Das Konzert der Band "Shopping" im Komma in Esslingen ist ein echter Kracher gewesen - auch wenn die Songs der Gruppe immer viel zu kurz sind. Aber vielleicht ist das auch Teil des Konzepts.

Esslingen - Fast hat der Auftritt von Billy Easter, Andrew Milk und Rachel Aggs schon jetzt die Marke „Konzert des Jahres“ bekommen. Doch es gibt einen kleinen Haken beim Auftritt der Londoner Postpunk Band Shopping am Samstagabend im Komma Esslingen. Es hängt nicht etwa an der stakattoartigen Bewegung von Gitarristin Rachel Aggs, die mit Händen und Körper einen sich bewegenden Uhrzeiger darstellt oder an Schlagzeuger Andrew Milk, der kurz den Gig unterbricht, weil er nach „seinem Equipment sucht“ - wie Aggs auf der Bühne erklärt. Nein, der Haken am Shopping Auftritt ist, dass das Londoner Trio ihre vielseitigen Songs einfach viel zu kurz spielt!

 

Durchschnittlich zwei Minuten dauert das perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel aus Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Nur so lange darf man in diesen Klängen schweben. Nicht nur live, sondern auch auf Platte. Letzteres mag wohl durch eine Repeattaste ausgeglichen sein, doch im Komma lässt sich die rasante Show leider nicht zurückspulen. Abwechselnd singen Easter, Milk und Aggs von geraden Linien, verschwendeter Zeit und langen Wegen nach Hause. Dazu hört man verspielte schnelle Rhythmen, die stetig Kopf und Fuß voran bewegen. Und dann noch diese trägen Stimmen, die nicht passender sein könnten. Plötzlich ist man in den 70-er Jahren - in einem alten Schuppen in East-London, wo der Postpunk gerade entsteht. Wo sich alles um Musik dreht, um den Moment, um das Hier und Jetzt. Vielleicht sind deswegen die Shopping-Songs so kurz, dass man sich nicht ganz verliert oder die Schnelligkeit der Songs und deren Raffiniertheit noch beibehalten wird.

Das Publikum lauscht währenddessen dem Bühnentreiben in dem dunklen, kleinen Raum und hat keine Smartphones in der Hand - wenn überhaupt nur Bier. Die Zuschauer lauschen und tanzen. Die Bühne ist von ihnen bis zur Tür umrandet, und wenn Shopping zum nächsten Song übergehen, wird gejubelt oder geschwiegen - um auch ja nichts zu überhören. „Man hier ist es auch peinlich still“, muss Aggs irgendwann feststellen, die in kurzer Hose und weißen Socken spielt. Als „Direct, smart, catchy, and extremely punk“ wurde sie und ihre Kollegen zuletzt auf pitchfork.com beschrieben. In der Bandbiografie liest man von disco-not-disco Drums und scharfen Gitarrenklängen - alles in allem trifft das zu. Die 2012 gegründete Band, die bisher zwei Alben veröffentlicht hat, ist für einen Samstagabend definitiv ein heißer Tipp! Wer den Auftritt verpasst hat, hat wohl eines der besten Konzerte des Jahres versäumt.

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