In der Wiesensteiger Mühle bewegt sich was. Hier wird gemalt und geschrieben, aber auch gekocht und gebacken.

Region: Corinna Meinke (com)

Wiesensteig - Wer eines der rückwärtig gelegenen Fenster öffnet, staunt, wie laut die Fils hier an der ehemaligen Wiesensteiger Mühle vorbeirauscht. Auch im Innern der Mühle ist vieles in Bewegung. Dafür sorgen die Gastronomin Melanie Striebel, die im Erdgeschoss neuerdings das Café Mühlwerk betreibt, und ein Stockwerk höher die Künstlerin Gabriele Glang in ihrem weitläufigen Atelier.

 

Die Künstlerin wünscht sich eine Ateliergemeinschaft

Die zweisprachig in den USA aufgewachsene Wahlgeislingerin Glang, die 1990 der Liebe wegen in die Fünftälerstadt zog, bezeichnet ihr Wiesensteiger Atelier als eine Oase. In den hellen Räume finde sie die selbst gewählte Einsamkeit, die sie für ihre kreative Arbeit brauche. Weil sie hier viel Platz hat, könnte sie sich auch gut eine Ateliergemeinschaft mit einer Mitstreiterin vorstellen. Die Deutschamerikanerin Glang ist gleich mehrfach künstlerisch unterwegs: als Malerin, als Schriftstellerin und als Dozentin. Wobei sie das Unterrichten mit einer Performance vergleicht, denn das Multitalent steht nicht nur gerne vor der Staffelei, sondern auch nicht ungern mal im Rampenlicht, beispielsweise wenn sie an der Fachhochschule in Esslingen „Creative Writing in English“ unterrichtet, zu Lesungen zwischen Deutschland und den USA pendelt, Performances organisiert oder im Geislinger Literaturnetzwerk die Doku-Filmtage organisiert.

Fiktionale Monologe von Paula Modersohn-Becker

Ihre schriftstellerische Vielseitigkeit hat Glang außerdem als Drehbuchschreiberin und Lyrikerin unter Beweis gestellt. Zu ihren Projekten gehört etwa eine Gedicht-Reihe mit dem Titel „Göttertage“, in der sie die expressionistische Malerin Paula Modersohn-Becker in fiktionalen Monologen über ihr schmerzvolles künstlerisches Schaffen zu Wort kommen lässt.

Die Gedichtreihe ist aus Gabriele Glangs Recherche für ein Drehbuch entstanden, das sie zusammen mit Martina Fluck schrieb und für welches sie 2008 eine Drehbuchförderung von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg erhielt. Malerisch fühlt sich Glang in der Wiesensteiger Mühle gut angekommen. Hier öffnet sie ihr Atelier mehrmals im Jahr zum „open-studio“, und sie nutzt die Räume auch für ihre Seminare.

Lauschiger Biergarten an der Fils

Wenn es das Wetter zulässt, streift die Malerin über die Alb, oder sie fährt auf die Insel Mön, um mit einem prall gefüllten Skizzenbuch zurückzukommen. Ideen, die sie dann bevorzugt mit Pastellkreide in reizvolle Naturstudien umsetzt. Auftanken kann Glang auch bei Melanie Striebel im Café Mühlwerk mit Mühlenladen im Erdgeschoss der Mühle, wo sich ein Treffpunkt für Wanderer und Cafégäste entwickelt hat. Im Sommer sitzt man im lauschigen Biergarten zwischen Mühlkanal und Fils, und an kühlen Tagen machen es sich die Gäste innen bei Kuchen, hausgemachten Maultaschen und Flammkuchen gemütlich.