Autistische und verhaltensoriginelle Kinder haben mit zwei Musikpädagoginnen ein Stück einstudiert, das sie am 14. Januar vor Publikum zeigen. Die Arbeit mit den Dietrich-Bonhoeffer-Schülern war durchaus eine Herausforderung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Das Klavier ist das Zeichen. Milena Hiessl spielt das Lied. Es klingt etwas melancholisch und nachdenklich, aber auch wunderschön. Die Kinder, die eben noch herumgetollt sind und sich geschubst haben, sortieren sich langsam und stimmen singend mit ein: „Die große Frage: Weißt du wie die Welt erklingt, wenn Musik und Tanz durch die Stille dringt?“ Den Text und die Melodie haben sich Milena Hiessl und Christine Kristmann ausgedacht. Das gilt für das ganze Projekt.

 

Ein Raunen geht durch die Kinderschar

Die beiden Musikpädagoginnen haben seit vergangenem September mit circa 20 Kindern der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Plieningen zusammengearbeitet. Die Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren sind entweder autistisch oder „verhaltensoriginell“, wie Milena Hiessl es nennt. Maria Waltner nennt es „verhaltensauffällig“, sie ist die Schulleiterin und am vergangenen Montag als Zuschauerin zur Generalprobe in die Turnhalle gekommen. Am Donnerstag ist die Aufführung für Eltern und alle, die sich dafür interessieren.

Als Milena Hiessl das Einladungsplakat hochhält, geht ein Raunen durch die Kinderschar. Es folgt wildes Durcheinandergerede. Gerade frisch aus den Ferien können sie es gar nicht fassen. Obschon der große Tag näher rückt, hat die Generalprobe nicht viel von einer herkömmlichen Generalprobe. Die Jungs raufen sich, fegen durch die Halle, die Mädchen plappern untereinander, nur das Klavier bringt Ruhe in den Kinderknäuel. Es sei eine besondere Herausforderung, mit den Kindern zu arbeiten, sagt die 25-jährige Milena Hiessl.

Doch sie kennt die Schule, „ich wusste, worauf ich mich einlasse“, sagt sie. Vor zwei Jahren hat sie dort zusammen mit dem Sängerbund Plieningen ein Chorprojekt geleitet. Seitdem kommt sie einmal die Woche zur Chorprobe an die Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Für das neue Musikprojekt werden sie und Christine Kristmann von der Stadt Stuttgart, vom Lions-Club Vaihingen und von der Schule selbst gefördert.

Große Veränderungen bei den Kindern

„Johns Traum“ habe keine Handlung in dem Sinne. „Es geht um Klänge, Bewegung, Tanzen und Besprechen“, sagt Milena Hiessl. Das Stück könnte für Außenstehende holprig wirken. „Es geht gar nicht in erster Linie um die Aufführung“, sagt die Musikpädagogin. Es geht ums Dabeisein. „Wir sehen große Veränderungen bei den Kindern.“ Ein Junge zum Beispiel habe sich am Anfang nur auf den Boden geworfen. „Jetzt steht er da und singt“, sagt Hiessl.

Die Kinder haben sich mit ihren Instrumenten auf der fiktiven Bühne positioniert. Die Instrumente sind Kochtöpfe, Rohrleitungen, Zeitungen, Glasflaschen und weitere Gegenstände, denen ein Klang zu entlocken ist. Die Kinder üben Gewitter. Die Konzentration hält an, für eine kurze Weile. Ein Junge findet keine Ruhe, er verabschiedet sich. „Manchmal geht es nicht mehr“, sagt Milena Hiessl. „Das stört dann auch die anderen Kinder.“ Dann hilft nicht einmal mehr das Ritual mit dem Klavier.

Vorführung:

Am Donnerstag, 14. Januar, bringen die Bonhoeffer-Schüler „Johns Traum“ auf die Bühne. Beginn in der Turnhalle der Schule an der Bernhauser Straße 20 ist um 14 Uhr.