VfB-Spieler Serdar Tasci über seinen Ambitionen im DFB-Team, den Saisonstart des VfB - und darüber, warum er sich schon mal mit Sven Ulreich zofft.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Am Dienstagabend hat es sich Serdar Tasci nach den beiden Trainingseinheiten auf dem VfB-Clubgelände zuhause in Aichwald auf dem Sofa bequem gemacht - und das Länderspiel der DFB-Elf in Polen angeschaut. Seit einem Jahr hat der 24-Jährige nicht mehr für Deutschland gespielt. Doch Tasci ist zuversichtlich, dass sich das bald wieder ändern könnte.

 

Herr Tasci, wie tief sitzt der Schmerz, wenn die Nationalelf ohne Sie spielt?

Die Nationalmannschaft ist das Größte, da will man natürlich immer gerne dabei sein. Die Jungs haben gegen Brasilien und in der EM-Qualifikation einen attraktiven Fußball gespielt - und zählen für mich in dieser Form zu den EM-Favoriten. Was mich angeht: ich weiß, wie schwer es ist, rein zu kommen, wenn man länger draußen war. Der Bundestrainer Joachim Löw hat mich aber vor ein paar Wochen angerufen und gefragt, wie es mir geht. Ich bin also nicht in Vergessenheit geraten. Das motiviert mich.

In der Vorsaison hat es die ersten Rückschläge in Ihrer Karriere gegeben. Wie sind Sie damit umgegangen?

Ich bin ein Spieler, der grundsätzlich an seine Stärken glaubt, der erfolgreich sein will. Nach der Winterpause hat der VfB ein ganz anderes Bild abgegeben. Wir waren in der Rückrunde das viertbeste Team. Auch ich war viel besser. Es hat in der Rückrunde den ein oder anderen Spieler in der Bundesliga gegeben, der für das Nationalteam nominiert wurde, und der auf einem ähnlichen Niveau spielt wie ich. Ich hoffe daher schon, dass ich auch wieder einen Anruf vom Bundestrainer bekomme, warte das aber erst einmal entspannt ab.

Bisher dürfen Sie auch in dieser Bundesligasaison mit Ihren Leistungen zufrieden sein.

Wir stehen in diesem Jahr spielerisch und konditionell auf einer anderen Stufe. Im Vorjahr hat es bei einigen Spielern gehakt. Viele mussten sich erst selbst in den Griff kriegen. Wir haben schlecht gespielt und verloren. Diesmal haben wir einige Punkte liegen lassen, obwohl wir gut waren. Ich denke da nur an die vielen Chancen, die wir in Berlin ausgelassen haben.

Der VfB im Tabellenkeller

Am Samstag kommt Hannover nach Stuttgart. Haben Sie keine Sorge, dass der VfB wieder in den Tabellenkeller absackt?

Uns erwartet am Samstag eine sehr wichtige Partie. Hannover hat spielerisch da angeknüpft, wo sie in der vergangenen Runde aufgehört haben. Durch den Erfolg im Europapokal über den FC Sevilla werden sie auch sehr selbstbewusst sein.

Die VfB-Fans müssen also wieder zittern?

Wir sollten die vergangene Saison immer im Hinterkopf haben. Denn klar ist, dass nichts von alleine geht. Allerdings sind die Vorzeichen diesmal schon ganz andere. Wir sind viel fitter als damals - und auch der Teamgeist stimmt. In der Mannschaft gibt es keine Probleme. Wir stehen hinten gut, sollten aber die Chancen, die wir uns erarbeiten, konsequenter nutzen.

Apropos Teamgeist: Sie sind nach dem Berlin-Spiel noch auf dem Platz mit dem Torhüter Sven Ulreich nicht zum ersten Mal verbal aneinander geraten. Gibt es beim VfB vielleicht nicht nur die heile Fußballerwelt?

Dass der Ulle und ich uns auch mal zoffen, liegt wohl daran, dass er direkt hinter mir spielt. In Berlin ging es um eine Szene, in der wir in der Viererkette mal kurz durchschnaufen wollten. Der Ulle hat das Spiel mit einem langen Ball dann aber schnell gemacht. Da habe ich ihm meine Meinung gesagt - und er mir seine. Das gehört zum Fußball, und es wäre ja traurig, wenn es das nicht mehr gäbe. Nach dem Spiel ist das alles wieder vergessen.