Der Triennale-Künstler Arpad Dobriban stellt schon vor dem Veranstaltungsauftakt in der städtischen Galerie in Fellbach aus. Das Schild „Bitte nicht berühren“ kommt bei ihm nicht zum Einsatz.

Fellbach - Fellbach - Böse Zungen behaupten gern, etliche Besucher von Kunstvernissagen würden sich die Eröffnung einer Ausstellung vor allem wegen des Gläschen Weins und der Brezel am Schluss antun. Wenn das nur halbwegs stimmt, wären die Gäste der aktuellen Schau in der städtischen Galerie besser mit einem gesegneten Appetit zum Auftakt von Arpad Dobribans Ausstellung „Abstrakte Überreste“ ge-kommen. In den Räumen wartete eine Auswahl auf die Besucher, die auch einer Volksspeisung zur Ehre gereicht hätte: Stangenweise vom Künstler selbst gebackenes Sauerteigbrot, ganze Kilostücke kernig-fetter, nach echtem Rauch duftender Speck sowie ein Schlückchen vom Weingut Aldinger nach alter Väter Sitte vergorener Trollinger.

 

Bei Arpad Dobriban geht die Liebe zur Kunst durch den Magen

Dass die Liebe zur Kunst bei Dobriban durch den Magen geht, ist kein Wunder. Der aus dem ungarischen Pécs stammende Künstler ist auch Koch. „Als Künstler Koch und als Koch Künstler“, formuliert Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf in ihrer Begrüßung. Mit dem Kochen als ältester Kulturtechnik befasse sich Dobriban seit 25 Jahren – und verkörpere das Triennale-Thema „Food“ deshalb konsequentesten. Deshalb habe man ihm parallel zur Teilnahme eine Einzelausstellung gewidmet.

Dobribans Materialien sind überwiegend Nahrungsmittel

Dobribans Materialien sind überwiegend Nahrungsmittel. Der geräucherte Speckmantel eines Schweines hängt an der Wand, gärender Sauerteig läuft über einen kleinen Holztisch im Untergeschoss und bedeckt den Boden wie ein Teppich. In runde Formen gepresst wird fermentierte Hirse wie ein Wandteller aufgehängt. Zwei getrocknete Fische sind kaum mehr als solche erkenn- aber sehr deutlich riechbar. Und Aprikosenmarmelade hängt, eingekocht wie Quittenspeck, noch im Backpapier an der Wand und darf von den Ausstellungsbesuchern vernascht werden.

Der Kunsttheoretiker Johannes Meinhardt denkt beim Schweinespeck-Werk an „Kreuzigungs- und Folterszenen“ und spricht von „Abwehrimpulsen des Ekels“. Er verweist auf die kulturgeschichtliche Dimension des Werks, den Umgang mit dem eigenen Körper.

Dobriban freut es, dass die Besucher sich nicht ekeln

Dobriban selbst, in zahllosen Projekten mit der Erforschung des Kochens befasst, freute sich ungemein, dass den Gästen sein ungarischer Speck schmeckte, sie sich nicht ekelten vor so viel fetter Sau. Dass sie den Finger in den lebendigen Sauerteig auf dem Tischchen stippten, von der eingetrockneten Marmelade kosteten und sich der sinnlichen Freude an duftenden Objekten hingaben. Nirgends steht „Nicht berühren!“.