Laut externen Prüfern haben sich die Zustände in der Seniorenresidenz Anna Maria verbessert. Neue Bewohner dürfen trotzdem nicht einziehen – noch gilt ein Aufnahmestopp für das Heim.

Ludwigsburg - Walter Scheller ist zufrieden. Der Landesleiter des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK) hat die Ludwigsburger Seniorenresidenz Anna Maria, die zur Alloheim-Gruppe gehört, in den vergangenen Monaten zur Chefsache erklärt – und sieht Fortschritte am Hohenzollernplatz. „Den Bewohnern dort geht es wesentlich besser“, sagt Scheller. Es gebe mehr geschultes Personal und die pflegerische Versorgung der Heimbewohner habe sich deutlich gebessert.

 

Untermauert wird Schellers Eindruck durch ein aktuelles Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Insgesamt erhält das Alloheim darin die Note 1,1, im wichtigen Bewertungsbereich „Pflege und medizinische Versorgung“ immerhin eine 1,3. Unter Experten ist die Notenskala des MDK seit Längerem umstritten, die Aussagekraft gilt als gering. Dennoch lässt die Auswertung der mehrtägigen unangekündigten Prüfung von Anfang Februar den Schluss zu: Es tut sich was in dem Ludwigsburger Seniorenheim.

Von Note 3,2 auf

Zum Vergleich: Bei einer MDK-Prüfung im vergangenen Oktober erhielt die Einrichtung in puncto Pflege noch die Note 2,9, im Sommer 2016 gar nur eine 3,2. Der landesweite Durchschnitt der Gesamtbewertungen liegt bei 1,1. Die Bewohner und das Personal hatten sich 2016 über teils gravierende Missstände, über eintöniges Essen und fehlende Mitarbeiter beklagt. Eine zwangsweise Schließung stand im Raum.

Vor allem die Lagerung und die Wundversorgung von Patienten, die sich nicht oder nur schlecht bewegen können, entspreche inzwischen den Anforderungen, erklärt Walter Scheller. Kein Bewohner müsse mehr befürchten, sich im Bett wund zu liegen, über längere Zeit offene Wunden stellten die Prüfer nicht mehr fest, Verletzungen würden deutlich schneller und besser behandelt als noch vor Jahresfrist. Damals hätten Senioren ins Krankenhaus gebracht werden müssen, um weitere gesundheitliche Schäden zu vermeiden: Mehrere dieser sogenannten „kritischen Ereignisse“ habe es gegeben.

Der VDEK-Chef führt die bessere Lage auf mehr Personal zurück, dass außerdem deutlich besser geschult sei. Die Alloheimgruppe bestätigt, dass zuletzt fünf neue Fachkräfte angestellt worden seien, weitere sollten möglichst schnell hinzukommen. Seit November ist die neue Heimleiterin Sandra Wolf im Amt. Der Knackpunkt bleibt aber die Zahl der festangestellten Mitarbeiter: Bislang habe das Alloheim viele Stellen mit Leiharbeitskräften besetzt, wichtig seien aber Pfleger, die länger in ein und der selben Einrichtung arbeiteten, erklärt Scheller. Daher habe man Festanstellungen auch zur Auflage gemacht. „Wir entlassen das Heim noch nicht in die komplette Freiheit.“ Im vergangenen Jahr sei der MDK drei Mal im Haus gewesen, auch in diesem Jahr werde man häufiger als üblich unangekündigt am Hohenzollernplatz vorbeischauen.

Noch gilt ein Aufnahmestopp in dem Heim

Die Heimaufsicht im Ludwigsburger Landratsamt bescheinigt dem Haus Anna Maria eine „Stabilisierungsphase“. Man werde weiter „engmaschig kontrollieren“, um eine „dauerhafte Verbesserung der Zustände sicherzustellen“. Unverändert gilt ein Aufnahmestopp, neue Patienten dürfen nicht einziehen. Ob und wann diese Anordnung der Heimaufsicht aufgehoben werden kann, hänge von der weiteren Entwicklung des Heims ab, heißt es aus dem Landratsamt. Man stehe „laufend in Kontakt“.

Da die Missstände im vergangenen Sommer derart gravierend waren, dass auch strafrechtliche Konsequenzen möglich sind, ermittelt weiterhin die Staatsanwaltschaft. Dabei geht es um Verfehlungen in dem Heim allgemein und um den Fall einer ehemaligen Bewohnerin im Besonderen: Sie war mit massiven Verletzungen aufgefunden worden, deren Ursache unklar ist. Die Tochter der Seniorin geht davon aus, dass ihre Mutter misshandelt wurde und stellte Strafanzeige gegen das Pflegepersonal und die Heimleitung. Da auch diese ein Fremdverschulden nicht ausschließen konnte, schaltete sie ihrerseits die Ermittler ein – deren Arbeit laut der Staatsanwaltschaft in Stuttgart noch nicht abgeschlossen ist.