Bernd Lehrer und Helmut Mucha sind beide leidenschaftliche Bogenschützen beim SV Fasanenhof – aber mit ganz unterschiedlicher Motivation.

Fasanenhof - Als Bernd Lehrer vor rund zwei Jahren beim Tag der offenen Tür der Bogenschützen des SV Fasanenhofes zum ersten Mal Pfeil und Bogen in der Hand hatte, hat ihn das Hobby sofort gepackt. „Im Internet habe ich mir gleich danach einen gebrauchten Bogen gekauft“, sagt Lehrer. Schließlich könne die Ausrüstung schon gerne mal 600 Euro oder auch, je nach verbauten Materialien, deutlich mehr kosten. Und seitdem er einen Übungslehrgang absolviert hat, kommt er im Schnitt dreimal die Woche auf das Gelände am Logauweg. „Wir Bogenschützen zielen nicht auf das Schwarze, sondern auf das Gold“, erklärt der 56-Jährige und lacht. Damit ist nicht nur seine Motivation gemeint – in Wettkämpfen gut abzuschneiden – sondern auch die Zielscheibe, deren innerer Ring am meisten Punkte erzielt und eben goldfarbig ist.

 

Ob ein Pfeil trifft, hängt nicht unbedingt vom Wind ab

Im Sommer zielen die Schützen aus 30, 40, 50 oder 60 Metern Entfernung, im Winter in der Halle beträgt die Entfernung nur etwa 18 Meter. Dabei können sich die Pfeile problemlos bis zu fünf Zentimeter tief in die Scheibe bohren - und wenn der harte Holzrand getroffen wird, ist der Pfeil schnell unbrauchbar. Aber ob ein Pfeil trifft, hängt nicht unbedingt vom Wind ab: „Wenn man nur um 0,25 Grad wackelt, trifft man auf 60 Meter Entfernung schon den Bereich nicht mehr“, erklärt Lehrer. Deshalb sei die Position eines Bogenschützens auch immer relativ gleich: Mit der Hand unter dem Kinn wird die Sehne gespannt – bei Rechtshändern mit rechts, bei Linkshändern mit links – der Oberkörper ganz leicht eingeknickt und dann gilt es, ruhig zu atmen und zu zielen. „Sogar eine Fliege vor der Nase kann da ablenken“, so der 56-Jährige.

Besonders begeistert ist Bernd Lehrer von dem wettkämpferischen Aspekt seines Hobbys. Als Ausgleich zur Arbeit im Qualitätsmanagement kommt er gerne schon morgens vor der Arbeit zum Training. Sein persönliches Highlight, das er durch das stete Training erreicht hat, war die Teilnahme an der Vereinsliga. „Man sieht schon Erfolge, wenn man sich am Anfang erst mal kleine Ziele steckt“, sagt er nicht ohne Stolz.

Körperliche Spannung und geistige Entspannung

Sein Vereinskamerad Helmut Mucha hingegen ist schon seit der ersten Stunde bei den Bogenschützen im Fasanenhof vor sechs Jahren aktiv. „Ich wollte als Kind schon immer Bogenschießen“, erzählt der 62-Jährige. Als sich dann durch die Nähe zu seiner Wohnung die Gelegenheit ergab, war Mucha sofort dabei. Für den Biologen, der sich beruflich mit Betriebshygiene und Mikrobiologie beschäftigt, war der Sport von Anfang an vor allem ein meditativer Ausgleich zum Beruf. „Man muss das richtige Maß an körperlicher Spannung und geistiger Entspannung finden, sonst trifft man nicht“, sagt Mucha. Deshalb sei für ihn der Sport auch immer ein Parameter der eignen geistigen Verfassung.

Außerdem hat Mucha für sich festgestellt, dass Sport am Morgen vor der Arbeit eine unglaubliche Energie freisetze. Im Sommer ist der Fasanenhofer deshalb schon um 6 Uhr am Morgen auf dem Platz zum Trainieren: „Man sieht dann die Sonne aufgehen und Hasen über den Rasen hoppeln – das ist einfach eine schöne Art, den Tag zu begrüßen“, sagt er. Mucha, der sich selbst vom Wesen her als einen „Stresser“ bezeichnet, braucht diese Ruhe: „Meine Familie merkt, dass mir der Sport unheimlich gut tut.“ Sein einziger Gegner sei er selbst, im Gegensatz zu Lehrer, der den Vergleich mit anderen suche. „Ich versuche, mich selbst jeden Tag ein wenig zu verbessern – das ist mein eigener Anspruch an mich“, sagt Mucha.

Einig sind sich Mucha und Lehrer aber in der Wahl ihres Vereins. „Wir Bogenschützen sind ein eigenes Volk“, sagt Mucha und lacht. Deshalb sind auch beide froh, mit ihrem Hobby in einer „außergewöhnlich harmonischen Gruppe an Schützen“ angekommen zu sein.