Die Faszination chinesischer Kampfkunst haben die Meister des Shaolin Kung Fu in der Stadthalle bewiesen.

Leonberg - Sie sind wieder da, die Meister des Shaolin Kung Fu. Mit ihrer atemberaubende Show „The Revenants Tour 2017 – Die Rückkehr der Meister“ haben sie mit ihren für westliche Vorstellungen kaum nachvollziehbaren mentalen und kämpferischen Fertigkeiten die Zuschauer in der vollen Stadthalle begeistert.

 

Wie wichtig stetiges Training und das Streben nach Höherem sind, demonstrieren die Akteure mit den kurz geschorenen Haaren gleich zu Anfang. Erklärungen tragen dazu bei, so manches Phänomen auf der Bühne ansatzweise zu verstehen. Ein zentrales Element von Shaolin Kung Fu ist die Lebensenergie Qi, die allen Lebewesen nach chinesischer Überlieferung innewohnt. Besondere Atemtechniken und gymnastische Übungen lassen Energien und Schwingungen im Einklang mit mentaler Stärke im Körper frei werden; er wird schnell, stark, unbesiegbar und nahezu unverwundbar. Gekleidet in ihre orangefarbenen Gewänder zeigen die Mönche Übungen, zu denen Schläge, Tritte, Würfe und Griffe mit bildhaften Namen wie etwa „Teufelshand“ gehören. Bemerkenswert ist die absolute Körperspannung, die sich eruptionsartig entladen kann, gefolgt von Phasen tiefer Entspannung und Konzentration.

Keiner wird verletzt

So können die „Mönche“ aus einer blitzartigen Geste heraus im Sekundenbruchteil innehalten – sie erstarren regelrecht. Hinzu kommen Exerzitien mit Schwert, Säbel und Speer, die mit ihren dünnen flexiblen Klingen Furcht erregende Geräusche erzeugen.

Am beeindruckendsten sind jedoch die Darbietungen von „Shaolin Hard-Qi-Gong“. Die Konzentration des eigenen Qi an bestimmten Bereichen des Körpers erhöht den Widerstand gegen Schläge und Stöße, lässt keine Schmerzen und Verletzungen zurück. Wenn mit der bloßen Hand eine dicke Steinplatte zerschlagen wird, eine Metallstange wie ein Streichholz zerbricht oder eine Holzstange auf dem blanken Schädel zertrümmert wird, so war dies erst eine „kleine“ Kostprobe. Schier unbegreiflich wird es, wenn sich ein Mann mit bloßem Oberkörper und einer doppelseitig mit Nägeln gespickten Platte auf dem Bauch auf den Boden legt und sich dann rücklings ein weiterer Kämpfer auf die Platte legt. Zu guter Letzt bekommt der Obenliegende eine dicke Steinplatte auf den Bauch, die durch einen einzigen Hieb mit einem Hammer zertrümmert wird. Dass hinterher alle Beteiligten mit stoischen Mienen und ohne jegliche Verletzungen aufstehen, grenzt für westliche Zuschauer an ein Wunder.

Ebenso wenig dringt eine dicke Speerspitze in den Körper eines Kämpfers ein, auf die er mittig und bäuchlings gelegt wird, sich mit den Armen balancierend eine gefühlte Ewigkeit dort hält. Mit der Kraft des Qi eine Metallhalbkugel so in den Bauch einzusaugen, dass selbst mehrere Zuschauer sie durch gemeinsames Ziehen nicht lösen können, ist für alle überraschend.

Eine 1500 Jahre alte Tradition

Eng verbunden und einander unabdingbar bilden Übungen aus der traditionellen chinesischen Kung Fu-Kampfkunst und der Philosophie des Zen-Buddhismus die Grundlage für das Beherrschen des Shaolin. Dessen Wurzeln legten die Mönche des legendären Klosters in Dengfeng. Heute wird Shaolin in vielen Schulen in Dengfeng gelehrt, um die mehr als 1500 Jahre alte Tradition in friedlicher Absicht in die moderne Welt zu tragen. Die rund 30 Mitglieder der Show rekrutieren sich aus dem Epo Wushu College, an dem rund 5000 Schüler von Kindesbeinen an unterrichtet werden.