Die richtige Art der Fortbewegung mit der Gehhilfe will gelernt sein. Zudem zeigt sich, viele ältere Menschen greifen zu spät auf den Rollator zurück.

Stuttgart - Oberkörper aufrecht, eine Bremse anziehen und in scharfer Kurve um die eigene Achse drehen“, gibt Roland Barth von der Verkehrswacht eine Anweisung, die nicht alltäglich ist. Er übt mit den Senioren in der Rote-Kreuz-Einrichtung Haus im Sommerrain den richtigen und sicheren Umgang mit dem Rollator. Dazu haben sich ein gutes Dutzend Bewohner des Hauses im Innenhof der Einrichtung mit ihren bewegbaren Gehhilfen versammelt. Die betagten Teilnehmer bugsieren ihre Gefährte nun in gemäßigter Geschwindigkeit um die Kurve.

 

„Ich bin noch etwas unsicher damit“, gesteht die 85-jährige Elvira Olleck, während ein anderer Kursteilnehmer eifrig versucht, ihr zu erklären, wie sie die Bremse auf einer Seite feststellen kann, damit die Drehung auf dem Fleck gelingt. „Eigentlich habe ich den Rollator schon einige Jahre“, sagt sie, „aber er stand lange Zeit nur rum, weil ich mir gesagt habe, dass ich ihn noch nicht brauche.“

Genau das sei das Problem, meint Barth: „Viele nehmen erst viel zu spät einen Rollator, wenn sie schon kaum mehr gehen können.“ Ziel sei es aber, älteren Menschen damit vor allem sicheres und aufrechtes Gehen zu ermöglichen. „Mit einer gebückten Haltung am Rollator kriegt man es ruckzuck ins Kreuz“, warnt er.

Rollatortraining gilt auch als Verkehrsprävention

„Fast alle unsere Bewohner brauchen einen Rollator“, sagt Sylvia Anwender vom Haus im Sommerrain, „daher waren wir begeistert von dem Rollatorkursangebot.“ Viele Senioren würden trotz des stützenden Gerätes sehr gekrümmt gehen oder könnten die Bremsen nicht richtig betätigen, hat die Koordinatorin des Quartiermanagements der Einrichtung beobachtet. Roland Barth gibt die Rollatortrainingskurse im Raum Stuttgart daher auch zur Verkehrsprävention. Denn seit den letzten fünf Jahren sei das Gerät als klassische Gehhilfe massenhaft auf den Markt gekommen. Damit steigt auch das Unfallrisiko. Das bestehe vor allem beim Ein- oder Aussteigen von Bussen und Bahnen mit dem Rollator, sagt der pensionierte Polizist.

Im Anschluss an das Training gab es dann noch ein Rollatortänzchen für alle Teilnehmer, die noch gerne das Tanzbein schwingen. „Und rechts und links und eins und zwei“, gibt Angelika Wohlgemuth den Takt vor. Voller jugendlichem Elan absolvieren die Rentner die Schrittfolgen am Rollator. Bei dem ein oder anderem läuft es noch etwas holprig.

„Aber das macht nichts“, sagt die ausgebildete Rollatortanzlehrerin, „das Herz-Kreislaufsystem kommt so auch in Schwung und die Hauptsache ist, dass es den alten Menschen Spass macht“. Kurse gibt sie erst seit kurzem, möchte aber mit ihrem Tanztraining der besonderen Art auf jeden Fall weiter Fuß fassen, denn Spass hat sie dabei auch: „Es freut mich immer ganz besonders, wenn ich sehe, wie sehr die alten Menschen aufblühen, wenn sie zu alten Liedern tanzen, wie in ihrer Jugendzeit.“

Elvira Olleck weiß auch noch um andere Vorteile der mobilen Geh- und Tanzhilfe, gerade nach so einer flotten Sole auf dem Tanzparkett: „Ich kann mich jetzt ganz bequem für eine kleine Verschnaufpause auch mal hinsetzen.“