Der Verein für Integrations- und Nachhilfe will nicht nur Frauen und Kindern Programm bieten. Deswegen wurde vor etwa einem Jahr eine Werkstatt eingerichtet. Die Männer können beim Arbeiten gut abschalten, die Kindern sind begeisterte kleine Helfer.

Schwaikheim - Nein, nur daheim sitzen, Zeitung lesen, Kreuzworträtsel lösen – so können sich Lothar Baumann und Heinz Bräckle ihren Ruhestand nicht vorstellen. Auf verschiedenen Wegen haben die beiden Schwaikheimer zum Verein Ina gefunden. Der eine hat bei der 72-Stunden-Aktion mit angepackt, der andere kennt den Verein über seine Frau. Für die Schwaikheimerinnen macht Ina nämlich schon seit vielen Jahren eine Menge: „Es gibt das Frauenfrühstück, Adventsbasteln oder Veranstaltungen mit dem Jugendamt. Für Männer hatten wir aber bisher nichts“, erzählt Leiterin Susanne Saltikiotis. Schon vor einer ganzen Weile kam deshalb die Idee auf, in dem Haus von Ina eine Werkstatt einzurichten. „Denn wer hat heute daheim noch Platz dafür?“, sagt Susanne Saltikiotis. Als das Gebäude im vergangenen Sommer umgebaut wurde, konnte die Idee umgesetzt werden. Der Musikraum zog in den Gewölbekeller und machte Platz für eine kleine, aber feine Werkstatt.

 

Am Schraubstock lässt es sich gut abschalten

Lothar Baumann und Heinz Bräckle haben damals gleich losgelegt und Tannenbäumchen sowie Sterne aus Holz für den Weihnachtsmarkt hergestellt. „Die haben arg Anklang gefunden“, erzählt Lothar Baumann, der zeitweise jeden Tag in der Werkstatt steht. Zwischen Schraubstöcken, Holzresten und Schleifpapier fühlt sich der 75-Jährige richtig wohl. „Es macht mir einfach Spaß, in der Werkstatt zu arbeiten. Und gut abschalten kann ich auch“, sagt er. Auch Heinz Bräckle schaut regelmäßig nach dem rechten. „Ich kann aber nicht ganz so oft, weil ich zweimal in der Woche auch noch die Werk-AG an der Schule betreue“, sagt der 65-Jährige.

Ob an der Schule oder bei Ina: das Interesse der Kinder am Arbeiten in der Werkstatt ist riesengroß. Wenn Baumann und Bräckle nachmittags am Werkeln sind, bekommen sie meist schnell Besuch. „Es gab einen sehr begeisterten Jungen, der kaum deutsch sprechen konnte. Verstanden hat er aber alles – und der Vorteil ist, dass man in der Werkstatt nicht viel Worte braucht“, sagt Lothar Baumann, der sich auch gerne an ein Mädchen erinnert, das immer helfen wollte. Die rüstigen Rentner lassen die Jugend gerne Sachen glatt schmirgeln oder anmalen. Und planen auch größere Sachen mit den Ina-Kindern. „Ich habe schon die Anleitung für ein Sitzobjekt herausgesucht, das wir mit den Acht- und Neunt-Klässlern bauen können“, erzählt Heinz Bräckle.

Weitere Handwerker sind herzlich willkommen

Susanne Salitikiotis weiß, dass den Kindern die Werkstatt nicht nur wegen der Arbeit an sich gefällt. „Sie finden es auch toll, dass ältere Herren da sind. Viele haben hier keinen Opa, weil die Familie weit weg wohnt“, erzählt sie. Umso bedauerlicher sei, dass den Kindern neben den Hausaufgaben und dem Lernen auf Arbeiten meist nur wenig Zeit für die Werkstatt bleibe.

Auch noch etwas mehr Männer würde sich Saltikiotis für das neue Angebot wünschen. „Wir haben die Werkstatt aber bisher noch nicht richtig publik gemacht. Das müssen wir nachholen“, sagt sie. Gerade unter den Schwaikheimern mit Migrationshintergrund. Einen festen Terminplan für die Werkstatt gibt es übrigens nicht: „Wir haben den Schlüssel und können kommen, wann wir wollen“, erzählt Bräckle. Ein Termin für alle sei wenig sinnvoll: „Es passen nur zwei Männer in die Werkstatt.“ Auch ein Programm ist nicht vorgegeben – manchmal wird an eigenen Sachen gearbeitet, mal an Basteleien, die auf dem Sommerfest oder Weihnachtsmarkt verkauft werden. Bald werden wieder die ersten Tannenbäumchen entstehen. „Das ist für uns auch eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Susanne Saltikiotis.

Info:

Material
Die Männerwerkstatt benötigt noch einige Maschinen, unter anderem eine Bandsäge sowie eine Dekupiersäge. Um Sägearbeiten herstellen zu können, sind die Männer auch auf Holz angewiesen. Deswegen bitten die Aktiven darum, massive Schränke oder anderes abgelagertes Holz nicht einfach wegzuwerfen, sondern der Werkstatt zur Verfügung zu stellen.

Kontakt
Die Männerwerkstatt sucht noch Verstärkung. Wer Lust hat, sich ab und zu an die Werkbank zu stellen, kann sich unter der Telefonnummer 0 71 95 / 97 81 12 beim Verein für Integrations- und Nachhilfe melden. Susanne Saltikiotis stellt dann den Kontakt her.