Da kennschd uff dr Sau naus! Der Münchner Verlag Polyglott hat seinen schwäbischen Sprachführer samt Extrateil fürs Flirten und Fluchen neu aufgelegt. Für echte Schwaben klingt die Schreibweise im Büchle mitunter fremd.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Schwäbisch ist eine Kunst, die nur schwer zu erlernen ist. Da immer mehr Menschen erkennen, dass Hochdeutsch viel zu nüchtern ist und man damit nicht gefühlsecht durchs Leben kommt, wollen deutsche Verlage helfen, diesen Notstand zu beseitigen.

 

Schwäbisch für alle! Sprachführer und Lexika für Nichtschwaben erobern die Buchregale. Denn Schwaben stehen für Erfolg und neuerdings auch für Spaß.

Wia hemmers denn! Unsereins sollte auf der Hut sein, wenn durchreisende Touris oder sich hier ansiedelnde Reigeschmeckte mit einem Taschenbüchlein durch die Stadt ziehen, das made in Bayern ist. Es könnte passieren, dass diese Menschen in eben dieses bunte Druckwerk aus der Tastatur von Heinz Messinger blicken, um folgenden Satz in Frageform auszustoßen: „Wo geiht’s do Endressands zum Ahgugga?“

Liebe Schwaben, wer hat’s verstanden? Die hochdeutsche Übersetzung in dem Polyglott-Sprachführer lautet: „Was für Sehenswürdigkeiten gibt es hier?“

Schwäbisch isch net gleich schwäbisch

Sollten Sie freundlich und zutraulich geantwortet haben, könnte es passieren, dass sich ein Nichtschwabe noch mehr traut und einen weiteren Satz aus dem Büchle zum Besten gibt: „Welled mr nedd so langsam ens Näschd ganga?“

Capito? Angeblich erwähnt der Schwabe das „Näschd“, wenn es ihm nach Sex zumute ist. Ach, der Beischlaf in unseren Breiten! Erklingt beim Orgasmus eines Schwaben wirklich ein „Sodele, sodele, jetzetle“, wie es in dem Sprachführer heißt? So wahr ist dies, wie dass der Storch die Babys bringt!

Schwäbisch isch net gleich schwäbisch, koi Frog. Wer sich über Aussprachefehler in dem Polyglott-Sprachführer ärgert, etwa über den Buchstaben ä, der so oft für e steht, oder über die „Sohne“, die Sahne heißen soll, hat eine große Auswahl an Fluchvokabular. Schwaben hauen lustvoll mit Donnerworten um sich und meinen’s nicht unbedingt bös’. Sie sind fantasievolle Lautmaler. Ihren Ärger lassen sie gern am Stück raus und gönnen sich im Zustand der Ungemütlichkeit keine Atempause.

Herrgoddskreizdonnderweddrabberau!

Die einfachen Flüche beginnen oft mit dem Vorwort soen oder soa (Hochdeutsch fein: So ein). Hier einige Beispiele: Soen Schoofscheiß, soen Bäbb, soa Läddagschwädz, soa Lumbakruschd.

So schnell können Nichtschwaben gar nicht im Polyglott-Führer nachblättern, was das jeweils heißt. Müssen sie auch nicht. Denn schwäbische Flüche sind wie gute Rockmusik, die jeder versteht, weil sie in Mark und Bein geht.

Das 128-seitige Taschenbuch verrät, was ein Bachl ist und ein Beißzang, was Hamballa bedeutet und ob man zu einer Frau „Moggele“ oder „süße Denga“ sagen sollte.

Extrateil für Fluchen und Flirten

Fluchen und flirten – das sind die beiden schwäbischen Spezialitäten, meint man bei Polyglott in Bayern. In dem Büchle steckt deshalb ein Extraheftle zum Rausnehma, das wichtige Sätze zu diesen elementaren Themenbereiche des Schwaben enthält.

Zitat: „Was sagt ein Schwabe, wenn seine Frau ihn im schwarzen Negligé überraschen will? Er sagt: Om Goddes Willa, isch was mit der Oma?!“

Haha, die Schwaben! Der Rest der Nation will Spaß mit uns haben. Wenn’s gut gemacht ist, lachen wir gern mit. Hört’s aber niemals auf,sagen wir: Halt dei Raffl!