In einer Serie stellen wir Lebenshilfen im Stuttgarter Norden vor. Heute: Leben im Alter, ein Bürgerservice, der Senioren auch in ungewöhnlichen Belangen hilft.

Zuffenhausen - So facettenreich das Leben im Alter ist, so vielseitig ist auch das Angebot, das der gleichnamige Bürgerservice in den Stuttgarter Stadtteilen bietet. Denn die Hilfen und Unterstützung, die Senioren in Zuffenhausen überwiegend benötigen, sind andere als in Rot oder gar in Degerloch. Das wissen die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, die in den Stadtteilbüros ihre Netzwerke aufgebaut haben, nur zu gut. Seit fast 30 Jahren stehen sie helfend zur Seite, wenn Betroffene Hilfe im alltäglichen Leben benötigen, es Fragen zur Pflege gibt, finanzielle Hilfen gefragt sind oder Senioren einfach nur Kontakt zu anderen Menschen suchen.

 

Ja, der Degerloch-Vergleich ist ein gern genommener, weiß Gabriele Opitz und lacht. Doch die Sozialarbeiterin, die den Bürgerservice „Leben im Alter“ im Stadtteilbüro Zuffenhausen/Stammheim leitet, weiß eben, dass nicht nur familiäre, sondern vor allem soziale Strukturen eines Stadtteils bestimmen, welche Nöte den Löwenanteil der Anfragen ausmachen. „In Zuffenhausen dreht es sich oft um die Versorgung im Alltag, aber auch um die Unterstützung bei der Pflege, denn es muss nicht immer gleich Heim sein“, sagt Opitz. Vielen Rentnern ist schon geholfen, wenn ihre Einkäufe übernommen werden, ein Hausnotruf eingerichtet wird oder ihnen ein Mittagessen nach Hause geliefert wird.

Wenn das Geld nicht mehr zum Essen reicht

Doch auch das gibt es: Gabriele Opitz erinnert sich an einen Mann, der so verschuldet war und erst kam, als er nichts mehr zu essen hatte. „Da geht man mit zur Bank, um zu schauen, was sich da machen lässt“, sagt sie. In einem solchen Fall seien ihre Hilfsmöglichkeiten aber begrenzt, dann vermittelt man Betroffene an die entsprechende Fachstelle.

Wie unterschiedlich die sozialen Situationen nur wenige Kilometer weiter sein können, erlebt Stefanie Zouaoui im Bürgerservice in Rot. „Bei uns geht es auch um Pflege und Hilfen im Haushalt aber auch häufig um Existenzsicherung“, sagt sie. Viele ihrer Klienten hätten nicht einmal ein Telefon, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten könnten. In solchen Fällen zeige sich, wie wichtig das dezentrale Konzept sei. „Dass wir für ältere Bürger zu Fuß erreichbar sind, ist wichtig“, erklärt sie. Würde es das Angebot nur in einem zentralen Büro in der Stadtmitte geben, würden viele Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, den Weg scheuen.

Hilfe für überfordert Angehörige

„Wir sind das Auffangbecken, wenn gar nichts mehr greift“, sagt Opitz. Sie und ihre Kollegen sind zuständig, wenn die Menschen niemanden haben, der sich kümmert. Oft melden sich dann Nachbarn oder Pflegedienste und machen die Sozialarbeiter auf Hilfebedürftige aufmerksam. „Es kommen auch Familienmitglieder zu uns, die selbst pflegen, aber irgendwann Unterstützung benötigen“, erklärt Opitz. Nicht selten überfordern sich Angehörige mit der Pflege. Zudem wüssten viele nicht, welche Leistungen es gibt und man in Anspruch nehmen könnte. Auch hier stehen die Mitarbeiter des Services Angehörigen mit ihren detaillierten Kenntnissen zur Seite.

Manchmal fragen Senioren nach Computerkursen, wo man Bewegungskurse machen kann oder wie sie mit anderen Menschen in Kontakt treten können. „Wenn der Antrieb fehlt, ist unser Erzählcafé ein guter Ort zum Kontakte knüpfen“, sagt Zouaoui. Kein Problem ist zu banal, als dass man sich nicht melden könnte. Viele Leute benötigen nur kleine Hilfen, für die es keiner Sozialarbeiterin bedarf. Ob den Fernseher einstellen oder die Glühbirne wechseln: Hier springen bürgerschaftlich Engagierte kleiner Initiativen wie die „Nachbarschaftsbrücke“ ein. In diesen Fällen vermittelt der Bürgerservice weiter. Laut Gabriele Opitz sei es am Ende einfach ein gutes Gefühl, einen passenden Dienst zu vermitteln und den Menschen geholfen zu haben.