Nach Anschlägen mit Fahrzeugen in Nizza und Berlin denkt man am Stuttgarter Airport über Betonbarrieren vor den Passagiergebäuden nach. Unter den Maßnahmen soll die ohnehin schwierige Verkehrssituation nicht noch weiter leiden.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Flugverkehr ist in Zeiten grassierender Terrorangst ein sensibles Geschäft: Die Betreibergesellschaft des Manfred-Rommel-Airport prüft derzeit Maßnahmen, um die Sicherheit vor den Terminals zu erhöhen. Dazu gehören auch Überlegungen, wie ein Anschlag mit einem Fahrzeug zu verhindern sei. „Wir arbeiten an der Verbesserung unserer landseitigen Security“, sagt Flughafen-Sprecher Johannes Schumm auf Anfrage. Als landseitig gilt bei der Flughafengesellschaft alles vor den Sicherheitskontrollen.

 

Spagat zwischen Sicherheit und fließendem Verkehr

Denkbar seien etwa Betonpoller auf den Gehwegen vor den Abfertigungsgebäuden, die verhindern sollen, dass Fahrzeuge gezielt in die Terminals gesteuert werden können. Sogenannte „Gefährder-Pkw“ sollen gestoppt werden, ehe sie Schlimmes anrichten können. Allerdings muss bei alledem darauf geachtet werden, den Flughafenbetrieb nicht lahmzulegen. Natürlich sei man trotz aller Bemühungen um mehr Sicherheit darauf bedacht, die ohnehin nicht immer einfache Verkehrssituation rund um den Airport nicht weiter zu beeinträchtigen, versichert Schumm. Vor den Gebäuden halten Taxis und kleine Zubringerdienste. Auch Privat-Autos machen von den inoffiziell als „Kiss&Fly“ titulierten Spuren Gebrauch. Dass dort wirklich nur zum Absetzen und Verabschieden von Passagieren kurz gehalten wird, behält der Sicherheitsdienst im Auge. Wer übermäßig lange hält, wird angesprochen.

Keine Auswirkungen hätten die ins Auge gefassten Maßnahmen hingegen für die untere Ebene vor dem Terminal, wo ankommende Passagiere aus den Gebäuden kommen. Dort können nur Taxis und Busse direkt vorfahren, Privatfahrzeuge können dort Parkplätze ansteuern, die aber in einiger Entfernung zu den Flughafengebäuden liegen.

Noch kein Terminplan festgelegt

Nach den Attentaten von Brüssel und Berlin hat es am Stuttgarter Airport eine neue Bewertung des lokalen Risikos gegeben. Neben der Flughafengesellschaft saßen auch Vertreter der Bundes- wie auch der Landespolizei mit am Tisch. Nun würden die erarbeiteten Vorschläge geprüft. „Über Kosten oder einen Zeitplan lässt sich daher derzeit nichts sagen“, so Johannes Schumm. Man sein aber ständig dabei, das Sicherheitskonzept am Flughafen weiterzuentwickeln.

Betonpoller waren in Stuttgart auch schon zum Schutz des Cannstatter Wasens und des Weihnachtsmarkts in der Innenstadt zum Einsatz gekommen. Beim Faschingsumzug Ende Februar hatte die Polizei hingegen auf große Fahrzeuge als Barriere gesetzt. Diese seien im Einsatz flexibler, lautete damals die Erklärung der Sicherheitsbehörden.

Größere Beeinträchtigungen durch Stuttgart 21

Dem Bereich vor den Flughafenterminals stehen auch abseits eventueller Maßnahmen zur Gefahrenabwehr größere Veränderungen bevor. Sollten die derzeit aktuellen Pläne für Stuttgart 21 umgesetzt werden, die im Untergrund vor den Flughafengebäuden den Bau eines dritten Gleises in der bestehenden S-Bahnstation vorsehen, würde sich das Gelände für einige Zeit in eine Baustelle verwandeln. Die entsprechenden Pläne hat die Bahn beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht. Ehe der formale Genehmigungsprozess beginnt, will die Bahn im Mai und Juni die Pläne in den betroffenen Gemeinden und den Stuttgarter Stadtbezirken vorstellen. Die jetzt angestellten Überlegungen zum besseren Schutz der Terminalgebäude hätten aber keinen Einfluss auf das Vorhaben der Bahn, versichert Flughafen-Sprecher Johannes Schumm.