Die Welt auf Schwäbisch: mit seiner Dialekt-Comedy hat der Reutlinger Dominik Kuhn ein riesiges Publikum erobert. Ein Gespräch über aufdringliche Fans, tiefe Sinnkrisen, quälende Versagensängste – und wie man all dem entkommt.

Stuttgart - Der Weg zu Dominik Kuhn alias Dodokay führt ins oberste Stockwerk eines alten Reutlinger Fabrikgebäudes. An der Tür zu seinen Geschäftsräumen hängen Schilder von drei Firmen, die alle er betreibt. Auf der Dachterrasse verkümmern erfrorene Überreste von einst 600 Kakteen. Die Pflanzen sind das einzige Hobby, das er nicht professionalisiert hat. Kuhn bittet in die Küche. Immer wieder klingelt sein Handy. Er geht nur noch ran, wenn er die Nummer kennt.

 
Herr Kuhn, Sie sind Musikproduzent, Filmemacher, Sprechkünstler und singen in einer Band. Die meisten kennen sie als Dodokay von Videoclips, in denen sie Hollywoodcharaktere schwäbisch synchronisieren. Finden Sie es schade, dass man sich nicht aussuchen kann, womit man berühmt wird?
Na ja, hätte ich damals gewusst, dass ich ausgerechnet mit der schwäbischen Comedy berühmt werde, hätte ich vielleicht den Stecker gezogen. Es ist dennoch toll, dass es mir passiert ist. Durch die Popularität kommen jetzt unter anderem Leute aus der Filmbranche und sagen: „He, mir ham g’lesa, dass du Regisseur bisch, hosch ned mol Bock was zum macha?“
Ihre Star-Wars-Parodie „Virales Marketing im Todesstern Stuttgart“ wurde auf Youtube 4,5 Millionen Mal angeklickt. Mittlerweile sind Sie ein schwäbischer Popstar. Wie ist es, in Reutlingen mitten unter ihren Fans zu leben?
Es ist lustig. Sie wollen gar nicht wissen, wie viele Leute zu mir kommen und mir endlose Geschichten erzählen, obwohl ich diese Leute nicht kenne. Die denken oft nicht an den sozialen Kodex, dass man sich vielleicht vorstellt. Sie fangen einfach an zu quatschen, als wären wir schon ewig befreundet. Und natürlich geht es mir wie allen Künstlern, dass immer die großen Hits angesprochen werden. Bei mir sind das zum Beispiel „Star Wars“ oder die Barack-Obama-Synchronisation. Jemand erkennt mich, und dann geht es sofort los: „Das finde ich so geil mit den Fahrrädern im Hausgang . . .“
. . . eine Anspielung auf einen Ihrer Obama-Clips, in dem der US-Präsident über die Alltagsprobleme eines Hauseigentümers spricht.
Das sind die Geister, die ich rief, die werde ich nicht mehr los. Ich finde das völlig in Ordnung. Erfolg von der Größenordnung eines Robbie Williams wollte ich trotzdem nicht haben.
Fühlen Sie sich missverstanden?
Manchmal schon, wenn jemand die Satire nicht versteht. Ein Teil der Fans denkt, ich fände es tatsächlich schlimm, wenn Fahrräder im Hausgang stehen. Viele denken auch, ich wolle Schwäbisch weltweit berühmt machen. Ich bin aber eher jemand, der sich einer anderen Kultur gerne anpasst. Ich war mein Leben lang beruflich auf der ganzen Welt unterwegs, spreche Niederländisch und Englisch. Wenn ich im thailändischen Dschungel mit Mönchen rede, dann würde ich das am liebsten auf Thai tun. Ich renne bestimmt nicht rum und will die Kehrwoche überall einführen.
Trotzdem erfüllen Sie den ein oder anderen Schwaben mit Heimatstolz.
Das ist schon okay. Ich bin zwar kein Kehrwochen-Schwabe, aber auch kein Schwabenhasser. Ich betrachte mein eigenes Volk eben mit einem Augenzwinkern. Meine Fans freuen sich, dass jemand die Fahne hoch hält. Das mag auch daran liegen, dass sich viele Menschen nicht aus ihrem geliebten schwäbischen Rahmen raus trauen. Die finden es toll, dass ich Schwäbisch salonfähig mache.