Die Mehrzahl der Seenotretter hat Regeln für Rettungseinsätze im Mittelmeer zunächst nicht unterschrieben. Die Behörden kontrollieren daraufhin das Schiff der Hilfsorganisation „Jugend rettet“. Reine Machtspielchen, findet unsere Italien-Korrespondentin Almut Siefert.

Rom - Alles Routine, kein Grund, sich aufzuregen: Alle Seiten bemühten sich am Mittwoch redlich, den Vorfall möglichst klein zu halten. Sowohl die Behörden in Lampedusa als auch die Sprecher von „Jugend rettet“. Aber dass das Schiff der deutschen Hilfsorganisation ausgerechnet in der Nacht zum Mittwoch von der italienischen Küstenwache in den Hafen von Lampedusa eskortiert und dort für die Kontrolle der Papiere mehrere Stunden festgehalten wurde, war kein Zufall. „Jugend rettet“ zählt schließlich zu den sechs Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich Montag geweigert hatten, den Verhaltenskodex für die Rettung von Migranten im Mittelmeer zu unterschreiben, den die italienische Regierung ausgearbeitet hatte. Diese Verweigerer würden nun aus dem „Organisationssystem der Rettung auf Hoher See ausgeschlossen“, hieß es aus dem Innenministerium daraufhin.

 

Die Kontrolle der Juventa, des Schiffes von „Jugend rettet“, war genauso eine Machtdemonstration wie die Verweigerung der Unterschrift vonseiten der NGOs. Noch immer steht der Vorwurf im Raum, manche würden mit Schleppern zusammenarbeiten. Warum also nicht einen ohnehin nur symbolischen Verhaltenskodex unterschreiben, um die Vorwürfe zu entkräften? Das schaffte Raum, um an einer echten Lösung des Problems zu arbeiten.