Rüdiger Deike vertritt seit acht Jahren im Stadtseniorenrat die Interessen der Waiblinger Bürger im Alter von 60 Plus. Einer der Schwerpunkte des Architekten ist die kostenlose Beratung für altersgerechtes und barrierefreies Wohnen.

Waiblingen - So kann es gehen: Eigentlich hat Rüdiger Deike vorgehabt, sich als Rentner vor allem dem Modelleisenbahnbau zu widmen. Doch als es so weit war, ist der damals 65-jährige Architekt auf einen ganz anderen Zug aufgesprungen: Im Frühjahr 2007 trat er in den Ruhestand – und zur Wahl des Stadtseniorenrats in Waiblingen an. Demnächst feiert Rüdiger Deike seinen 72. Geburtstag und steht dieser Tage zum dritten Mal auf der Kandidatenliste für die Seniorenvertretung, die bis zum 22. März neu gewählt wird. Was ihn antreibt bei diesem Ehrenamt? „Der Kontakt zu Menschen macht mir Spaß und als Stadtseniorenrat habe ich mit allen Generationen zu tun, zum Beispiel auch mit den Jugendgemeinderäten“, sagt der in Helmstedt geborene Rentner.

 

Der Vorsitzende des noch amtierenden Stadtseniorenrats hat in den vergangenen Monaten schwer dafür gekämpft, dass die Wählerschaft im Alter zwischen 60 und 102 Jahren wirklich eine Wahl hat. „Noch im Dezember gab es nur fünf Kandidaten für den Stadtseniorenrat“, erzählt Deike – zwölf Sitze sind zu vergeben.

Nun treten immerhin 18 Kandidatinnen und Kandidaten an, die, auch darüber ist Rüdiger Deike froh, nicht nur aus der Kernstadt, sondern aus nahezu allen Teilorten kommen. „Nur aus Bittenfeld ist kein Kandidat dabei“, bedauert der 71-Jährige, der sagt, er habe extremen Aufwand betrieben, um die Bewerberliste voll zu bekommen. „Wir haben Flyer gedruckt und ich bin in allen Ortschaftsräten gewesen“, erzählt Deike über seine Überzeugungsarbeit.

Barrierefreies Wohnen als ein Schwerpunkt

Eine der Hauptaufgaben des künftigen Stadtseniorenrats wird es nach Deikes Ansicht sein, sich für den Bereich Pflege und für die Schaffung neuer Einrichtungen für Senioren einzusetzen. Sein persönlicher Schwerpunkt sei das Thema altersgerechtes und barrierefreies Wohnen, sagt der Architekt, der auch im Kreisseniorenrat aktiv ist. Gemeinsam mit der Architektenkollegin Annette Färber-Pfisterer bietet Rüdiger Deike in Waiblingen eine kostenlose Wohnberatung für alle an, die ihr Zuhause altersgerecht umrüsten wollen oder müssen. „Wir besichtigen die Wohnung und schauen, was zu tun ist. Stellen mit Sturzgefahr lassen sich schnell beseitigen, andere Probleme sind eher schwierig zu lösen“, weiß er. Gerade in Altbauten sei es äußerst kompliziert, beispielsweise die Bäder rollstuhltauglich umzurüsten. Und wer das in Angriff nehme, der müsse extrem viel Geld in die Hand nehmen: „In einer Mietwohnung ist so etwas kaum möglich.“

Auch das Thema Altersarmut dürfte die Seniorenräte nach Deikes Einschätzung immer mehr beschäftigen, ebenso die Zusammenarbeit zwischen der Klinik Winnenden und den Pflegeeinrichtungen. Beim sogenannten Entlassmanagement von Patienten aus dem Krankenhaus, aber auch was dessen Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln angeht, sieht der Waiblinger Seniorenrat noch einiges auf die Seniorenräte in der Stadt und im gesamten Kreis zukommen.

Hoffen auf mehr Beteiligung

Was die Waiblinger angeht, so sieht Rüdiger Deike die Stadt gut aufgestellt in Sachen Senioren: Es gibt mit Holger Sköries einen Stadtseniorenreferenten, der Seniorenrat habe einen eigenen Etat von rund 12 000 Euro für Projekte. „Damit können Sie eine Menge anfangen“, sagt Deike. Er spricht lediglich von „Kleinigkeiten“, die sich noch verbessern ließen. Dazu gehöre etwa die Tatsache, dass der schöne Rundweg durch die Talaue nach wie vor fast kein schattiges Plätzchen biete. Auch einen weiteren Wohnberater könne man in der Stadt noch gut gebrauchen. Zunächst aber hofft der Seniorenrat auf eine rege Beteiligung. bei der gerade laufenden Wahl. Beim letzten Mal lag sie bei 30 Prozent. Deike: „Ich hoffe, dass das besser wird.“

Vertretung für ältere Bürger

Beginn
In Waiblingen ist im Jahr 1999 erstmals ein Stadtseniorenrat gewählt worden. Der Seniorenreferent Holger Sköries hatte im Jahr zuvor in einem Altenhilfeplan die Einrichtung eines solchen Gremiums vorgeschlagen.

Aufgaben
Der Seniorenrat der Stadt Waiblingen vertritt die Interessen der Bürger, die mindestens 60 Jahre alt sind. Diese Zielgruppe darf den Seniorenrat auch wählen. In Waiblingen sind das derzeit rund 14 500 Bürger. Der Seniorenrat verfügt über ein Jahresetat von rund 12 000 Euro, um Projekte zu realisieren.

Gremium
Der Stadtseniorenrat besteht aus zwölf Mitgliedern, in diesem Jahr stellen sich 18 Bewerberinnen und Bewerber zur Wahl.