Ein neues Schulungszentrum soll Experten aus Wissenschaft und Unternehmen helfen, die rasante Rechenleistung eines Supercomputers wie Hazel Hen richtig einzusetzen. Der Schulungssaal musste aber erst erkämpft werden.

Stuttgart - Das zweigeschossige Gebäude sieht aus wie der Zwilling des Höchstleistungsrechenzentrums (HLRS): außen dezent, innen kühl bis elegant. Am Freitag ist das neue Schulungszentrum für das HLRS der Uni Stuttgart an der Nobelstraße übergeben worden. Es ist das europaweit größte dieser Art. Herzstück des Neubaus ist der Schulungsraum: ganz in weiß, nur vor den Fensterfronten dämpft ein blaues Glasband den Lichteinfall – ein Raum zum Denken und Lernen. Es ist nicht irgend ein Schulungsraum. Sondern hierher reisen Experten aus Wissenschaft und Unternehmen, um zu lernen, wie man die rasante Rechenleistung des Supercomputers namens Hazel Hen nebenan richtig einsetzen kann.

 

Hazel Hen, vor einem Jahr noch der zweitschnellste Rechner der Welt und immer noch der schnellste in Deutschland, ist inzwischen auf Nummer 17 der Weltrangliste gerutscht. Doch Hans J. Reiter vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium kündigte an, Bund und Land würden bereits in den nächsten Jahren weitere 150 Millionen Euro ins HLRS investieren, um Hazel Hen durch eine noch schnellere Rechenanlage zu ersetzen.

Schulungszentrum als „Visitenkarte für den Standort Stuttgart-Vaihingen“

Finanzstaatssekretärin Gisela Splett sprach von „gepflegtem Understatement“, denn das HLRS sei „auf der globalen Landkarte der Superrechner weltweit ein Leuchtturm“. Und so komme ihm auch eine wichtige Aufgabe bei der Weiterbildung zu – nicht nur auf nationaler, auch auf europäischer Ebene. Zugleich sei dieser Lernort „eine Visitenkarte für den Standort Stuttgart-Vaihingen“.

Reiter ergänzte: „Die Bedeutung von Simulation nimmt in Wissenschaft und Wirtschaft stetig zu.“ Schließlich gehe es auch darum, somit Innovationszyklen zu verkürzen und Ressourcen einzusparen. Und: das Gebäude eröffne auch für die Uni Stuttgart neue Perspektiven.

Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer zeigte sich überzeugt: „Auch die Landeshauptstadt wird von dem Schulungszentrum enorm profitieren.“ Das Standing einer Großstadt leite sich auch davon ab, wie stark sie in Wissenschaft und Lehre sei.

Simone Rehm, Prorektorin für IT der Uni Stuttgart, warb dafür, dass das HLRS sein Wissen stetig nach außen tragen müsse. Die Nachfrage nach Schulungen sei immer hoch gewesen. „Wir sind stolz auf das HLRS und seine hohe nationale und internationale Strahlkraft.“ Die 6,8 Millionen Euro aus dem Budget der Uni Stuttgart seien gut angelegt: „Das Gebäude ist eine strategische Investition in die Zukunft.“ Denn ohne das HLRS hätte beispielsweise auch die Automobilindustrie nicht so erfolgreich sein können, sagte Rehm im Blick darauf, dass auch Stuttgarter Unternehmen den Superrechner regelmäßig nutzen, etwa für Crashsimulationen.

Schulungssaal erlaubt Blickkontakt zum Ausbilder

HLRS-Chef Michael Resch bedankte sich bei der Uni für die Risikobereitschaft und das Vertrauen. Er hob aber auch hervor, dass die 34,4 Millionen Euro für die insgesamt vier HLRS-Gebäude zu 52 Prozent durch dessen Mitarbeiter erwirtschaftet worden seien, 40 Prozent habe der Bund acht Prozent das Land bereitgestellt. „Den Schulungssaal mussten wir erkämpfen“, so Resch. Nicht ganz eben, wie üblich, sondern leicht angeschrägt wie ein Hörsaal, erlaube er allen den Blickkontakt zum Ausbilder – und umgekehrt. Draußen im Foyer steht an der Wand in erhabenen Buchstaben, weiß auf weiß, das Wort REVOLUTION. Das sei nicht politisch gemeint, versichert Resch, sondern technisch.