Unser Fotograf Horst Rudel hat Bilder aus dem Jahr 1978 ausgegraben, die markante Plätze und Straßen im Kreis Esslingen zeigen. Seine Tochter Ines Rudel dokumentiert rund 40 Jahre später die Gegenwart. Heute: Das Köngener Römerkastell.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Köngen - Aus Sicht der Römer hat sich in den letzten 2000 Jahren im Neckartal nicht allzu viel verändert. Sie zogen ab, und das blieb so. Zu ihrer Zeit hatten sie die bislang längste Mauer der Menschheitsgeschichte gegen die Germanen verteidigt. Nun ist die Mauer weg, und die Germanen sind hier. So viel zum Sinn von gigantischen Mauern.

 

Damals ging die Grenze zwischen der Zivilisation und der Barbarei mitten durch unser Land. Die Kastelle in Cannstatt und Köngen waren die letzten Vorposten des Römischen Reichs. Der Rhein, der Neckar und die Donau bildeten die natürlichen Grenzen, der Limes die künstliche. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Köngener Kastell ausgegraben. Am Anfang des 20. Jahrhunderts entfaltete der Schwäbische Albverein seine segensreiche Wirkung und baute einen Wachturm wieder auf. Von dort blickt man damals wie heute ins Neckartal zum schönen Plochingen und Wendlingen, im Rücken hat man die erste Saunalandschaft des Kreises: Die Ruinen des römische Schwitzbads, das in keiner Römersiedlung fehlen durfte.

Erst im Jahr 1978 gesellte sich die Jupitersäule neben das Kastell. Sie ist eine Nachbildung der Säule, die 1967 in Walheim bei Ludwigsburg gefunden wurde und zeigt den Göttervater Jupiter auf seiner Siegesfahrt. Heute zieren etliche Weihesteine und Skulpturen den Park. Auch am Park selbst nagt der Zahn der Zeit, viele Schilder sind verwittert und kaum mehr lesbar. Inmitten des Parks erhebt sich ein kleines Römermuseum. Zurzeit hält es Winterschlaf, in zwei Wochen ist es wieder geöffnet.

1978 blickte man vom Römerpark auf ein wenig bebautes Neckartal. Das Einzige, das an den heutigen Zustand des Tals erinnert, ist der Stau auf der B 313. Vom Limes ist noch die Sybillenspur erhalten, die man von der Teck aus sieht. Dass man immer wieder versucht, Mauern zu bauen, zeigt, dass die Menschen es einfach nicht schaffen, aus ihrer Geschichte zu lernen. Auch heute, so hat man zuweilen den Eindruck, wird wieder eine Grenze zwischen Barbarei und Zivilisation in unserem Land und unserer Gesellschaft fühlbar.

Um die Bilder komplett zu sehen, schieben Sie die grauen Pfeile auf den Fotos hin und her.