Die Stadt Göppingen wandelt sich stetig. Viele Gebäude sind verschwunden. Straßen und Plätze haben ihr Gesicht verändert. Und doch lässt sich einiges wiedererkennen.

Göppingen - Der Bahnhof ist die Visitenkarte einer Stadt. Darüber wird heutzutage in Göppingen viel diskutiert. Eine Tiefgarage, ein autofreier Vorplatz, zumindest der direkte Bahnhofsvorplatz wird, sollten diese Pläne endlich verwirklicht werden, in den nächsten Jahren, sein Gesicht grundlegend ändern. Das Umfeld unterliegt ohnehin einem steten Wandel, wie unser Rückblick zeigt.

 

Auf unserem historischen Foto, das aus den Obergeschossen des ersten Göppinger Bahnhofs Ende der Zwanziger Jahre entstanden sein muss, war noch alles beim Alten. Man erkennt, dass der Bahnhofsvorplatz schon damals bogenförmig wie heute befahrbar war. Die heutige Gliederung mit den Parkplätzen, der Taxivorfahrt und der Einbahnstraßenregelung kam allerdings erst im Jahr 1964, als das damals moderne Bahnhofsgebäude errichtet wurde.

Der Post musste ein Biergarten weichen

Am linken Bildrand, wo sich heute das Kreissparkassenhochhaus in den Himmel reckt, stand einst die Post, links davon, im Bild nicht zu sehen, befand sich der dazugehörige Posthof. Dessen Gastwirtschaft, später lange Jahre eine Wienerwald-Filiale, wurde erst jetzt für den Neubau der Kreissparkasse abgerissen.

Die Post wurde bekanntlich zu Beginn der Dreißiger Jahre am rechten Rand des Bahnhofsvorplatzes neu erbaut. Dort ist auf dem historischen Bild noch die Bahnhofsgaststätte Greiner zu sehen. Die Schatten spendenden Kastanien des Biergartens sind allerdings schon für den Neubau der Post gefällt. Heute hat sich auch die Post aus ihrem damals neu erstellten Hauptgebäude weitgehend zurückgezogen. Eine Kneipe, Arztpraxen und das Finanzamt sind dort untergekommen, wo früher ganze Gebäudetrakte mit der Brief- und Paketverteilung und den riesigen Schaltschränken für die Telefonie belegt waren. Im Jahre 1941 kam das Göppinger Postamt zu heute eher zweifelhaften Ehren. Rudolf Heß verlieh ihm als erstem nationalsozialistischen Musterbetrieb in Göppingen die Goldene Fahne. Das alte Postgebäude wurde damals übrigens zum NSDAP-Haus umgestaltet.

Vom Gerberviertel ist nichts mehr zu sehen

Die Kreissparkasse errichtete zuerst im nördlichen Teil dieses Bahnhofsviertels an der Gerberstraße ihr Hauptgebäude (1936). Damit und mit dem Bau eines heute ebenfalls nicht mehr sichtbaren Kreisverwaltungsgebäudes entlang der Freihofstraße war in den Dreißiger Jahren bereits ein Großteil des alten Göppinger Gerberviertels verschwunden. Das Kreissparkassenhochhaus gegenüber dem Bahnhof ist im Jahr 1975 eingeweiht worden.

Das Grüne Haus gab es schon immer

Weiter in Richtung Innenstadt führt der Blick in die erst in diesem Jahr letztmalig sanierte untere Marktstraße, deren Gebäude allesamt heute noch stehen. Im Eckgebäude ist auf dem historischen Foto das damals vermutlich eben erst eröffnete Café Schwarz zu erkennen. Der Gründer Paul Schwarz hatte knapp zwei Jahrzehnte zuvor die damalige Konditorei erworben und zunächst zwei Privatzimmer des Hauses zu Gasträumen umgebaut. Während das Café Schwarz später an den Spitalplatz zog und nach seiner Aufgabe in den neunziger Jahren mehrere Betreiberwechsel verzeichnete, befinden sich im Gebäude am Bahnhof auch heute noch ein Imbiss und ein Bar. Im Haus dahinter, heute das Spielcenter „Grünes Haus“, logierte damals das Kleidermagazin Süßkind, später dann das Aussteuerhaus von Adam Matheis, dem Gründer des Matheis Textilunternehmens, das heute in der Poststraße seine Bettwaren verkauft. Das nächste Gebäude war damals ebenfalls ein Café. Ganz hinten schon an der Ecke zur Gerberstraße erkennt man noch das Gebäude der ehemaligen Palast-Lichtspiele.