Dann kam es erneut zu einem Beben – und die Wissenschaftler werteten im Nachhinein die Daten aus. „Vor dem Erdbeben waren die Tiere viel nervöser als sonst üblich“, erzählt Wikelski. Dank Icarus sollen die Forscher künftig vor einem solchen Ereignis entsprechende Warnzeichen erkennen und im Idealfall die Rettungskräfte über den bevorstehenden Ernstfall informieren. Tsunamis, Vulkanausbrüche und Unwetter: Tiere registrieren oft bevorstehendes Unheil – man muss allerdings ihre Signale erkennen und richtig interpretieren. „Tierische Messsysteme übertreffen die Leistungen von technischen Systemen bei Weitem“, sagt Wikelski. Sein Ziel: „Wir zapfen den sechsten Sinn der Tiere an.“

 

Das kühne Vorhaben kam Wikelski im Jahr 2001 in den Sinn. Er stellte das Projekt bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa vor – die Amerikaner waren angetan, zweifelten jedoch daran, dass es sich jemals verwirklichen lassen würde. Der Idee fehlte ein einprägsamer Markenname – eines Tages kam Wikelski die Figur aus der griechischen Mythologie in den Sinn, die mit ihren Flügeln aus Wachs der Sonne zu nah kam und daraufhin ins Meer stürzte. Wikelski hofft, dass der aktuellen Mission ein ähnliches Schicksal erspart bleibt. Den Begriff widmete er um: Icarus – International Cooperation for Animal Research Using Space (eine internationale Zusammenarbeit zur Erforschung von Tieren aus dem All).