Das Ehepaar Rudorfer aus Hemmingen züchtet Riesen-Gemüse. Vor allem mit ihren Kürbissen haben sie es schon zu großen Erfolgen gebracht – trotz eines Angriffs eines ganz besonderen Gegners kurz vor dem jüngsten Wiege-Wettbewerb.

Hemmingen - Das Virus haben sie sich vor sechs Jahren im Blühenden Barock eingefangen. „Als wir die riesigen Kürbisse gesehen haben, haben wir gedacht, das können wir auch“, erinnert sich Helga Rudorfer an eines der Schlachtfeste am Ende der Kürbis-Ausstellung. Zuhause in Hemmingen wurde dann selbst geschlachtet – und die Kartoffeln mussten den Kürbissen das Feld überlassen. Ihr erster Riese brachte 90 Kilogramm auf die Waage. Die nächsten wogen zwischen 200 und 240 Kilogramm – echte Leichtgewichte, verglichen mit dem bislang größten mit 366,4 Kilogramm. Martin Rudorfer holte sich damit Platz eins bei den Regionalmeisterschaften im Kürbiswiegen, seine Frau mit einem zweiten mit 353,4 Kilogramm den Vizetitel. Die Preisgelder – 1300 und 800 Euro – investierten sie in neue Samen.

 

„Dieses Jahr war super“, sagt Martin Rudorfer. Es sei warm gewesen, habe aber viel geregnet. Doch das reicht nicht. „Um Kürbisse so groß zu kriegen, braucht man bestimmte Sorten. Und man muss ein bisschen wissen, wie man damit umgeht.“ Vor allem brauchen die Rudorfers Zeit. „Wenn die Saison losgeht, sind wir jeden Abend draußen“, erzählt Helga Rudorfer über die Stunden nach der Arbeit für das eigene Hoch- und Tiefbauunternehmen. Teils helfen auch die erwachsenen Kinder mit.

Draußen, das sind verschiedene Felder, im Hemminger Gewerbegebiet, aber auch in Leonberg-Höfingen. Dort wuchsen unter anderem die beiden Siegerkürbisse heran, geschützt in einem kleinen, eigens errichteten Gewächshaus – und sorgfältig ausgewählt. Normalerweise wachsen mehrere Exemplare, verästelt wie ein Tannenbaum, an einem Stängel – doch der könnte nicht mehrere Riesen ausreichend versorgen, nur ein Kürbis bleibt deshalb dran.

Dieses Jahr lagen sie mit ihrer Auswahl goldrichtig. Noch größer als die beiden im Gewächshaus hatte sich ein Kürbis außerhalb entwickelt. Mehr als 400 Kilogramm habe das Exemplar gewogen, mit verschiedenen Längenmessungen und einer Tabelle könne man das zuverlässig berechnen. Doch kurz vor dem Transport zum Wiegen der Schreck: eine Maus hatte sich durch die Außenwand gefressen. „Und wenn Kürbisse so Luft abbekommen, fangen sie schnell an zu faulen“, so Martin Rudorfer.

Dieses Schicksal wartet nun auch auf die fotogenen Feldkürbisse; mit einem 78,8 Kilogramm schweren hatte er sich den Europarekord geholt. Essbar sind die Feld- und Riesenkürbisse nicht wirklich, dafür pflanzt das Paar andere Sorten an und verkauft sie auf einem Höfinger Bauernhof. „Pink Banana und Butternut sind besser im Geschmack“, erklärt Helga Rudorfer. Die könne man als Gemüse anbraten oder zur Suppe machen. „Da nehm’ ich nicht viel rein“, sagt sie. Nur ein paar Zwiebeln, aber keine Kartoffeln oder anderes. „Das viele Zeug verändert zu sehr den Geschmack.“

Die Riesen sind eher zum Schnitzen geeignet, einige von ihnen und entsprechende Vorlagen für Kinder liefert das Paar diesen Samstag zum Fest des Obst- und Gartenbauvereins Höfingen, in dem sie sich engagieren (von 14 Uhr an, Strohgäuhalle). „Es muss aber nicht so filigran sein, Augen, Nase und Mund reicht mir schon“, sagt sie über ihre eigenen Schnitzambitionen und lacht wieder, wie so oft an diesem Nachmittag. Vor allem, als sie sich für eines der Fotos hinter den Gelben Stuhl stellen: „Unser Baby“, sagen beide und streicheln über das orangefarbene Exemplar.

Nach den Kürbissen entdeckten sie andere Riesen-Gemüse – und das Online-Forum Crazy Growers zum Austausch. „Der Name passt“, sagt Martin Rudorfer lachend. Verrückt sei die Züchterei irgendwie schon. Stolz zeigt er in seinem Garten auf einen Kohlrabi, der es seit April auf 18 Kilogramm und den Europarekord gebracht hat, gleich daneben wächst eine riesige Rote Bete mit rund zwölf Kilogramm. Für viele Gemüsesorten gibt es Wiegewettbewerbe – „aber das läuft eher nebenher“. Ihm reiche es, das Kürbisgewicht weiter zu steigern. „Da haben wir noch lange Zeit – bis 70“, sagt der 52-Jährige lachend.

Das nächste Jahr hat seine Frau schon im Blick. Die Siegerkürbisse sind noch im Blühenden Barock, aus dem größeren ist ein Meerjungfrauenkopf geschnitzt worden. „Da müssen wir schauen, dass wir die Kerne bekommen.“ Denn die werden bis zur Aussaat im Frühjahr getrocknet und sollen ähnliche Riesen bringen.

Dabei jedoch könnten die Rudorfers ernsthafte Konkurrenz bekommen, die sie sich selbst quasi gezüchtet haben. Eine Bekannte, der sie Ratschläge und Samen gaben, habe erste Riesenkürbisse mit 209 und 173 Kilogramm gezüchtet. „Die haben wir auch schon infiziert“, lacht Helga Rudorfer.