Mehrere tausend Gegner von Stuttgart 21 haben an den "Schwarzen Donnerstag" erinnert.

Stuttgart - Ein Jahr nach der Gewalteskalation bei Protesten gegen Stuttgart 21 haben mehrere tausend Gegner des Milliardenprojekts an den „Schwarzen Donnerstag“ erinnert. Die Polizei spricht von zirka 5000 Teilnehmern. Bei einer Kundgebung am Freitag kritisierten mehrere Redner, dass der Polizeieinsatz vom 30. September 2010 im Schlossgarten mit mehr als 100 Verletzten juristisch noch nicht aufgearbeitet sei und es keine Entschuldigung der damals regierenden Politiker oder Polizeiverantwortlichen gegeben habe.

 

Innenminister Reinhold Gall (SPD) gab den Stuttgart-21-Demonstranten die Schuld am Wasserwerfer-Einsatz der Polizei. „Auslöser der Eskalation war nicht die Polizei, sondern das waren die Demonstranten“, sagte Gall in einem Interview der „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag) - und erntete postwendend die Kritik der Grünen. „Einseitige Schuldzuweisungen helfen niemandem weiter. Wir wissen heute, dass der Einsatz unter den damaligen Bedingungen nicht hätte stattfinden dürfen“, sagte Grünen-Landeschef Chris Kühn.

MP Kretschmann: Demonstranten waren nicht gewalttätig

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisierte die damalige Landesregierung unter Stefan Mappus (CDU). Er beklagte in einem am Freitag veröffentlichten Gespräch mit der S21-kritischen Plattform fluegel.tv vor allem das „martialische Aufgebot mit Wasserwerfern“. Er sagte: „Wasserwerfer sind dazu da, wenn gewalttätige Gruppen in Demonstrationen auftreten. Das war ja da überhaupt nicht der Fall.“

BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender forderte die Zuhörer auf dem Stuttgarter Schlossplatz am Abend auf, den Mut nicht zu verlieren und sich vor der Volksabstimmung weiter zu engagieren: „Wir sagen Ja zum Ausstieg!“. Eine „Abkehr vom Milliardengrab Stuttgart 21“ stehe für das ganze Land und mehr Demokratie.

Schweigemarsch zum Finanzministerium

Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Demonstranten friedlich über eine der Hauptverkehrsstraßen zum Schlossgarten, wo die Kundgebung mit Musikbeiträgen fortgesetzt wurde. Um 23 Uhr formierten sich laut "Parkschützer"-Sprecher Matthias von Herrmann rund 3000 Teilnehmer zu einem Schweigemarsch zum Finanzministerium. Am Neuen Schloss, dem Sitz des Ministeriums, legten die Demonstranten ihre auf Zettel geschriebenen Forderungen und Wünsche an Finanzminister Nils Schmid (SPD) nieder. Im Anschluss lauschten etwa 1000 Menschen klassischer Musik und Jazz am Zaun des Grundwassermanagements im Schlossgarten.