkamerad positiv auf die Stimmung auswirkt. „Wir sind ruhiger, weil Hugo empfindliche Ohren hat. So kann ich mich auch besser konzentrieren.“ Ihre Freundin Ayse, ebenfalls neun Jahre alt, hat festgestellt, dass alle viel fröhlicher sind und gut mitmachen.

Toll für Kinder, die sich einen Hund wünschen, aber selbst keinen haben

Und überhaupt ist der Hugo ein ganz Hübscher, „die Farbe finde ich toll“, schwärmt Luzia. Da sei es auch nicht so schlimm, dass sie keinen eigenen Hund habe, obwohl sie sich einen wünsche.

Nicht jedes Kind an der Riedenberger Grundschule hatte vor Hugo etwas mit einem Hund zu tun. In der Einrichtung lernen 260 Kinder aus 48 Nationen, und in manchen Kulturkreisen würden Hunde als Streuner, die Krankheiten übertragen, abgetan, erklärt die Lehrerin. Auch sie hat dann manchmal ihre Erfolgserlebnisse. „Es gibt Kinder, die hatten zuvor noch nie Körperkontakt mit einem Hund. Das ist dann besonders schön, wenn sie ihn anfassen.“