In einer Serie widmen wir uns einigen besonderen Tieren im Stauferkreis. Ob Schlangenbeschwörer, Straußenzüchter oder Sittichflüsterin – was Mensch und Tier zusammenbringt, haben wir vorab Katrin Hofmann gefragt.

Göppingen. - In einer Serie werden wir uns in den kommenden Ausgaben einigen besonderen, aber auch ganz gewöhnlichen Tieren im Stauferkreis widmen. Ob Schlangenbeschwörer, Straußenzüchter oder Sittichflüsterin – was Mensch und Tier überhaupt zusammenbringt, haben wir Katrin Hofmann gefragt. Sie ist Reittherapeutin im Göppinger Christophsbad.
Frau Hofmann, was ist das unsichtbare Band, das Mensch und Tier verbindet?
Ganz allgemein gibt es ja eine Biophilie-Hypothese von Edward O. Wilson. Diese geht vereinfacht gesagt davon aus, dass sich der Mensch grundsätzlich zu anderem Leben hingezogen fühlt. Im Einzelnen aber gibt es unzählige Aspekte der Beziehung von Mensch und Tier.
Es lässt sich also nicht verallgemeinern?
Haustiere sind anders zu betrachten als Nutztiere. Ein Landwirt sieht seine Rinder sicher anders, als eine Hausfrau ihre Katze, eine Schlange ist etwas anderes als ein Kaninchen.
Dann nehmen wir mal die Pferde, mit denen sie arbeiten.
In der Reittherapie ist eine ganz besondere Situation. Wir haben es mit Patienten zu tun. Da ist das Vertrauen zwischen Mensch und Tier ganz besonders wichtig. Das ist aber auch großer Vorteil der Tiere, dass sie, und das gilt wieder ganz allgemein, jedem Menschen ganz wertfrei gegenüber treten. Es ist egal, wer der Mensch ist, ob er einen Beruf hat oder wie er aussieht und sich kleidet. Das macht es dem Menschen leicht, Vertrauen zum Tier zu fassen.
Dennoch gibt es ja ganz unterschiedliche Mensch-Tier-Beziehungen.
Natürlich. Ich würde zum Beispiel behaupten, dass ein Freizeitreiter eine innigere Beziehung zu seinem Pferd pflegt, als ein Jockey, der seinem Pferd vor allem Leistung abverlangt. Respektvoll gehen aber sicher beide mit ihren Tieren um.
Das gilt auch für die Mastbetriebe?
Ich denke schon. Ich habe einmal erlebt, wie Kinder eine Sau mit Kieselsteinen beworfen haben, die bereits auf dem Anhänger für die Fahrt zum Schlachter verladen war. Da kam die Bäuerin raus, und hat den Kindern gesagt, sie sollten die Sau in Ruhe lassen. Diese habe ohnehin einen schweren Weg vor sich. Das zeigt: Man sollte Tiere nicht vermenschlichen, aber sie respektvoll ihrem Naturell entsprechend behandeln.
Wie sieht es umgekehrt aus? Gibt es typische Tierhalter und typische Nicht-Tierhalter?
Das ist schwer zu sagen. Vielleicht sind Tierhalter aber die glücklicheren Menschen.
Wie das?
Ich will nicht sagen, dass man ohne Tier nicht glücklich sein kann, aber der Mensch ist eben ein soziales Wesen. Und Tiere machen es ihm wie gesagt leicht, weil sie vorbehaltlos sind. Es gibt auch Untersuchungen, dass Tiere, die man gut streicheln kann, eine engere Beziehung erlauben.
Das spricht gegen eine innige Freundschaft zwischen dem Aquarist und seinen Fischen.
Zumindest weiß man, dass beim Streicheln der Oxytocin-Spiegel im Körper des Menschen steigt. Man nennt es auch das Kuschel- oder Bindungshormon.
Sie raten also, sich ein Tier zuzulegen oder eine Beziehung zu einem Tier aufzubauen?
Für ein Haustier spricht vieles. Mit einem Tier kann man viel erleben. Man übt Verantwortung. Man muss mit einem Tier Zeit verbringen, aber es ist auch eine Riesenerfahrung. Man sollte sich aber unbedingt vorher gut informieren, damit man den Bedürfnissen des Tieres gerecht werden kann. Nur wer sich darüber im Klaren ist, kann am Ende auch von der Beziehung zum Tier profitieren.

Katrin Hofmann

Sie ist seit 13 Jahren für das Christophsbad in Göppingen als Reittherapeutin tätig. Zurzeit schreibt sie an ihrer Doktorarbeit zum Thema Reittherapie und lernschwache Schüler.

 

Neue Abteilung

Hofmann ist künftig für den Aufbau einer neuen Abteilung des Klinikums Christophsbad auf dem Freihof verantwortlich. In dieser Abteilung sollen unter anderem therapeutische und psychomotorische Fördermaßnahmen praktiziert und die tiergestützten Therapien erweitert werden. Im Christophsbad gibt es übrigens nicht nur Therapiepferde, sondern auch einen Therapiehund.