Die serbische Zeitung "Press" wirft Erhard Bühler vor, er habe eine heimliche Liebesbeziehung zu einer jungen Albanerin. Er bestreitet das.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Pristina - Zu Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien auf dem Balkan immer Konjunktur. Ein "albanischer Schwager" stehe an der Spitze der internationalen Kosovo-Schutzmacht Kfor, schreckte in dieser Woche die serbische Zeitung "Press" ihre verstörten Leser auf: der deutsche Kfor-Kommandant Erhard Bühler unterhalte schon seit seinem ersten Kosovo-Einsatz 2004 eine heimliche Liebesbeziehung zu einer "jungen Albanerin" aus Prizren, die auch noch mit Kosovo-Premier Hashim Thaci verwandt sei: Für sie habe der verliebte Bühler in Deutschland "Frau und Kind verlassen".

 

Pristina habe die Frau dem deutschen General untergejubelt, berichtete das Blatt, das als Kronzeugen einen beinharten serbischen Nationalisten zitierte. "Die Albaner beeinflussen die Vertreter der internationalen Organisationen mit Frauen und Geld", behauptet der Serbenführer Milan Ivanovic aus der ethnisch geteilten Kosovo-Stadt Mitrovica: "Das ist ihre Taktik."

Die lukrativen Schmugglergeschäfte sind trockengelegt

Nicht zuletzt dank des entschlossenen Vermittlereinsatzes von Bühler konnte zu Monatsbeginn eine Eskalation des Grenzstreits im Nordkosovo vermieden werden. Doch vor allem die nationalistischen Kräfte der Kosovo-Serben und die mit ihnen verbandelten Geheimdienst- und Mafiakreise zeigten sich über die vom Kfor-Chef angeordnete Abriegelung der Grenze keineswegs erbaut. Denn damit sind auch ihre lukrativen Schmugglergeschäfte über die bis jetzt nur symbolisch kontrollierte Grenze bis auf Weiteres trockengelegt.

Ausgerechnet das für gute Geheimdienstkontakte bekannte Boulevardblatt "Press" nahm denn auch in dieser Woche den international gefeierten Kompromisseschmied ins Visier: Mit der Enthüllung vermeintlicher Familienbande Bühlers zu Kosovos Führung mühte sich die Zeitung, den "verliebten Erhard" als im Interesse Pristinas operierenden Albaner-Freund zu entlarven.

Schon seit 20 Jahren geschieden

Als die Zeitung am zweiten Tag ihrer offenbar gezielt lancierten Kampagne auch noch versuchte, seine frühere Frau in Deutschland in den vermeintlichen Skandal mit hineinzuziehen, sah sich der bayerische Schwabe zum medialen Gegenschlag gezwungen: Denn die angeblichen Enthüllungen drohten nicht nur seine persönliche Glaubwürdigkeit, sondern auch die der Kfor-Mission in ein schiefes Licht zu setzen.

 Von seiner ersten Frau sei er schon seit 20 Jahren geschieden, stellte der 55- Jährige in einem Interview mit der Belgrader Zeitung "Alo!" klar. Seit Jahren wohne er mit seiner Lebensgefährtin zusammen, die mit Kosovo-Premier Thaci weder verwandt noch verschwägert sei. Seine Partnerin sei keine junge Albanerin, sondern eine Frau von beinahe 50 Jahren, die in Deutschland lebe und eine typische Vertreterin des früheren Jugoslawien sei: Ihre Mutter sei Montenegrinerin - und ihre Verwandten lebten in Serbien, Bosnien und Kroatien.

Bühler steht zwischen "zwei Feuern"

Auch die Behauptung von "Press", dass sein Vater als Wehrmachtsangehöriger 1941 an dem deutschen Massaker in Kragujevac beteiligt gewesen sei, konterte der bayerische Schwabe kühl: Sein Vater sei damals genau neun Jahre alt gewesen. Im Labyrinth des tückischen Amselfeld hat sich der nüchterne General auch im ungewohnten Medien-Kreuzfeuer souverän behauptet. "Kein Funken Wahrheit" sei an den in Serbien und Kosovo kursierenden Berichten über seine angeblichen Familienbande zu Thaci, versichert Bühler.

Für die gegen ihn losgetretene "Schmutzkampagne", will der stets diplomatisch auftretende General offiziell "weder Belgrad noch Pristina" verantwortlich machen. Er stehe auf seiner Position eben zwischen "zwei Feuern": "Es wundert mich nicht, dass mich jemand auf diese Weise zu diskreditieren versucht - und meine Unvoreingenommenheit infrage zu stellen sucht." Er sei jedoch Europäer - und kein Rassist, stellt Bühler klar. Sein Wunsch sei, allen Menschen im Kosovo den Frieden zu sichern: "Das ist mein einziges Ziel."