Der SC Freiburg hat seine schweren Anschuldigungen gegen Yacine Abdessadki zurückgezogen.

Freiburg - Der Fall klang von Anfang an bizarr: Der gut verdienende Fußball-Profi Yacine Abdessadki soll im Dezember im Mannschaftshotel des SC Freiburg vier Shampoo-Flaschen geklaut haben. Ihm wurde daraufhin von seinem Verein fristlos gekündigt. Zwei Monate später aber ist es jetzt der Fußball-Bundesligist, der schwer blamiert und beschädigt dasteht. Denn die Freiburger haben in einem außergerichtlichen Vergleich alle Anschuldigungen zurückgenommen und ihrem langjährigen Spieler eine Abfindung zugesichert. „Wir bedauern sehr, wie das gelaufen ist. Es steht völlig außer Frage, dass das keine gute Sache für den SC Freiburg ist“, sagte Vereinssprecher Rudi Raschke der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.

 

Vorwürfe haben sich laut Verein nicht bewahrheitet

Rein juristisch endet der „Shampoo-Streit“ nun so: Die Freiburger haben den Franzosen rehabilitiert, indem sie öffentlich einräumen, „dass die gegen Herrn Yacine Abdessadki erhobenen Vorwürfe sich nach Überprüfung und weiteren Ermittlungen nicht bewahrheitet haben“. Der Verein und der 31 Jahre alte Spieler einigten sich darauf, dass ihr ursprünglich bis 2013 laufender Vertrag aufgelöst wird und dass Abdessadki vom Sport-Club eine Abfindung erhält. Deren Höhe liegt nach einem Bericht der „Badischen Zeitung“ im sechsstelligen Bereich.

Jenseits aller Zahlungen und Erklärungen gibt es in diesem Fall aber nur Verlierer. Abdessadkis Ruf hat schwer gelitten, bereits in einer Arbeitsgerichts-Verhandlung am 9. Februar erklärte sein Anwalt Werner Schurig: „Ich sehe die Notwendigkeit, Herrn Abdessadkis Ehre wiederherzustellen. Er ist europaweit behaftet mit diesem Stigma. Von Norwegen bis Dubai ist es unmöglich, einen neuen Verein zu finden.“

Der SC Freiburg wiederum steht nun als Arbeitgeber da, der mindestens viel zu vorschnell und fahrlässig gehandelt hat. Es steht aber auch der Vorwurf im Raum, dass der Verein in den Vorkommnissen vom Dezember eine gute Gelegenheit gesehen hat, einen Spieler loszuwerden, mit dem er sportlich nicht mehr plante. Zum einen sprach der SC die fristlose Kündigung genau an jenem 20. Dezember aus, an dem auch fünf weiteren Profis nahegelegt wurde, zu gehen.

Hotel stellte mehrere Shampoo-Flaschen in Rechnung

Zum anderen gab es in diesem Fall von vornherein einige Ungereimtheiten. Ein Kölner Hotel stellte dem Sport-Club kurz nach der 0:4-Niederlage beim 1. FC Köln am 10. Dezember mehrere Shampoo-Flaschen in Rechnung. Nach einem Bericht der „Badischen Zeitung“ hätte der Verein schon anhand dieses Schreibens erkennen können, dass auch Abdessadkis Kollege Garra Dembélé für die Mitnahme der Flaschen infrage kam. Doch der Stürmer aus Mali sei dazu nie befragt worden.

Abdessadki wehrte sich gegen seine Kündigung, zog vor das Arbeitsgericht Freiburg und schilderte dort seine Version, die nach Informationen der Zeitung mittlerweile auch von Dembélé bestätigt wurde: Danach hat der Stürmer die Shampoo-Flaschen bei der Rezeption bestellt und eine von ihnen an Abdessadki weitergereicht.

Der sucht jetzt einen neuen Verein. Und SC-Sprecher Raschke meinte: „Wir wissen, dass wir definitiv die falschen Schritte eingeleitet haben.“