„Wir wollen das Turnier gewinnen“, sagt Julia Kadauke von den Scorpions Sisters in Degerloch. Mit dem Turnier meint sie die Europameisterschafts-Endrunde im spanischen Granada gegen Großbritannien.

Degerloch - In den nächsten Tagen wird es für Julia Kadauke eine angenehme Abwechslung von ihrem sonstigen sportlichen Alltag geben. Normalerweise spielt die 30-Jährige für die Stuttgart Scorpions Sisters, in der 2. Bundesliga der Damen American Football. Auch am Sonntag, 2. August, streift die Sindelfingerin wieder ein Trikot über, dann allerdings jenes der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, die im spanischen Granada bei der Europameisterschafts-Endrunde ihr erstes Gruppenspiel gegen Großbritannien bestreitet.

 

Vier Tage später treffen die deutschen Damen an gleicher Stelle auf Schweden und stehen dann – im Idealfall nach zwei Siegen – am 8. Juni im Endspiel der Europameisterschaft. „Wir wollen das Turnier gewinnen“, sagt Julia Kadauke, die voller Optimismus hofft, im Trikot mit dem Bundesadler deutlich erfolgreicher zu sein, als zuletzt im roten Leibchen der Scorpions Sisters.

Drei Spiele gingen deutlich verloren

Drei Spiele hat die Damenmannschaft des Degerlocher Klubs in dieser Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse bestritten, alle drei gingen ziemlich deutlich verloren. Erst am Sonntag gab es im Heimspiel auf dem Sportgelände unterm Fernsehturm ein 6:50 gegen die Kolleginnen der Mainz Golden Eagles. „Wir waren alle ein wenig geschockt, dass es so deutlich geworden ist, aber ich freue mich gleichzeitig, dass meine Mannschaft trotzdem nie aufgegeben und viel Spaß am Spiel gehabt hat“, sagte der Trainer der Stuttgarterinnen, Matthias Plötzner, nach dem Spiel.

Erst vor gut einem halben Jahr hat der 44-Jährige das Amt des Chefcoaches bei den Scorpions Sisters übernommen. In seinem aktuellen Aufgebot stehen, inklusive Julia Kadauke, noch genau fünf Spielerinnen, die 2012 Meister der 2. Liga und ein Jahr später noch einmal Vizemeister wurde. Alle anderen Akteurinnen von damals haben aufgehört oder sich in Richtung der Crailsheim Hurricanes verabschiedet, die in der höchsten deutschen Spielklasse unterwegs sind.

Zahl der Spielerinnen ist wieder gewachsen

Die hohe Fluktuation im Aufgebot, die Abgänge und die häufigen Fehlzeiten im Trainings- und Spielbetrieb hatten im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Scorpions-Verantwortlichen das Damenteam zurückgezogen und auf die Teilnahme an der Saison 2014 verzichtet hatten. In den vergangenen Monaten haben Aufrufe im Internet, Mund-zu-Mund-Propaganda und einige Probetrainings dazu geführt, dass die Zahl der Spielerinnen wieder auf 43 angewachsen ist.

„Das ist eine gute Basis, um ordentlich zu arbeiten und mittelfristig wieder zu alter Stärke zurückzufinden“, sagt der Cheftrainer, der aktuell mit Spielerinnen zwischen 17 und 51 Jahren arbeitet, von denen mehr als zwei Drittel erst jüngst mit dem American Football begonnen haben.

„Unverzichtbare Integrationsfigur“

Fortschritte hat der Coach bereits erkannt, im nächsten Sommer soll das Team dann konkurrenzfähig und auf Augenhöhe mit den Gegnern sein. Einen Absteiger gibt es nicht, so dass die Scorpions weiter Zweitligist bleiben. „Uns fehlt vor allem in der Offensive die Durchschlagskraft, daran müssen wir arbeiten“, sagt Plötzner, der mit seinen Schützlingen nach dem abschließenden Saisonspiel bei den Munich Rangers (16. August) auch noch ein gemeinsames Trainingscamp mit dem Münchener Lokalrivalen Cowboys aus der ersten Liga plant.

Bei beiden Terminen wird dann auch Julia Kadauke wieder in ihrem Team auflaufen, wenn alles nach Wunsch läuft, mit einer Europameisterschafts-Medaille dekoriert. „Ich würde ihr das sehr wünschen. Sie ist eine tolle Spielerin und bei uns eine unverzichtbare Integrationsfigur“, sagt Plötzner.