Der Ausbau zum Ganztagsbetrieb kommt in Feuerbach vergleichsweise langsam voran.

Feuerbach - Gäbe es ähnlich wie im Fußball eine rote Laterne für das Tabellenschlusslicht beim Thema „Ganztagsbetrieb an Grundschulen“, dann wäre Feuerbach zumindest ein Kandidat dafür. Denn im Vergleich zu fast allen anderen 22 Stuttgarter Stadtbezirken hinkt Feuerbach momentan der Entwicklung hinterher. Das bestätigt Claudia Marcigliano vom Schulverwaltungsamt auf Nachfrage der Nord-Rundschau. Momentan bietet in Feuerbach lediglich die Bachschule an der Dieterlestraße als teilgebundene Ganztagsschule pro Stufe zwei Klassen mit Ganztagsbetrieb an. In jeweils einer Klasse werden die Grundschüler auf Wunsch der Eltern halbtags unterrichtet. In der zweiten Klassenstufe wurden drei parallele Ganztagsklassen eingerichtet. Trotzdem übersteigt die Nachfrage das Angebot der Bachschule: Auch Eltern aus anderen Einzugsbereichen hätten zuletzt versucht, für ihre Kinder einen der begehrten Ganztagsplätze zu ergattern, sagt Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. Nicht immer mit Erfolg: „Es mussten schon Absagen erteilt werden“, weiß Klöber.

 

Dass die Ganztagsklassen der Bachschule momentan randvoll sind, bestätigt auch Claudia Marcigliano. Sie war auf Einladung von Klöber zusammen mit Beate Streicher-Kieltsch, Bereichsleiterin beim Jugendamt, in die vergangene Sitzung des Bezirksbeirats Feuerbach gekommen, um über die Situation der Schulkind-Betreuung in Feuerbach zu berichten. Der Gemeinderat habe im Jahr 2011 beschlossen, dass alle 72 Grundschulen in Stuttgart zu Ganztagsschulen ausgebaut werden sollen, sagte Marcigliano.

Kein Antrag auf Schülerhaus gestellt

Momentan bieten 22 Schulen in Stuttgart ein solches Angebot an. Ein möglicher Zwischenschritt auf dem Weg zur Ganztagsbetreuung sei die Einrichtung eines Schülerhauses gewesen. In Feuerbach habe allerdings keine der Grundschulen diese hortähnliche Übergangslösung angestrebt, betonte Marcigliano. In anderen Stadtbezirken habe diese Alternative zur Entlastung der Horte beigetragen. Inzwischen ist dieses Thema allerdings passé.

Seit Ende 2013 gibt es für die Umsetzung von Schülerhäusern kein Budget mehr. Beate Streicher-Kieltsch hob hervor, dass die Zahl der Hortplätze im Stadtbezirk nahezu identisch geblieben sei: „Es wird immer vom Abbau der Hortplätze gesprochen, aber wir haben in Feuerbach außer in der Burgherrenstraße nirgendwo Plätze abgebaut.“ Zwar sei es das erklärte Ziel, die Betreuung direkt in der Grundschule zu realisieren, dennoch sei das Hort-Angebot in Feuerbach weitgehend erhalten geblieben. Trotzdem stoße die Hortbetreuung mancherorts an Grenzen. Das trifft insbesondere auf die Einrichtung an der Böhmerwaldstraße 4 zu. Dort werden in erster Linie Kinder, die die benachbarte Hattenbühlschule besuchen, betreut.

FDP-Bezirksbeirätin Gabriele Heise sagte, sie sei in der glücklichen Lage, für ihre beiden Kinder einen Platz in diesem Hort bekommen zu haben. Offensichtlich gebe es bei Eltern, die ihre Kinder auf die Hattenbühlschule schicken, Bedenken gegen die Einrichtung einer Ganztagsschule. Es müssten Vorbehalte und Ängste abgebaut werden. Bauliche Erweiterungsmöglichkeiten wären auf einem Nachbargrundstück nahe der Linzer Straße vorhanden, meinte Gabriele Heise.

Positive Signale kommen von der Hohewartschule

Anders stellt sich die Situation derzeit in der Hohewartschule dar. „Die Gesamtlehrerkonferenz hat schon vor einiger Zeit den Beschluss gefasst, dass wir grundsätzlich bereit sind, Ganztagsschule zu werden“, sagt Schulleiterin Sabine Dehlwes. Man gehe allerdings seitens der Schule erst in die konkrete Konzeptplanung, wenn die räumliche Situation des gesamten Schulstandortes geklärt sei. Letztere müsse in Gemeinschaft mit der benachbarten Realschule erarbeitet werden. Man sei in Gesprächen, sagt Dehlwes, die seit September 2014 die Feuerbacher Grundschule an der Hohewartstraße 95 leitet. Zuvor hat sie als Konrektorin der Mörikeschule in Leonberg gearbeitet und war dort am Umbau zur Ganztagsschule maßgeblich beteiligt. Ihr Anliegen sei, diesen Prozess auch an der Hohewartschule in die Wege zu leiten.

SÖS-Bezirksbeirat Roland Saur kritisierte, dass es einen Aufnahmestopp für den Hort an der Burgherrenstraße gebe. Dort seien früher 70 Schulkinder betreut worden, jetzt würden dort nur noch 35 aufgenommen. „Warum lässt man diesen Hort auslaufen, wenn der Bedarf da und der Platz ideal ist?“

Qualität der Betreuung kritisiert

Britta Weber (Grüne) monierte, dass die Qualität der Betreuung bei der verlässlichen Grundschule nicht den Standard von Hort und Ganztagsbetrieb habe: „Es wäre bedauerlich, wenn Schüler, die eine ganztägige Betreuung brauchen, mangels Plätzen an Ganztagsgrundschule und Hort in die verlässliche Grundschule ausweichen müssten. Es gibt sicher viele engagierte Betreuer, die auch ohne pädagogische Ausbildung ihr Bestes geben. Aber mit 20 Kindern auf eine Person in beengten Raumverhältnissen kommt jeder schnell an seine Grenzen.“ Marcigliano und Streicher-Kieltsch betonten, dass es auch ausgezeichnete Betreuungskräfte ohne pädagogische Ausbildung gebe.