Für die Materialforscher nebenan läuft es nicht so gut. Im Gegenteil. Sie wollten die Eigenschaften von Metallschmelzen untersuchen, ohne dass die zähe Flüssigkeit von der Schwerkraft beeinflusst wird. Auch Verunreinigungen der Probe durch Gefäßwände wollten sie vermeiden. Dazu sollten geschmolzene Metallkugeln von einem elektromagnetischen Feld in der Schwebe gehalten und durch ein zweites Feld manipuliert werden. Doch die Kugeln fliegen immer wieder aus dem Bild der Kamera. Die Zeit verrinnt. Die Experimentatoren sind wie versteinert. Kaum merklich schüttelt der eine den Kopf, die Finger des anderen zittern. Schalter werden gedrückt, nervös auf Tasten getrommelt. Das elektromagnetische Feld, das die Proben fixieren sollte, hat aus bisher ungeklärten Gründen nicht korrekt gearbeitet.

 

Siebeneinhalb Minuten nach dem Start meldet die Flugkontrolle „end of microgravity“. Die Rakete ist zurück in der Atmosphäre, wird stark gebremst, Schluss mit der Schwerelosigkeit. Zwei Minuten später entfaltet sich der Fallschirm: Die Fracht wird sicher nach unten kommen. Jubel bricht los, glückliche Gesichter, Hände werden geschüttelt, Schultern geklopft, Männer, die in der Projektvorbereitung wohl manche Auseinandersetzung führten, umarmen sich. Die Forscher und Techniker des Schmelzexperiments blicken weiter stumm auf die Bildschirme. Die Türen des Kontrollraums dürfen noch nicht geöffnet werden.

Anderthalb Stunden später dröhnt ein Helikopter durch das verschneite Tal. An einem Seil hängt das geborgene, rote Experimentmodul, das in 30 Kilometer Entfernung gelandet ist. Im Schnee ist es gut zu erkennen. Vor allem aber sind die Seen noch gefroren, so dass die wertvollen Proben und Datenspeicher nicht einfach versinken. Darum finden solche Forschungsflüge nur von Oktober bis Mitte Mai statt.