Die Polizei im Land ist seit den Terroranschlägen in Paris vor gut zehn Tagen alarmiert, wenn herrenlose Koffer gemeldet werden. In den Gepäckstücken findet sie alles Mögliche.

Stuttgart - Herumstehende Koffer ohne Besitzer sind in diesen Tagen immer wieder Anlass für die Polizei, Absperrband auszurollen und sich vorsichtig mit Spürhunden zu nähern: Die Polizei in Baden-Württemberg ist seit den Anschlägen in Paris vom 13. November mit mehr als 150 Toten in Alarmbereitschaft. Bisher konnten die Sicherheitskräfte in allen Fällen Entwarnung geben.

 

Dennoch ermuntert die Polizei die Bevölkerung, sich bei verdächtigen Beobachtungen zu melden: „Besser einmal zu viel, als ein mal zu wenig anrufen“, sagte ein Polizeisprecher in Heilbronn. Angesichts der aktuellen Sicherheitslage werden auch auf Weihnachtsmärkten mehr Streifen als sonst präsent sein, wie mehrere Polizeidirektionen mitteilten.

Koffer bewusst abgestellt?

Erst am Montag war in Offenburg die Fußgängerzone gesperrt, weil ein ramponierter Koffer entdeckt worden war, der aber letztlich nur Stoff- und Kleiderreste enthielt. Auch in Stuttgart haben allein am Wochenende drei herrenlose Gepäckstücke die Bundespolizei, zuständig für Sicherheit auf Bahnhöfen und im Zugverkehr, auf den Plan gerufen - eine Plastiktüte enthielt nur einen Laib Brot.

Der schwerwiegendste Fall: Am Samstagnachmittag wurde die Rosensteinbrücke, eine Bahnbrücke, gesperrt, weil dort zwei Rollkoffer entdeckt wurden, obwohl sie für Fußgänger gesperrt ist. Die Bundespolizei schließt nicht aus, dass jemand provozieren wollte und die Koffer bewusst dort abgestellt hat. „Wir ermitteln wegen Vortäuschens einer Straftat“, sagte ein Bundespolizei-Sprecher. In einem der Koffer befanden sich Kupferkabel, der andere war leer.

Weihnachtsmärkte fordern Polizei besonders

Der Sprecher sagte: „Die Vorfälle zeigen: Unsere Streifen sind aufmerksam.“ Sie tragen seinen Angaben zufolge seit den Anschlägen in Paris Maschinenpistolen und Schutzwesten und kontrollieren verstärkt in Zügen von und nach Frankreich. Mehr Beamte als bisher gebe es aber nicht, weil wegen der Flüchtlingssituation viele Bundespolizisten in anderen Bereichen gebraucht würden.

Häufig melden sich auch Bürger bei der Polizei, die etwas Verdächtiges beobachtet haben wollen. In Lauffen (Kreis Heilbronn) hatte ein Zeuge die Polizei gerufen, weil er ein Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen und arabischen Schriftzügen auf einem Aufkleber in der Windschutzscheibe für verdächtig hielt. Auch hier Fehlalarm - es gehörte einem Ehepaar, das den Wagen noch in der laufenden Woche ummelden wollte.

Für die Zeit der Weihnachtsmärkte ist die Polizei noch einmal besonders gefordert. „Man wird mehr Polizeibeamte sehen“, sagte zum Beispiel ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Aber die werden nicht bis zu den Zähnen bewaffnet sein. Diese Erfordernis sehen wir nicht.“ Auch in Stuttgart, Ulm und Freiburg soll die Polizei stark präsent sein.