Ein Einbruch ist nicht nur mit materiellen Schäden verbunden, bei vielen Betroffenen gehtdas Sicherheitsgefühl nachhaltig verloren. Doch wie kann man Täter abschrecken? Ein Überblick zum Tag des Einbruchschutzes am diesem Sonntag.

Stuttgart - Die Furcht, dass ein Fremder in die Wohnung eindringt, ist in Deutschland weit verbreitet: In Umfragen gibt jeder dritte Bundesbürger an, dass ihm die Angst vor Einbrechern nicht fremd ist. Und wenn es nach den Versicherungsgesellschaften und der Polizei geht, ist diese auch nicht unbegründet: Zwar registrierte die Polizei im Jahr 2016 erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang bei der Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche um mehr als 15 000, doch es waren immer noch 151 000 Fälle, die meisten der Straftaten ereignen sich in der dunklen Jahreszeit.

 

Deshalb haben Polizei und Sicherheitswirtschaft den von ihnen initiierten Tag des Einbruchschutzes bewusst am Tag der Zeitumstellung angesetzt: Laut Kriminalstatistik werden mehr als die Hälfte aller Einbrüche in der Zeit von November bis Februar verübt.Höchste Zeit, sich zu schützen – das finden auch die Hersteller von Sicherheitstechnik, die Alarm schlagen: „Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen“, heißt es beispielsweise in einem Video der Firma Abus, eine der Größen der Branche. Der Markt für Schließanlagen, Alarmanlagen und Tresore boomt. Mehr denn je geben die Deutschen dafür aus: 741 Millionen Euro im Jahr 2015. Doch lohnt sich jede Investition – oder verführt die Werbung dazu, auch in wirkungslose Technik zu investieren?Den hundertprozentigen Schutz vor Einbrechern gibt es nicht, warnt die Stiftung Warentest, die aktuell zusammen mit dem Landeskriminalamt Berlin verschiedene Sicherungstechniken unter anderem für Fenster und Türen geprüft hat. „Was jeder allerdings tun kann, ist, den Einbrechern die Arbeit deutlich zu erschweren“, sagt Falk Murko, Redakteur der Zeitschrift „Test“. So sei es einfach, aber effektiv, ein einbruchhemmendes Zylinderschloss einzubauen.

Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz

Gerade in Mehrfamilienhäusern versuchen Einbrecher häufig, über die Wohnungstür in die Innenräume zu gelangen. Weshalb die Stiftung Warentest zu Modellen mit hoher Verschlusssicherheit und einem sogenannten Zieh- und Bohrschutz rät. Das „Ziehen“ bezeichnet eine Methode, bei der Einbrecher eine Schraube ins Schloss drehen und mit Kraft den Schließzylinder oder dessen Kern herausziehen. Verspricht ein Anbieter Bohrschutz, sollte das Schloss dem Angriff mit einer Bohrmaschine für mindestens drei Minuten standhalten.

Die Kennzeichnung der Produkte ist kompliziert

Doch Vorsicht, warnt Murko, die Hersteller nehmen es mit der Lesefreundlichkeit der Kennzeichnung nicht allzu genau: „Häufig verbergen die Hersteller diese Eigenschaften hinter Kürzeln und Kennzeichnungssystemen.“ Diese Buchstaben oder Zahlen sind aber wichtiger als die Werbung auf der Verpackung – und werden auch von den Warentestern bewertet. Bei einigen Produkten (Iseo, Keso, BKS) führte das zu einer Abwertung, obwohl sie eine gute Einbruchshemmung besitzen.

Dass die Kennzeichnung nicht einheitlich ist, macht es dem Verbraucher nicht leichter. So verschlüsselt die europäische Norm die Angaben in einem achtstelligen Code, die nationale Norm wiederum vergibt Widerstandsklassen. Und dann gibt es noch das Zertifikat Vertrauen durch Sicherheit (VdS) des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft, zu dem das Landeskriminalamt Berlin rät: Die Schlösser, die drei Minuten dem Angriff einer Bohrmaschine standhalten, tragen die Klassifizierung AZ. Die zusätzlichen Klassen B und C, gekennzeichnet mit drei Sternen, erfüllen laut VdS noch höhere Anforderungen. „Wir empfehlen daher, sich beim Kauf von Fachhändlern, etwa Anbietern von Sicherheitstechnik, beraten zu lassen“, sagt Murko.

Investitionen in Sicherheitstechnik werden bezuschusst

Auch Fenster und Terrassen- und Balkontüren sollten möglichst lange einem Einbruchsversuch standhalten. Laut kriminalpolizeilicher Statistik probieren Kriminelle in zwei von drei Fällen, mit einem großen Schraubenzieher ein Fenster aufzuhebeln. Schaffen sie das nicht binnen drei Minuten, geben sie oft unverrichteter Dinge auf. Und auch hier bestehen laut Stiftung Warentest verschiedene Möglichkeiten, diese Zugänge mechanisch zu verstärken – etwa mit einer abschließbaren Rahmensicherung, verschließbaren Fenster- oder Türgriffen sowie Stangenverriegelungen.

Wer in einen solchen Einbruchschutz investiert – vom Fachmann eingebaut –, erhält bis zu 20 Prozent Zuschuss vom Staat. Denn die KfW-Förderbank unterstützt Eigentümer und Mieter beim Einbau von Sicherheitstechnik mit der Übernahme von 20 Prozent der Kosten bis 1000 Euro. Darüber hinausgehende Investitionen in Sicherheitstechnik werden bis zu einer Summe von 15 000 Euro mit zehn Prozent bezuschusst. Auch einige Bundesländer, Städte und Gemeinden fördern den Einbau. Die Stadt Heidelberg etwa hat mit der „Schlossprämie“ einen Fördertopf, aus dem jeder Privathaushalt 2500 Euro erhalten kann.Dass allerdings nicht jeder Schutz einer Investition wert ist, zeigt sich bei einem anderen Test: Bei den Alarmanlagen sind Geräte zum Selbsteinbau schon für wenige Hundert Euro zu haben. Vier Modelle haben die Warentester geprüft und kommen zu dem eher ernüchternden Ergebnis: Grundsätzlich registrieren die Anlagen typische Einbruchversuche gut und melden diese auch – entweder durch eine Sirene oder still per App an das Smartphone. Dafür hatten sie andere Schwächen, sagt Falk Murko von Warentest. So sind die Produkte teils anfällig für Hackerangriffe oder warnen beim Scharfschalten nicht, wenn ein Fenster offen steht. „Bei manchen Anlagen ließ sich die Zentrale einfach sabotieren“, berichtet Murko. So konnten die Warentester Außensirene und Bewegungsmelder schnell außer Gefecht setzen. Kinderleicht war es, den Akku aus der Zentrale zu entfernen oder den Stecker zu ziehen. „Wir raten daher, die Zentrale solcher Alarmanlagen dort zu installieren, wo Besucher sie nicht gleich zu Gesicht bekommen“, so Murko. Die Polizei hält Alarmanlagen für nicht so entscheidend. So ergab eine Auswertung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen im Jahr 2016, dass diese auf Einbrecher kaum eine abschreckende Wirkung haben.