Zum Schulstart fehlen vor allem Sonderpädagogen. Eine schnelle Lösung ist jedoch nicht in Sicht.

Kreis Ludwigsburg - Die gute Nachricht zuerst: an den Gymnasien im Kreis Ludwigsburg seien alle Lehrerstellen besetzt, teilt das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart (RP) mit. „Wir sind voll ausgelastet und unsere Stundenpläne stehen auch schon“, bestätigt Eberhard Blanz, der Schulleiter des Gymnasiums in Gerlingen, die Aussage aus Stuttgart. Immer wieder werde er aber von besorgten Eltern gefragt, wie die Versorgung aussehe. „Deswegen melden wir den Eltern jetzt schriftlich, dass wir ausgelastet sind und es keine Kürzungen in den Stundenplänen gibt.“

 

Die vier Stellen, die aufgrund von Pensionierung und Elternzeit vakant waren, habe er mit vier neuen Lehrkräften besetzt. Auf Krankheitsfälle könnten sich die Schulen jedoch nie hundertprozentig vorbereiten, sagt Blanz. „Für die naturwissenschaftlichen Fächer findet sich meist nicht so schnell ein Ersatz wie für Fremdsprachen.“

Chaos und fehlende Sonderpädagogen

Nicht ganz so rosig sieht es allerdings an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) im Kreis aus, an denen Kinder mit Lernschwierigkeiten unterrichtet werden. „Hier bleiben Stellen unbesetzt“, sagt Hubert Haaga, der Leiter des Staatlichen Schulamtes in Ludwigsburg. Grund dafür sei der Bewerbermangel. Auch an den Grundschulen, Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen und Realschulen im Kreis fehlen noch 14 Stellen für Krankheitsvertretungs-Reserven. „Der Pflichtunterricht ist aber zum Start des Schuljahres gesichert“, sagt Haaga.

Michael Gomolzig, der stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE), würde sich wünschen, dass mehr Lehrerreserven gebildet werden. „Der Pflichtunterricht ist an den meisten Schulen gewährleistet. Aber für zusätzliche Förderangebote wie Chor und Theater ist meist kein Lehrer da“, sagt der Leiter einer Grund- und Hauptschule in Remshalden (Rems-Murr-Kreis).

Von zusätzlichem Unterricht kann Jörg Fröscher, der Schulleiter der Theodor-Heuglin Schule in Ditzingen, nur träumen. „Bei uns ist die Situation chaotisch“, sagt er. „Wir haben immer noch ungeklärte Vertragsverhältnisse und Gymnasiallehrer, die gerne bei uns arbeiten würden, aber noch keinen Vertrag erhalten haben.“ Damit könne die Schulverwaltung noch keine festen Schulpläne erstellen. „Ende September werden wir nochmal alles umschmeißen und neue Pläne machen müssen, wenn die Verhältnisse geklärt sind“, sagt er.

Aufatmen an der Glemstalschule

Noch vor 15 Jahren hätten die Stundenpläne bereits vor den Sommerferien gestanden, erzählt Fröscher. „Heute müssen wir die Pläne noch weit ins Schuljahr hinein ändern“, klagt er. Und sei froh, wenn er alle Lehrerstellen besetzten kann. Denn durch den Lehrermangel im Land säßen die neuen Lehrer heute am längeren Hebel, sagt Fröscher. „Die brauchen bei einem Anstellungsangebot nicht gleich zusagen, sondern können warten, bis ihnen eine Stelle zusagt.“ Besonders chaotisch sei die Situation im Sonderschulbereich, es gebe zu wenig Sonderpädagogen. „Daran ist auch die Politik Schuld“, sagt er. „Denn die Zugangsberechtigungen für Sonderpädagogen sind einfach zu hoch“, sagt er.

Wegen fehlerhafter Prognosen zu den Schülerzahlen hatte die grün-rote Regierung seit 2011 Lehrerstellen abbauen und Studienplätze deckeln wollen. An der Glemstal-Gemeinschaftsschule in Schwieberdingen-Hemmingen kann die Schulleiterin Sandra Vöhringer allerdings endlich wieder aufatmen. „Nach langen Jahren, in denen wir vakante Stellen nur mit Einjahresverträgen füllen durften, haben wir in diesem Schuljahr acht feste Anstellungen“, sagt sie. Nur eine Lehrerin hat einen befristeten Vertrag. „Das bedeutet für uns und die Schüler eine gewissen Sicherheit“, sagt die Rektorin. Jetzt könne sie nur noch darauf hoffen, dass sich die Krankheitsfälle im Lehrerkollegium auf ein Minimum beschränken.