Bald beginnt das Sommersemester – und viele Studenten suchen nach einer Bleibe. In loser Folge berichten wir aus diesem Anlass, wie Studierende wohnen. Diesmal Anna Thüring, die das WG-Leben schon kennt, zurzeit aber wieder daheim lebt.

Degerloch - Mit 20 wagte Anna Thüring erstmals den Auszug aus dem Elternhaus. Sie zog von Degerloch in den Stuttgarter Westen, eine WG in einem gemütlichen Altbau hatte es ihr angetan. „Logischerweise wollte ich irgendwann von zu Hause ausziehen. Als ich das Zimmer online sah, habe ich mich sofort verliebt“, erzählt Anna Thüring, die Gestaltung, Kunst und Medien mit der Studienrichtung Film und Video an der Merz-Akademie im Kulturpark Berg studiert. Weil sie zwei Häuser weiter aufgewachsen ist, habe die WG auch einen sentimentalen Wert für sie gehabt.

 

Doch sie fühlte sie sich nicht wohl dort – die Hausverwaltung habe sich nicht ausreichend um die Mietwohnung gekümmert, berichtet die Studentin: „Wenn man wochenlang kein warmes Wasser in der Küche hat, nervt das irgendwann.“ Trotz weiterer Suche in den gängigen Onlinebörsen fand sie kurzfristig keine WG oder Wohnung, die ihr zusagt hat.

Sie verlor ihr ehemaliges Kinderzimmer

Nach sechs Monaten hatte sie genug und kehrte zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Degerloch zurück. „Meine Mutter ist davon ausgegangen, dass ich es keine drei Monate in der WG aushalte“, erzählt Anna Thüring schmunzelnd. „Sie gönnt es mir, wenn ich was Gutes finde, ansonsten bin ich jederzeit daheim willkommen.“ Einen Nachteil hatte das Hin- und Herziehen dann aber doch. Anna verlor ihr ehemaliges Kinderzimmer an die jüngere Schwester und musste auf den Dachboden ziehen. „Als ich klein war, wollte ich unbedingt unterm Dach wohnen. Jetzt fluche ich, weil es im Sommer heiß, im Winter kalt ist und man sich wegen der vielen Dachschrägen nicht einrichten kann“, sagt Anna Thüring.

Dass sie eigentlich gerne weiterziehen möchte und sich deswegen gar nicht groß bemüht hat, den Dachboden behaglich zu gestalten, ist unschwer zu erkennen. Seitdem die Studentin wieder zu Hause wohnt, hat sie ständig nach WG-Zimmern oder kleinen Wohnungen Ausschau gehalten. Wichtiges Kriterium bei der Suche ist dabei die Nähe zur Innenstadt. Weiter außerhalb gelegene Stadtbezirke wie Vaihingen kämen für sie nicht in Frage, betont Anna Thüring. Das gehe übrigens auch vielen Kommilitonen so.

Nun steht seit wenigen Wochen fest: Zum ersten April wird die inzwischen 21-Jährige den zweiten Versuch wagen, das heimische Nest zu verlassen. Zwei Freunde haben ihr angeboten, unweit des Katharinen-Hospitals eine Wohngemeinschaft zu gründen. „Mir gefällt der Gedanke, mit Leuten zusammenzuziehen, die ich kenne und schätze“, sagt die Studentin im vierten Semester. Es sei ihr lieber, eine WG neu zu gründen, als in eine bestehende einzuziehen. Und sie weiß jetzt schon, was sie am meisten vermissen wird: „Den vollen Kühlschrank.“

Der große Esstisch wird ihr fehlen

Das Leben im Hotel Mama ist eben mit gewissen Annehmlichkeiten verbunden. Auch das gemeinsame Frühstück mit ihrer Mutter werde ihr fehlen. Und natürlich wird sie sich wieder mit den eher lästigen Dingen des Alltags beschäftigen müssen – Getränke schleppen und Wäsche waschen bleiben ihr momentan erspart. Und den großen Esstisch, auf dem sie ihre Unterlagen verteilt, wenn sie an ihren Hausarbeiten sitzt, wird ihre Mutter kaum entbehren wollen.

Doch natürlich sieht Anna Thüring auch die Vorteile des Umzugs. Wenn sie von ihrer Vietnam-Reise mit Freunden zurückkehrt, will sie sich in ihrer WG gemütlich einrichten. Vor allem freut sie sich auf ein Zimmer ohne Dachschrägen und mit geraden Wänden. Ein kleines, aber für sie wichtiges Detail der neuen Wohnung möchte Anna Thüring nicht unerwähnt lassen: „Ich kann von dort praktisch nach Hause schauen.“ Denn vom Fenster aus kann man den Fernsehturm sehen.