In der letzten Ferienwoche wird in vielen Schulen auf Hochtouren gearbeitet. Während die Lehrer an Stundenplänen tüfteln, bringen Handwerker und Reinigungskolonnen die Schulhäuser wieder auf Vordermann. Nicht alle Sanierungen werden fertig.

Stuttgart - In der Wolfbuschschule in Weilimdorf werkeln in der letzten Ferienwoche jede Menge Handwerker. Im denkmalgeschützten Altbau hängen überall in den Gängen Kabel von den offenen Betonrippendecken herunter, im frisch gefliesten Sanitärtrakt werden gerade nagelneue Urinale im Bubenklo eingebaut, die Zwischenwände zwischen den Kloschüsseln fehlen noch. Die Wolfbuschschule ist eine von 73 Schulen, die derzeit saniert werden. Und Sanierungen haben in der Ferienzeit Hochkonjunktur. Allein an dieser Schule investiert die Stadt 2,04 Millionen Euro. So viel kostet es, wenn in ein denkmalgeschütztes Schulhaus nachträglich ein Aufzug eingebaut und neben den Sanitäranlagen die komplette Elektrik erneuert wird, inklusive einer Sprachalarmierungsanlage. Insgesamt 50 Millionen Euro gibt die Stadt jedes Jahr im Rahmen ihres zweiten Schulsanierungsprogramms für ihre Schulen aus, hinzu kommen weitere 20 Millionen Euro für Bauunterhaltung.

 

Im Jahr 1936, als die Wolfbuschschule gebaut wurde, war es nicht üblich gewesen, in ein Schulhaus einen Aufzug einzubauen. Das ist heute anders. Inklusion wird großgeschrieben, und Eltern können wählen, ob ihr Kind eine Sonder- oder eine Regelschule besuchen soll. „Eigentlich muss jede Schule barrierefrei sein“, sagt Andrea Braß, die beim Schulverwaltungsamt das Sachgebiet Gebäudemanagement leitet. „Eine Mammutaufgabe“, sagt sie. „Wir machen das dort, wo es geht und wirtschaftlich ist.“ An der Wolfbuschschule sind von insgesamt 580 Schülern 23 Inklusionsschüler. „Wir haben im Moment nur einen körperbehinderten Schüler, einen Viertklässler“, berichtet die Schulleiterin Petra Klingel. Für diesen Schüler kommt der Einbau des Aufzugs, der in diesem Jahr sicher nicht fertig wird, wohl zu spät. Seit einem Jahr wird bereits daran gearbeitet. Doch in der Zukunft werden Rollifahrer auch aus anderen Schulbezirken nach Weilimdorf kommen können. „Anfragen sind da“, sagt Braß.

Sanierung ohne Bestandsplan – Verkabelung muss erst gesucht werden

Nicht nur, aber auch wegen des Aufzugs wird in der im Jahr 1936 gebauten Wolfbuschschule die Elektrik saniert. „Es gibt von so einer alten Schule keine Bestandspläne“, erklärt Nikolaos Dimou von Ernst 2 Architekten aus Stuttgart, „also müssen wir die Verkabelung erst mal suchen.. Und dann greift ein Gewerk ins nächste. „Auch die Rippendecken werden punktuell saniert“, ergänzt er. Eine gute Gelegenheit, um die dort eingezogenen Elektrokabel einzuhausen – eine Auflage des Brandschutzes. Später werden dann noch in den Schulhausgängen Akustikdecken angebracht und sogenannte Wandabsorber, die den Kinderlärm dämpfen sollen. Der Architekt schaut regelmäßig auf der Schulbaustelle vorbei. Noch sieht es nicht so aus, als ob alles bis zum Schulbeginn am Montag wieder picobello ist. In der Lehrküche sind an der Decke noch die neuen Abwasserleitungen für die drüber liegenden Toiletten zu sehen, auch die Wanddurchbrüche für die neue Verkabelung müssen noch geschlossen werden. Und schließlich muss Abschnitt für Abschnitt von den Reinigungskolonnen gesäubert werden.

Der Lärm der Handwerker begleitet auch den Schulalltag

Doch fertig sind die Baumaßnahmen damit nicht. „Wir sind auch nächstes Jahr drin mit der ganzen Elektro- und Brandschutzsanierung“, kündigt Dimou an. Die Toiletten im Untergeschoss werden wohl erst in den Winterferien fertig – seit einem Jahr stehen gemietete WC-Container auf dem Schulhof. „Wir können immer nur nachmittags oder in den Ferien arbeiten, vormittags gehen während der Schulzeit nur emissionsarme Arbeiten“, erklärt Dimou.

Trotzdem stellt Petra Klingel fest: „Die Lärmbelastung im Schulalltag ist da. Es gibt aber Absprachen, dass vor und während der Prüfungen Zeitfenster festgelegt werden, in denen die Handwerker nicht dauerhaft lärmen.“ Die Koordination mit dem Schulverwaltungsamt klappe sehr gut, lobt die Schulleiterin. Zwar hätten einige Klassen im vergangenen Schuljahr zeitweise umziehen müssen, aber zum Glück innerhalb der Schulart – „deshalb mussten wir kein Mobiliar umziehen“. Denn schließlich hätten Zehntklässler kaum auf die Stühlchen der Erstklässler gepasst.

Im Moment kümmert sich Klingel gemeinsam mit ihren Kollegen erst einmal um die neuen Stundenpläne. Ob sie genug Lehrer bekommt, das wisse sie noch nicht. „Ich hoffe, dass wir gut ins neue Schuljahr starten können.“ Und das Schulhaus? „Die Reinigungsfirmen kriegen das jedes Mal noch hin“, weiß Klingel aus Erfahrung, „die sind sehr flexibel.“