Weder die Beschwerden der Bürger, noch das große Polizeiaufgebot in Reaktion darauf war übertrieben. Nun muss man aber auch anerkennen, dass sich Lage beruhigt hat, meint StZ-Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Man hätte Anfang des Jahres meinen können, die Stuttgarter Klett-Passage befinde sich direkt unter der Kölner Domplatte, und oben auf jenem Platz sei dauerhaft Silvester, mit den durch nichts zu entschuldigenden wüsten Vorfällen, die es dort gegeben hat. So in etwa war das Bild, das entstand, wenn man hörte, mit welchen Ängsten Stuttgarter auf einen zentralen Ort ihrer Stadt blickten. Auch wenn die Zahlen der Polizei das nicht belegten, denn sie verzeichnete nicht mehr Straftaten als sonst: die Menschen fürchteten den Weg durch den Untergrund. Bei der Polizei häuften sich die Beschwerden.

 

Panik, Hysterie, Übertreibung? Nein. Denn es ist so eine Sache mit der Sicherheit: Das flaue Gefühl im Bauch lässt sich mit noch so viel Zahlenwerk nicht austreiben. Hinzu kam, dass sich in der Tat immer mehr Gruppen in der Klett-Passage, am Durchgang zur Oper, in anderen Unterführungen und Haltestellen ansammelten, die alles andere als vertrauenserweckend waren. Zwar ging weder von den Bettlern noch von den Drogenhändlern eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben der Passanten aus. Doch dass sie das subjektive Sicherheitsempfinden beeinträchtigen, steht außer Frage. Deswegen haben die Verantwortlichen richtig reagiert und mit einem großen Kräfteeinsatz dafür Sorge getragen, dass die öffentlichen Plätze nicht dauerhaft belagert werden. Man kann bei dem Einsatzkonzept also ebenso wenig von einer Überreaktion sprechen, wie es bei den Bürgern der Fall war, die Sorgen äußerten.

Nun ist es an der Zeit, sich wieder auf die normalen Verhältnisse einzustellen und sich darauf zu besinnen, dass die Landeshauptstadt eine der sichersten Großstädte ist. Nicht vergessen darf man bei all der Sicherheit, dass die sozialen Probleme der nun verschwundenen Gruppen nicht gelöst sind. Sie sind lediglich verdrängt worden. Das ist die Kehrseite, und dessen ist sich auch die Polizei bewusst.