Rund um die Berggaststätte Himmel und Erde läuft der Versuch, den Göppinger Hausberg optimal zu vermarkten. Am Samstag steigt deshalb ein Märchenfest.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Tierisch gute Märchen verspricht das Märchenfest am Samstag, 15. August, zu der die Berggaststätte Himmel und Erde von 12 bis 17 Uhr auf den Hohenstaufen lockt. Das vom Berggaststättenbetreiber Saltico erdachte Komplettpaket lässt Märchenerzähler auffahren, präsentiert eine Fledermauskennerin samt ihren geflügelten Schützlingen und präsentiert den Tierpark Göppingen mit Eseln und Ponys. Das Restaurant will Hefezopf mit Butter und Honig, Obstsalat und Fischstäbchen servieren und behauptet, es sei nun wirklich ein Märchen, dass im Gulasch Krötenfleisch schwämme.

 

Schweickerts persönliche Gipfelgefühle

Wenn sich das Filstal an diesen heißen Sommertagen unter einem feinen Dunstschleier verbirgt, vermittel das den Besuchern auf dem Hohenstaufen ein wenig das Gefühl, vom Alltag entrückt zu sein. Dabei trennen den Gipfel des Göppinger Hausbergs nur 500 Meter von den am nächsten gelegenen Häusern. Zwar geht es davon jeden Meter bergauf, doch die kurze Mühe wird mit einem Panorama belohnt, das im Kreis seinesgleichen sucht. „Hier oben fühlt man sich zwischen Himmel und Erde“, kommentiert Andreas Schweickert sein ganz persönliches Gipfelgefühl und deshalb hat er auch die nahe Berggaststätte so genannt, die er sozusagen als Bergführer der Göppinger Saltico Management und Marketinggesellschaft betreibt.

Barbarossaschenke wäre manchem Gemeinderat wohl lieber gewesen, berichtet Schweickert und verdreht bei dem Gedanken daran ganz kurz die Augen. Trotz allem hat sich das Schnitzel Barbarossa zum Renner der Speisekarte gemausert, die außerdem eine Pasta Castel del Monte und einen mit Honigvinaigrette verfeinerten Käse – in Verneigung vor Irene von Byzanz, die mit einem Sohn Barbarossas verheiratet war, Irenenglück genannt, anbietet. Auf Bestellung gibt es außerdem feine Bratwürste aus der Göppinger Partnerstadt Sonneberg mit feinem hauseigenem Kartoffelsalat.

Die Gäste sollen wieder kommen

Während der verschmähte Namensgeber Kaiser Friedrich Barbarossa den Hohenstaufen samt seiner nicht erhaltenen Stammburg vermutlich nur ein einziges Mal betreten hat, tut Andreas Schweickert heutzutage eine Menge, damit möglichst viele Gäste gipfelglücklich werden. So schleppt der unstete Göppinger Werbefachmann stets einen proppevollen Rucksack voller Ideen mit auf den Gipfel und ist vollauf damit beschäftigt, sein eigenes Credo „hochkommen zum Runterkommen“ mit Füßen zu treten.

„Sanften Tourismus mit Geist und Inhalt“, hat ein Göppinger Stadtrat dem Programm immerhin vor einer Weile attestiert, das scheinbar jenseits aller Heimattümelei oder romantisierender Rückwärtsgewandtheit die Hohenstaufener Kernthemen Natur und Geschichte bespielt. Was kein Zufall sein kann, schließlich strebt die Agentur Saltico ein komplettes Corporate Design für den Hohenstaufen an.

Vincent Klink gehört zu den Bergfreunden

Hier wird nicht nur ein wenig bewirtet und unterhalten, mit einem Veranstaltungsprogramm von Mai bis November vom Berggottesdienst im Frühsommer bis zum herbstlichen Laternenlauf und mit Geschichten und musikalischen Leckerbissen, die prominente Gönner wie Vincent Klink, Werner Dannenmann und Tina Stroheker für die Audioguides eingespielt haben. Von der eigenen Bergzeitung, der „Bergpost“ bis zum selbst geschleuderten Hohenstaufenhonig „Irenenglück“ bleibt nichts unversucht, den Berg zur Marke zu stilisieren. Und die im Werbejargon „Megatrend“ genannten Themen Sport und Gesundheit dürfen mit Walking- und Yogaangeboten auch auf dem Berg nicht fehlen, fußt doch die Unternehmensgeschichte des Betreibers Saltico ganz entscheidend auf dem sportlichen Erfolg des Handball-Erstligisten Frisch Auf Göppingen, dessen Geschäftsführung in den Händen von Schweickerts Saltico-Geschäftsführerkollege Gerd Hofele liegt.

Während die Dienstleistungen Management, Kommunikation, Sport und Event das Standbein des Betreibers Saltico sind, lässt sich die Berggaststätte Himmel und Erde allerhöchstens als sein Spielbein bezeichnen. Im vierten Jahr scheint der charmante kleine Betrieb jedenfalls erstmals zaghaft schwarze Zahlen zu schreiben. Immer ein wenig im Clinch mit dem Hausherrn und Göppinger Oberbürgermeister Guido Till, der die moderne kleine Berggaststätte für fünf Jahre an Schweickert verpachtet hat, und dem Schweickert ein zu geringes Interesse am Hohenstaufen vorwirft, hat der Werbefachmann längst andere potente Partner auf den Berg gelotst, die den geschichtsträchtigen Ort – vermutlich mit den besten Absichten – für ihre unternehmerischen Events nutzen. Und so können die Bergpartner genannten Sponsoren, die sich im Gedenken an Barbarossas Hohenstaufenbesuch im Jahr 1181 als Freundeskreis die „1181er“ nennen, für eine jährliche Spende über den gleichlautenden Betrag die Berggaststätte mietfrei für ihre Zwecke nutzen.