Die Internationale Raumstation dient als gewaltiger Datenstaubsauger – die Antenne empfängt Informationen über die exakten Flugrouten von Vögeln, über ihre Körpertemperatur und über die Geschwindigkeit, mit der sie Kontinente überqueren. Von der ISS aus fließen alle Informationen zurück in eine weltweite Datenbank.

 

Wikelski und andere Forscher träumen von einem weltumspannenden Netzwerk von Tieren, das Forschern Antworten auf einige grundsätzliche Fragen liefert: Wie breiten sich Seuchen rund um den Globus aus? Wie wirken sich die Folgen des Klimawandels in bestimmten Regionen aus? Biologen und Mediziner erhalten künftig dank dieser Daten einen Einblick in das Leben der Tiere, den sie sich vor wenigen Jahren nicht vorstellen konnten. „Die Daten lassen Rückschlüsse darauf zu, ob ein bestimmtes Tier gerade frisst, vor einem Feind flieht, sich putzt, ob es krank ist oder gesund“, berichtet Martin Wikelski.

Schon heute sind viele Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken beringt oder mit Sendern ausgestattet, doch Icarus wird die Lebensgeschichten von Zehntausenden von Tieren für Forscher nachvollziehbar machen – unzählige Einzelinformationen sollen sich zu einem großen Ganzen fügen. Big Data bei Tieren also. Und im Idealfall wird das weltumspannende Messsystem aus Tieren zu einem Frühwarnsystem, das die Menschen vor drohenden Katastrophen warnt. Martin Wikelski denkt dabei an ein Forschungsprojekt, das ihn kürzlich in die Abruzzen geführt hat, genau in jene Region Italiens, die von schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Dort rüsteten die Forscher Kühe, Schafe und Hunde mit Sendern aus, um zu dokumentieren, wie sich die Tiere bei möglichen weiteren Erdstößen verhalten.