Beim StZ-Stadtspaziergang nahm OB-Kandidat Sebastian Turner die Teilnehmer mit auf seinen alten Schulweg zum Stuttgarter Karls-Gymnasium – ehe ihm StZ-Lokalchef Holger Gayer in Sachen Stuttgart 21 auf den Zahn fühlte.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Brezel durfte nicht fehlen bei einer Veranstaltung mit Sebastian Turner, der das Laugengebäck bekanntlich in seinem Wahlkampflogo hat. Die brachte der Kandidat, der für CDU, FDP und Freie Wähler bei der Stuttgarter OB-Wahl ins Rennen geht, in einem Zwillingswagen mit. Der gab den Teilnehmern des Stadtspaziergangs, zu dem die Stuttgarter Zeitung und die Stiftung Geißstraße eingeladen hatten, zunächst Rätsel auf. Brachte der frühere Werbeunternehmer womöglich seine erst kürzlich geborenen Zwillinge mit zu einer Wahlkampfveranstaltung? „Mogelpackung“ klärte Turner die Anwesenden grinsend auf, in der „Neuerwerbung“ befänden sich Brezeln als „Verpflegung“ für den Marsch.

 

Turner hatte sich als Route seinen ehemaligen Schulweg ausgesucht, der ihn von der Straßenbahn am Österreichischen Platz über die Tübinger Straße zum Karls-Gymnasium geführt hatte. An der Tübinger Straße, die derzeit so umgebaut wird, dass sie von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden kann, machte der Kandidat deutlich, dass dieses „interessante Experiment“ durchaus seinen Vorstellungen entspreche. „Ideen unter Beteiligung der Bürger entwickeln und ausprobieren, ob es funktioniert, das ist ein vernünftiger Ansatz.“

Unter der Paulinenbrücke, die zu Turners Schulzeit ein bekannter Drogenumschlagplatz war, diagnostizierte der Unternehmer zum Thema Verkehr: „Was uns hier begegnet, ist unser eigenes Verhalten.“ Das frühere Konzept der autogerechten Stadt sei auch die Folge davon, „dass wir so gerne mit dem Auto fahren und beim Einkaufen gerne alles in einen Kofferraum laden“. Man könne diese Entwicklung auch nicht nur der „Obrigkeit“ anlasten, es werde schließlich niemand daran gehindert, die Stadtbahn zu nehmen. Die Aufgabe der Zukunft sei es, „dass wir unser Verhalten ändern und uns trotzdem frei fühlen“.

Klare Kante zeigte Turner beim Thema Stuttgart 21

Am Zaun des Karl-Gymnasiums, das Turner besucht und wo er gleich zwei Schülerzeitungen gegründet hat, kam er auf eines seiner zentralen Wahlkampfthemen: die Bildung. Das deutsche Bildungssystem sei die eigentliche „Grundlage unseres Wohlstands“, dessen Niveau müsse gehalten und unter erschwerten Bedingungen noch verbessert werden. An dieser Stelle greife er auch einmal zu einem Superlativ, sagte Turner: Stuttgart müsse zur „Hauptstadt der Bildungsrepublik Deutschland“ werden.

In der anschließenden Diskussion, bei der StZ-Lokalchef Holger Gayer dem Kandidaten auf den Zahn fühlte, bewies Turner nicht nur Witz und Wendigkeit im Gespräch, er zeigte auch klare Kante zum Beispiel beim Thema Stuttgart 21. Das Projekt bedeute für die Stadt durch die frei werdenden Gleisflächen „das Versprechen eines großen Freiraums“, die Zeit der Debatten etwa über Gipskeuperschichten im Untergrund sei vorbei. Als Oberbürgermeister werde er sich dafür einsetzen, dass das Projekt möglichst schnell realisiert werde. Die Bahn als Großkonzern sei „schwerfällig“, die Landesregierung „zerstritten“ in der Sache, eine Seite profitiere politisch davon, das Projekt negativ darzustellen und zu verzögern. Wenn jetzt noch ein entsprechender OB gewählt werde, „dann droht ein Kartell aus Schwerfälligkeit und Destruktion“, was das Projekt in die Länge ziehe und noch teurer mache.

Hier geht es zu den StZ-Veranstaltungen mit Hannes Rockenbauch und Fritz Kuhn (Grüne). Am 29. September lädt die Stuttgarter Zeitung gemeinsam mit der Stiftung Geißstraße die Kandidatin Bettina Wilhelm zum Gespräch.