Über den Schulverbund in Süßen ist in der Stadt viel diskutiert worden. Die Umsetzung hat jetzt völlig unaufgeregt begonnen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Süßen - Realschülerin oder Gemeinschaftsschüler? – Draußen auf dem Pausenhof scheint das keine Rolle zu spielen. Die Kinder und die Jugendlichen stehen zusammen, quatschen miteinander, spielen, essen oder daddeln auf ihren Handys herum. Das ist jetzt möglich, weil die Unterrichtszeiten der Geschwister-Scholl-Realschule und der J.-G.-Fischer-Gemeinschaftsschule einander angepasst worden sind. Das ist ein Mosaikstein in dem Konzept, das bis jetzt unter dem Arbeitstitel „Schulverbund Süßen“ firmiert und zu dem als dritte Säule die J.-G.-Fischer-Grundschule gehört. Gut 1000 Schülerinnen und Schüler sowie rund 90 Lehrkräfte gehören dazu.

 

Natürlich bleiben die jeweiligen Schularten erhalten. Allerdings werden die Strukturen und die Rahmenbedingungen vereinheitlicht: ein gemeinsamer Rektor, eine gemeinsame Verwaltung, eine gemeinsame Schulordnung, eine gemeinsame Homepage, ein gemeinsames Sicherheitskonzept und eine gemeinsame Schülermitverwaltung. Eine ebenfalls gemeinsame Projektgruppe arbeitet seit fast einem Jahr daran, dass die seit dem 1. September auch offiziell vollzogene Kooperation als Verbund in der Praxis funktioniert.

Die Sacharbeit steht wieder im Vordergrund

Steffen Lonczig, der zumindest bis zur entsprechenden Stellenausschreibung noch als kommissarischer Schulleiter fungiert, erklärt, „dass dieser Prozess ein langsames Werden und eine stetige Entwicklung ist“. So werde die Gemeinschaftsschule auch weiterhin als verbindliche Ganztagsschule firmieren, während die Realschule als klassische Halbtagsschule mit gelegentlichem Nachmittagsunterricht erhalten bleibe. „Die Schüler und Eltern haben also die Wahl und werden dort anmelden, wo es passt“, sagt Lonczig. Man wolle die Vorteile, etwa bei Arbeitsgemeinschaften oder Bildungspartnerschaften zu nutzen versuchen, aber genau darauf achten, nicht zu ähnlich zu werden, fügt er hinzu.

Antje Tramacere, die als Gemeinschaftsschullehrerin ebenfalls der Schulverbunds-Projektgruppe angehört, hält es darüber hinaus für wichtig, „eine gemeinsame Identität zu entwickeln, die sich auch in einem neuen Namen widerspiegelt“. Ihr Realschulkollege Frank Hiller ist derweil froh, „dass nun endlich wieder Frieden eingekehrt ist, wir alle die notwendige Sicherheit haben und zu einer unaufgeregten Sacharbeit übergehen konnten“.

Kersting: Hätten wir nichts getan, hätten wir massive Probleme bekommen

In der Tat ist es um diesen „Frieden“ lange Zeit nicht zum Besten bestellt gewesen. „Es war turbulent und nicht immer schön, was da abgelaufen ist, auch weil viele mitgestritten haben, die eher mit der Politik als mit den Schulen zu tun hatten“, sagt der Süßener Bürgermeister Marc Kersting. Dass aus der ursprünglich angedachten Fusion nun ein Verbund geworden sei, hält der Rathauschef daher für den richtigen Weg. „Hätte sich unsere Schullandschaft gar nicht verändert, wären wir bei den Schülerzahlen mit massiven Problemen konfrontiert gewesen und hätten im Konkurrenzkampf mit anderen den kürzeren gezogen“, ist sich Kersting sicher.

Nun sind die Verantwortlichen guter Dinge. So lobt Schulleiter Steffen Lonczig die Stadt dafür, dass diese nicht nur die Schulsozialarbeit um 50 Prozent aufstocken will und dass zudem eine eigene Büroleitungsstelle für den Verbund geschaffen wird. „Obendrein haben wir, wenn kurzfristig Lehrpersonal ausfällt, jetzt ganz andere unbürokratische Möglichkeiten“, fügt er hinzu. Marc Kersting wiederum spielt den Ball zurück: „Der Verbund lässt sich, mit all dem was bereits geplant ist, sehr positiv an, was nicht zuletzt an dem tollen Engagement in den beiden Kollegien liegt.“