In der Serie „Unterwegs“ begleiten wir heute Monika Knopf, eine passionierte Radfahrerin, über Feldwege und durch die oft engen Straßen von Leinfelden-Echterdingen.

Leinfelden-Echterdingen - Monika Knopf reiht sich in den Strom der Fahrzeuge auf der Hauptstraße in Echterdingen ein. Zügig fährt sie in Richtung Bahnhof. Sie unterscheidet sich von den Fahrern vor und hinter ihr dadurch, dass sie mit Muskelkraft voran kommt. Die 53-jährige Erzieherin, Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Filder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), wagt sich auf die wohl am meisten befahrene Straße in der Stadt. Gerade ist sie aus Stetten herübergefahren, um zu zeigen, wo Radfahrer prima rollen und wo es gefährlich werden kann.

 

Ihre Bilanz fällt gemischt aus: „Zwischen den Stadtteilen kann man gut radeln. Aber viele trauen sich nicht auf die Hauptstraße.“ Die immer breiteren Autos überholen die Radler mit Tempo 40. Kein schönes Gefühl. Knopf hört von Lokalpolitikern oft das Argument, die Radler könnten auf die Martin-Luther- oder die Christophstraße ausweichen. „Aber wenn ich einkaufen will, muss ich zur Hauptstraße.“

Auf dem Gehweg wird es eng

Auf Höhe des Zeppelinplatzes lässt Knopf ihr Rad ausrollen. Sie möchte zeigen, wie eng es auf dem Bürgersteig ist. „Für viele Kinder ist die Hauptstraße Teil ihres Schulwegs. Die fahren auf dem durch Aufsteller verengten Gehweg.“ Das führe zu Konflikten zwischen ihnen und Fußgängern. Nach wenigen Minuten kommt ihr ein Mann entgegen, der auf den Platz des Fahrradständers ausweicht, um vorbei zu kommen. Knopf ist an der Stelle schon bei ihrem nächsten Thema. „Es gibt hier im Zentrum keine richtige Abstellanlage, nur diesen und den Radständer vor dem Supermarkt drüben.“ Alle anderen müssten ihre Räder „irgendwo sonst hinstellen“.

Einige Fahrradständer gibt es hingegen vor der Schwimmhalle am Hainbuchenweg. „Die Radbügel sind gut“, lobt sie. Doch es seien zu wenige und der Rasen ungünstig. „Das Gras weicht auf und dann tragen die Radfahrer die Erde unter ihren Schuhen ins Bad.“

Hundehalter gehen auf der falschen Seite

Die Fahrradständer stehen an dem Radweg von Echterdingen nach Leinfelden. Dessen eine Seite ist für Radler, die andere für Fußgänger gedacht. So viel zur Theorie. „Viele Hundehalter gehen mit ihren Tieren auf der falschen Seite. Es sind auch Unfälle passiert, wenn Radfahrer im Dunkeln in die lange Leine zwischen Hund und Herrchen gefahren sind.“ Sie wünscht sich mehr Umsicht der Fußgänger. „Es muss sich noch viel in den Köpfen der Menschen tun“, sagt Knopf.

Nachholbedarf gebe es auch in der Politik. Es gibt keinen Radverkehrsbeauftragten und die Stadt ist nicht Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen. Das sei von Verwaltung und Gemeinderat nicht erwünscht. „Radfahrer haben hier in der Stadt keine Lobby“, sagt Knopf.

Alle Wege mit dem Fahrrad

Was aber gut funktioniere, sei die Sauberkeit der Feldwege. Monika Knopf fährt alle Strecken mit dem Rad. Egal, ob zur Arbeit nach Stuttgart, zum Getränkekistenholen oder mit Heuballen auf dem Anhänger zu ihren Ziegen.

Mittlerweile fährt Monika Knopf durch das Zentrum Leinfeldens, den Neuen Markt entlang. „Hier fahren Radler wegen des dichten Verkehrs ungern.“ Es habe mal die Idee gegeben, dort Fahrradschutzstreifen als Test einzurichten. „Das bekommt man politisch aber nicht durch.“ Knopf hält vor der Stadtbücherei an. Sie hat Sandra Mussler getroffen. Sie und ihr Mann fahren viel Rad. „Es gibt rücksichtslose Autofahrer, die am Zebrastreifen nicht anhalten, wenn ich mit dem Rad fahre. Wenn ich schiebe, geht es aber“, sagt Mussler.

Für ein gutes Miteinander

Knopf radelt weiter nach Musberg. Dort geht es die Filderstraße hinauf, die durch eine Baustelle noch enger ist als sonst. „Hier bräuchte man Schutzstreifen.“ Dann würden die Autofahrer mehr Abstand halten. Trotz aller Probleme fährt sie leidenschaftlich gerne Rad und bemüht sich um ein gutes Klima zu Autofahrern und Fußgängern. „Damit möchte ich Vorbild sein.“